Bosnien-Herzegowina: Warnung vor Spaltungstendenzen

Mehr Einsatz der bosnischen Religionsvertreter für ein Zusammenwachsen im Land wünscht sich der Hohe Repräsentant für Bosnien-Herzegowina, Christian Schmidt

Quelle
Europarat warnt vor Zwei-Klassen-Asylpolitik
Parolin: Skeptisch gegenüber Waffenlieferungen

Bei seinem Amtsantritt im August 2021 habe ihn erstaunt, “dass die internationale Gemeinschaft es bislang nicht einmal geschafft hat, dass Schülern in Bosnien eine gemeinsame geschichtliche Grundlage vermittelt wird”, sagte der deutsche Politiker Schmidt im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Und ich frage mich auch: Wo waren denn da die Religionsgemeinschaften?”

Schmidt forderte, die Religionen sollten in der Frage des Zusammenwachsens vorangehen. “Der Grossmufti von Sarajevo, Husein Kavazovic, ist da sehr offen. Ich habe den Eindruck, dass auch Papst Franziskus über diese Fragen intensiv nachdenkt. Am schwierigsten scheint es bei der serbisch-orthodoxen Kirche zu sein; aber vom Patriarchen aus Belgrad kommen ermutigende Signale.”

Vatikanvertreter in Sarajewo

Im März hatte der vatikanische Ausenminister, Erzbischof Paul Gallagher, den Balkanstaat besucht. Dabei traf er auch mit dem Hohen Repräsentanten zusammen. Bei einer Begegnung mit der Staatsspitze Bosnien-Herzegowinas, bestehend aus Zeljko Komsic, Sefik Dzaferovic und Milorad Dodik, betonte Gallagher, der Papst zeige grosses Interesse an der gesellschaftspolitischen Lage in Bosnien und unterstütze nachdrücklich ein gutes Zusammenleben. Bei einem Gottesdienst in der Kathedrale von Sarajevo sagte Gallagher: Bosnien, “wo sich verschiedene Kulturen und Traditionen treffen und manchmal aufeinanderprallen”, brauche Menschen, die Frieden stiften, statt Konflikte und Spaltung zu säen.

Warnung vor Spaltungstendenzen

Vor den Spaltungstendenzen in Bosnien-Herzegowina warnte auch der Hohe Repräsentant Schmidt im KNA-Interview. “Meine Aufgabe ist, den Dayton-Vertrag zu exekutieren, und der sieht die territoriale Integrität von Bosnien-Herzegowina vor”, so Schmidt, der im Amt des Hohen Repräsentanten im vergangenen Jahr auf den Österreicher Valentin Inzko folgte. “Jeder, der Selbstständigkeitsfantasien hat, kriegt es mit der internationalen Gemeinschaft und mit mir zu tun.”

Schmidt äusserte sich mit Blick auf in diese Richtung weisende Bestrebungen Milorad Dodiks und anderer führender Vertreter der Republika Srpska. Diese ist neben der Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei sogenannten Entitäten, aus denen Bosnien-Herzegowina besteht. Die benachbarte Republik Serbien habe “kein Interesse, die Entität mit ihren rund 900.000 Einwohnern als selbstständig anzuerkennen”, betonte Schmidt. Die Republika Srpska allein sei zudem weder ökonomisch noch politisch überlebensfähig.

kap/kna – pr, 7. April 2022

Themen

Bosnien-Herzegowina
Politik
Religionen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel

  • Stürmischer Empfang

    In der ecuadorianischen Hauptstadt Quito hat Papst Franziskus am Sonntag seine Lateinamerikareise begonnen Von Guido […]

  • Deutschland

    Erstmals Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit von Christen An diesem Montag ist in Deutschland der erste […]

  • Bischof rät Abtreibungs-Befürwortern zur Beichte

    “ Trauriges Votum ” Quelle Katholiken, die beim irischen Referendum für eine Legalisierung von Abtreibung […]

  • Angelus 6. Januar 2023

    Tagesevangelium und Worte zum Tag – Vatican News Tagesheilige und ihre Geschichte – Vatican News

  • Progetto Agata Smeralda

    Discorso del Santo Padre Francesco ai membri del “Progetto Agata Smeralda”