Das Wort Gottes schenkt uns Heil und Freude

3. Sonntag im Jahreskreis C (23.01.2022)

Quelle
“Die schrecklichen Sünden von Kirchenverantwortlichen”

L1: Neh 8,2-4a.5-6.8-10; L2: 1 Kor 12,12-31a; Ev: Lk 1,1-4; 4,14-21/Lesungen – Evangelium

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am “Sonntag des Wortes Gottes” sollen wir uns – wie dies Papst Franziskus vorschlägt – in besonderer Weise dessen bewusst werden, dass Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus zu uns gesprochen hat und dass uns Gott im Wort der Heiligen Schrift persönlich begegnet.

Das ewige Wort Gottes ist Fleisch geworden; Gott ist einer von uns geworden, um uns seine Liebe zu zeigen und uns nahe zu sein. Sowohl im Alten Bund als auch im Neuen Bund hat Gott zu den Menschen gesprochen. Im Hebräerbrief heißt es: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls eingesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat; er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.“ (Hebr 1,1–3).

Die Heilige Schrift ist Gotteswort in menschlicher Art und Gestalt; Menschen haben dieses Buch verfasst und dabei mitgewirkt, und doch hat der Heilige Geist die biblischen Autoren erfüllt, und so schrieben sie all das nieder, was Gott um unseres Heiles willen offenbaren wollte.[1]

Das 2. Vatikanische Konzil hatte den Wunsch, dass im Rahmen der Erneuerung der Liturgie „der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde“; es sollte „die Schatzkammer der Bibel weiter aufgetan werden, so dass innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden.“[2]

Wir sind froh und dankbar, dass dies Sonntag für Sonntag geschieht und natürlich auch bei den Messen an anderen Tagen sowie in eigenen Feiern des Wortes Gottes, im liturgischen Stundengebet und in vielen Andachten. Auch der Rosenkranz ist ein Gebet, wo wir über das Wort Gottes nachdenken, das Fleisch geworden ist und aus Maria, der Jungfrau, geboren wurde.

An diesem Sonntag hören wir im Evangelium die Einleitungsworte des Evangelisten Lukas (Lk 1,1–4), die er an einen gewissen Theophilus richtet. Er ist „allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen“, sodass sich die Leser und Hörer des Evangeliums „von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen“ können, in welcher sie unterwiesen worden sind. Die Heilige Schrift ist also kein Märchenbuch oder ein Phantasieprodukt von gut ausgedachten Geschichten; es handelt sich um Bezeugungen der göttlich geoffenbarten Wahrheit. Das 2. Vatikanische Konzil sagt über die vier Evangelien, dass sie „zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er aufgenommen wurde (vgl. Apg 1,1–2).“[3]

Auch in uns sollte das Herz gleichsam zu brennen beginnen, wenn uns das Wort verkündet wird, so wie es damals den Jüngern erging, die auf dem Weg nach Emmaus waren und denen Jesus selbst den Sinn der Schrift des Alten Testaments erschloss (vgl. Lk 24,32).

Die erste Lesung dieses 3. Sonntags im Jahreskreis C aus dem Buch Nehemia berichtet von der feierlichen Verkündigung der Weisung des Herrn, also des mosaischen Gesetzes, welches vom Priester Esra vor der Versammlung des Volkes Gottes vorgelesen wurde. Es heißt wörtlich: „Man las aus dem Buch, der Weisung Gottes, in Abschnitten vor und gab dazu Erklärungen, sodass die Leute das Vorgelesene verstehen konnten.“ (Neh 8,8). Genau dies ist ja auch das Ziel der liturgischen Verkündigung des Gotteswortes: Abschnitt für Abschnitt wird im Kirchenjahr vorgelesen, und dann folgt die Auslegung oder Erklärung in einer Homilie oder Predigt.

Das Hören und Nachdenken über das Gotteswort macht froh; es erfüllt das Herz mit Freude, wie es im Psalm 19 heißt, der diesmal als Antwortpsalm vorgesehen ist.

Die zweite Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth legt uns dar, was Kirche-Sein bedeutet: Wie der menschliche Leib viele Glieder hat und alle einander brauchen, weil sie aufeinander angewiesen sind, so gibt es auch in der Kirche Gottes, zu der wir alle gehören, viele Berufungen. Ein jeder hat eine besondere Gabe erhalten, und alle wirken zusammen unter dem einen Haupt Christus und in dem einen Heiligen Geist. So beten wir in diesen Tagen besonders für die Einheit unter den Christen.

Im Evangelium nach Lukas schildert uns der Evangelist, wie es Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth ergangen ist. Da konnte er in der Synagoge beim Gottesdienst mit Bezug auf eine Schriftrolle des Propheten Jesaja aufzeigen, dass er es ist, in welchem sich dieses Schriftwort erfüllt. Denn Jesus ist der mit dem Heiligen Geist Gesalbte, der Christus oder der Messias. Freilich tritt er auf eine Weise auf, die viele so gerade nicht erwartet hatten. Mit Jesus Christus hat das „Gnadenjahr des Herrn“ begonnen, also die Zeit unseres Heils.

Hören wir also aufmerksam so wie die Gottesmutter Maria auf das Wort Gottes. Bedenken wir es im Herzen und verinnerlichen wir es. Dann wird es gute Frucht bringen in diesem Leben und uns zur ewigen Seligkeit im Himmelreich führen!

Amen.


[1] Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dei Verbum, Nr. 11.

[2] 2. Vatikanisches Konzil, Sacrosanctum Concilium, Nr. 51.

[3] 2. Vatikanisches Konzil, Dei Verbum, Nr. 19.

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