‘Die vollkommene Hingabe an Maria’ *UPDATE

Die vollkommene Hingabe an Maria im Geist des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort

Quelle
YouTube – Hl. Evangelium + Predigt am Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel – 16.7.2018

Die vollkommene Hingabe an Maria im Geist des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort

Geistliche Vorträge beim Einkehrtag der Skapulierbruderschaft in der Prandtauerkirche St. Pölten am 16. Juli 2016

Josef Spindelböck

Jährlich zum „Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel“ (16. Juli) – kurz auch „Skapulierfest“ genannt – versammeln Sie sich als Mitglieder der Skapulierbruderschaft, um in geistlicher Weise das Wesen der Ganzhingabe an unseren Herrn Jesus Christus unter dem Schutz der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria zu erfassen und zu vertiefen.

Das heilige Skapulier – das Sie entweder in Form eines Stoffskapuliers oder als Medaille tragen – ist ein äusseres Zeichen dieser besonderen Weihe und Hingabe an die Gottesmutter Maria, die uns auf einzigartige Weise mit ihrem Sohn Jesus Christus verbindet. Jene besonderen Verheissungen der Gottesmutter Maria an den hl. Simon Stock, die dann durch die Päpste bestätigt wurden, lassen das Übermass der Gnade Christi erfahrbar werden. Diese Gnaden aber sind uns anvertraut nicht nur für uns selber, sondern auch im Hinblick auf das Heil unserer Mitmenschen. Wir alle gehören auf geistliche Weise zu einem einzigen Leib, der die Kirche ist, und in diesem geheimnisvollen Leib Christi gibt es einen wunderbaren Austausch der Gaben und Gnaden.

Die Hingabe an die Gottesmutter Maria ist keine Spezialandacht für besonders Fromme; sie sollte jedem Christen zu Eigen sein. Im Laufe der Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte haben verschiedene Heilige und verschiedene Orden und Bewegungen diese Weihe und Hingabe an Christus durch Maria jeweils neu herausgestellt. Auch die Botschaft von Fatima zielt ab auf die Weihe an das Unbefleckte Herz der Gottesmutter Maria, um auf diese Weise mit dem Herzen des Erlösers Jesus Christus eins zu werden und durch die Gnade des Heiligen Geistes ins himmlische Vaterhaus zu gelangen.

Für den heutigen Vormittag wollen wir uns vom einem Heiligen ins Geheimnis der Ganzhingabe an Maria einführen lassen, dessen 300. Todestag heuer begangen wird. Es ist der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort (31.01.1673 – 28.04.1716), dessen Gedenktag die Kirche am 28. April feiert. Seine Lehre über die Gottesmutter Maria und die Hingabe an sie als vollkommene Form der Erneuerung des Taufgelübdes entspricht dem Inhalt nach genau dem, was auch all jene im Herzen vollziehen wollen, die in das Skapulier des Karmeliterordens eingekleidet sind und auf diese Weise unter dem besonderen Schutz der Gottesmutter Maria stehen.

Das Leben des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort

Der kleine Louis-Marie wurde am 31. Januar 1673 in Montfort-sur-Meu geboren und war das zweitälteste Kind von insgesamt 18, die seinen Eltern Jean-Baptiste und Jeanne Robert Grignion geboren worden waren. Der Vater war Notar. Den grössten Teil seiner Kindheit verbrachte der kleine Ludwig Maria in Iffendic, wo sein Vater einige Kilometer von Montfort entfernt ein landwirtschaftliches Gut erworben hatte. Schon mit sechs Jahren betete Ludwig täglich den Rosenkranz und erklärte seinen Spielgefährten den Katechismus. Mit 12 Jahren trat Ludwig ins Jesuitenkolleg des hl. Thomas Becket in Rennes ein, wo sein Onkel als Pfarrer tätig war.

Nach dem Ende der schulischen Grundausbildung setzte er seine Studien im Kolleg fort und widmete sich der Philosophie und Theologie. Ein gewisser Abbé Julien Bellier, der von seinen Erfahrungen als Wandermissionar erzählte, weckte das Interesse des Studenten Ludwig, auch selber ein Missionar zu werden, um sich in besonderer Weise in den Dienst der Armen zu stellen. Schon damals entwickelte Ludwig Maria seine innige Andacht und Hingabe an die selige Jungfrau Maria.

Die Unterstützung durch eine Wohltäterin stellte ihm in Aussicht, im Seminar von Saint-Sulpice in Paris studieren zu dürfen. Doch ihr Geld reichte nicht aus; so musste sich Ludwig Maria bald im Armenviertel einmieten und besuchte zur selben Zeit Vorlesungen in Theologie an der Sorbonne. Nach zwei Jahren wurde er ernstlich krank und bedurfte der Behandlung in einem Spital, wobei er auch zur Ader gelassen wurde. Nach seiner Genesung fand er zur frohen Überraschung doch einen Platz in Saint-Sulpice für ihn reserviert, sodass er dort 1695 eintreten konnte. Das berühmte, wegen seiner kirchlichen Gesinnung geschätzte Seminar von Saint-Sulpice war von Jean-Jacques Olier gegründet worden, der als führender Exponent der französischen Schule der Spiritualität jener Zeit gilt. Auch die Gedanken von Kardinal de Bérulle waren prägend. Weil Ludwig Maria zugleich den Dienst eines Hausbibliothekars im Seminar ausübte, konnte er die massgeblichen Werke der geistlichen Literatur über die Gottesmutter Maria kennen lernen und lesen. Eine besondere Verehrung zeichnete ihn aus nicht nur für die Gottesmutter Maria, sondern auch für seinen Schutzengel sowie für die Schutzengel all seiner Mitmenschen.

Obwohl nicht alle Mitstudenten mit der besonderen Art seiner Frömmigkeit etwas anfangen konnten, waren sie doch beeindruckt von der Tiefe seines Wissens und seiner Gabe, in Vorträgen die Glaubensinhalte in ansprechender Weise zu vermitteln. Als er einmal an einem Marktstand vorbeikam, an dem pornografische Schriften angeboten wurden, kaufte er diese auf und warf sie vor den Augen aller in den Fluss.

Am 5. Juni des Jahres 1700 empfing Ludwig-Maria die Priesterweihe, ohne dass jemand aus seiner Familie anwesend war. Bei seiner Primiz waren die Menschen derart ergriffen, dass manche sagten: „Dies ist kein Mensch, sondern ein Engel.“ Danach wurde er nach Nantes in eine Priestergemeinschaft berufen. Zwar erfüllte sich sein Herzenswunsch nicht, als Missionar in Kanada zu wirken, und es bereitete ihm gewisse Schwierigkeiten, dies als den Willen Gottes zu akzeptieren. Ludwig Maria trat dem Dritten Orden des hl. Dominikus bei und erhielt die Erlaubnis, nicht nur über die Geheimnisse des hl. Rosenkranzes zu predigen, sondern auch Rosenkranzbruderschaften zu gründen.

Dann wirkte Ludwig Maria ab 1701 als Spitalskaplan in Poitiers. Der bescheidene und anspruchslose Priester war hier ein Armer mit den Armen; er verzichtete auf jegliche Bezahlung. Dort konnte er mit der seligen Marie-Louise Trichet zusammenarbeiten, die sich dann 34 Jahre lang im Dienst an den Armen verzehren sollte. Anlässlich einer Pilgerreise nach Rom erbat er im März 1706 von Papst Klemens XI. einen besonderen Auftrag für sein Apostolat und sein seelsorgliches Wirken. Der Papst verlieh ihm den Titel eines „Apostolischen Missionars“, jedoch nicht für andere Länder, sondern für Frankreich, da in diesem Land eine große geistliche Not herrschte. Bei seiner Rückkehr aus Rom besuchte Ludwig Maria das Heiligtum Mont Saint Michel, wo er den heiligen Erzengel Michael um seine Fürbitte bei Gott anrief. So erbat er in diesen Tagen der inneren Einkehr die Gnade, Seelen für Gott zu gewinnen, jene zu bestärken, die bereits im Stande der Gnade lebten und gegen den Satan und die Sünde zu kämpfen.

Die nächsten Jahre wirkte Ludwig Maria als Volksmissionar und wurde dabei als der „gute Pater von Montfort“ bekannt. In Pontchateau konnte er hunderte Menschen für die Errichtung eines Kalvarienbergs begeistern. Als das Bauwerk fertig gestellt und der Tag der feierlichen Segnung gekommen war, erliess der Bischof jedoch ein Verbot. Auf Anordnung des Königs, der von Mitgliedern der jansenistischen Richtung beeinflusst war, musste der Kalvarienberg wieder geschliffen werden. Ludwig Maria hätte allen Anlass gehabt aufzubegehren und sich den Anordnungen des Bischofs zu widersetzen. Stattdessen nahm er alles an mit den Worten: „Gepriesen sei Gott!“

Jeweils am Ende seiner Volksmissionen liess er jeden Teilnehmer nach der Erneuerung des Taufgelübdes einen „Bundesvertrag mit Gott“ unterschreiben. Eifrig förderte er die oftmalige Kommunion und das Rosenkranzgebet und war in allem ein Prediger der Barmherzigkeit Gottes mit einer besonderen Fürsorge für die Armen und sozial Geächteten.

Einmal wurde der heilige Ludwig Maria in ein heruntergekommenes und innerlich gespaltenes Kloster auf dem Mont Valerién bei Paris versetzt. Er reformierte dieses nicht durch Worte, sondern durch sein eigenes Beispiel, indem er sich konsequent an die Ordensregel hielt. Dadurch gewann er das Vertrauen der Mönche, die zu ihm kamen, um zu beichten und seinen Rat einzuholen.

Während seiner Tätigkeit als Volksmissionar reifte in ihm der Gedanke heran, eine Priesterkongregation zu gründen. Vor allem in der Vendée waren seine Missionen sehr wirksam. Ludwig-Maria verfasste verschiedene Schriften: „Die vollkommene Andacht zu Maria“ (Abhandlung über die wahre Marienverehrung); „Das Geheimnis Marias“; „Die Liebe zur Ewigen Weisheit“; „Brief an die Freunde des Kreuzes“; „Flammengebet“ (Gebet um Missionare); „Das Geheimnis des Rosenkranzes“ sowie Regeln für die „Gesellschaft Marias“ und die „Töchter der Weisheit“ sowie viele Hymnen.

Nicht alle konnten sich mit seiner Art anfreunden; sein Vorgehen wurde verschiedentlich als zu ungestüm und unklug empfunden. Auf Ludwig Maria wurde sogar ein Giftanschlag verübt, indem man ihm eine verdorbene Fleischbrühe reichte, was seiner Gesundheit keineswegs zuträglich war und ihn weiter schwächte. Dennoch setzte er seine Predigt und Lehrtätigkeit fort. Insbesondere war der Bischof von La Rochelle beeindruckt von den pastoralen Aktivitäten des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort. Mit der Hilfe von Marie-Louise Trichet und Catherine Brunet konnte dort eine Schule eröffnet werden, die bald 400 Kindern eine solide Grundausbildung ermöglichte. Die Schule war für die Kinder aus armen Familien gratis zugänglich. Diese beiden Frauen waren dann zusammen mit Marie Valleau und Marie Régnier auch bei der Gründung der „Töchter der Weisheit“ beteiligt, welche von Bischof de Champflour von La Rochelle am 22. August 1715 approbiert wurde. Diese Ordensgemeinschaft, welche unter der geistlichen Leitung Ludwig Marias entstand, breitete sich in der Folge weltweit aus. Auch die „Missionare der Gesellschaft Mariens“ (heute Montfortaner Patres genannt) wurden von ihm gegründet.

Als Ludwig Maria Grignion im April 1716 nach Saint-Laurent-sur-Sèvre kam, um dort seine letzte Mission zu beginnen, war er am Ende seiner Kräfte. Seine letzte Predigt widmete sich Jesus Christus als der menschgewordenen Weisheit, in der die Barmherzigkeit Gottes und seine Schönheit und Güte offenbar werden. Mit 43 Jahren starb er am 28. April 1716; als Priester hatte er davon 16 Jahre lang gewirkt und über 200 Volksmissionen gehalten. Viele Menschen nahmen an seinem Begräbnis teil; es gab bald Berichte von wunderbaren Erhörungen der Gebete an seinem Grab. 1888 wurde er selig- und am 20. Juli 1947 von Papst Pius XII. heiliggesprochen.

Die Leitgedanken seiner Spiritualität sind folgende:

Durch Maria ist Jesus Christus als Kind in diese Welt gekommen, er möchte durch Maria auch sein Reich in dieser Welt aufrichten, das sich in der Herrlichkeit des Himmels vollendet.
Die fortwährende Ganzhingabe an Maria ist eine wirksame Erneuerung des Taufgelübdes.
Der Christ, der sie vollzieht, verschenkt sich ganz an Maria und durch sie an Jesus.
Das Ziel ist die größere Ehre Gottes und das Heil des Nächsten in der Vereinigung mit Jesus Christus. Als Frucht dieser Hingabe erlangt man eine große innere Freiheit sowie die Beharrlichkeit im Guten.
Ludwig Maria Grignion empfiehlt eine 33tägige Vorbereitung auf die Ganzhingabe an Jesus Christus durch Maria („33 Schritte“).

Seine Spiritualität der vollkommenen Hingabe an Jesus Christus durch Maria hat reiche Frucht getragen. Der heilige Papst Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika „Redemptoris Mater“: „In diesem Zusammenhang erinnere ich unter den vielen Zeugen und Meistern einer solchen Spiritualität gern an die Gestalt des hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort, der den Christen die Weihe an Christus durch die Hände Marias als wirksames Mittel empfahl, um die Taufverpflichtungen treu zu leben. Mit Freuden stelle ich fest, dass es auch in unseren Tagen neue Zeichen dieser Spiritualität und Frömmigkeit gibt.“ (Nr. 48)

In der Diözese St. Pölten und darüber hinaus wurde vor einigen Jahren die Aktion „33 Schritte. Mit Maria zu Jesus!“ durchgeführt. Es gibt ein Vorbereitungsheft, das für jeden Tag Texte, Gebet und praktische Anregungen bietet für die „Lebensübergabe an Christus durch die Hände Mariens“.

Wie können wir im Geiste des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort leben? Im Folgenden soll es nicht um detaillierte Vorschläge gehen, wie denn die Weihe an die Gottesmutter am besten durchzuführen ist, sondern um den Geist der Hingabe an Jesus Christus durch Maria, wie ihn der hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort gelehrt und vorgelebt hat. Jede und jeder möge dann selber den besten Weg finden, wie diese Weihe vollzogen, gelebt und immer wieder erneuert werden kann!

Wie wollte Gott zu uns kommen? Wie kommen wir zu Gott?

Durch Maria ist Jesus Christus als Kind in diese Welt gekommen, er möchte durch Maria auch sein Reich in dieser Welt aufrichten, das sich in der Herrlichkeit des Himmels vollendet.

Der ewige und gütige Gott wollte uns Menschen Anteil geben der Fülle seiner Gaben. So sind wir aus Liebe ins Dasein gerufen worden. Gott verheißt uns die ewige Gemeinschaft mit ihm in der Herrlichkeit des Himmels, wo wir Gott schauen werden von Angesicht zu Angesicht.

Es gilt hier zu fragen: Wie wollte Gott selbst sich uns mitteilen? Auf welche Weise wollte er uns nahekommen, ja einer von uns werden? Und: Wie können wir uns mit Gott verbinden? Auf welche Weise kommen wir zu Gott und erhalten Anteil an der ewigen und seligen Gemeinschaft mit ihm?

Die Antwort darauf lautet in beiden Richtungen: durch Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes! Er ist ja der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch ihn (vgl. Joh 14,6).

Diese Wahrheit des christlichen Glaubens ist für den hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort zentral. An ihr hält er aus ganzem Herzen fest, und er verkündigt sie immer wieder. Bleibt da noch Platz für Maria? Wenn Jesus Christus der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen ist, ist dann nicht Maria wie eine Nebenfigur oder gar wie ein Hindernis zur vollkommenen Vereinigung mit Christus?

Keineswegs! Denn es gehörte zum Plan Gottes in seiner heiligen Menschwerdung, dass er als menschliches Kind empfangen und geboren werden wollte. So heißt es im Brief des Apostels Paulus an die Galater: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.“ (Gal 4,4–5)

Die selige Jungfrau Maria hat den wahren Sohn Gottes in seiner Menschheit vom Heiligen Geist empfangen und ihn als wahre Gottesmutter zu Bethlehem geboren. Dabei war auch der heilige Josef einbezogen, der als wahrer Bräutigam der Jungfrau Maria für ihre Ehre Sorge trug und für das Jesuskind in väterlicher Weise sorgte.

Wenn Gott selbst also in seinem ewigen Plan der Weisheit und Liebe durch Maria zu uns kommen wollte, indem die zweite göttliche Person ein Mensch unter den Menschen sein wollte, dann zeigt uns dies, dass die heilsgeschichtliche Aufgabe der Gottesmutter Maria gerade als „Magd des Herrn“ (Lk 1,38) keine geringe und nebensächliche ist. Maria gehört immer dazu, und die Mutter vom Sohn zu trennen, hieße den Heilsratschluss Gottes nicht wirklich zu kennen oder ihn gar zu verachten.

Dies hat auch das 2. Vatikanische Konzil klar zum Ausdruck gebracht: Maria „umfing den Heilswillen Gottes mit ganzem Herzen und von Sünde unbehindert und gab sich als Magd des Herrn ganz der Person und dem Werk ihres Sohnes hin und diente so unter ihm und mit ihm in der Gnade des allmächtigen Gottes dem Geheimnis der Erlösung.“ (LG 56) „Diese Verbindung der Mutter mit dem Sohn im Heilswerk zeigt sich vom Augenblick der jungfräulichen Empfängnis Christi bis zu seinem Tod …“ (LG 57)

Aber auch in umgekehrter Richtung – also von den Menschen zu Gott hin – ist es wahr, dass unsere Verbundenheit mit Jesus Christus als Erlöser und einzigem Mittler zugleich die geistliche Mutterschaft Marias und ihre von Christus abhängige und ihm untergeordnete Mittlertätigkeit voraussetzt und bejaht: „Marias mütterliche Aufgabe gegenüber den Menschen aber verdunkelt oder mindert diese einzige Mittlerschaft Christi in keiner Weise, sondern zeigt ihre Wirkkraft. Jeglicher heilsame Einfluss der seligen Jungfrau auf die Menschen kommt nämlich nicht aus irgendeiner sachlichen Notwendigkeit, sondern aus dem Wohlgefallen Gottes und fließt aus dem Überfluss der Verdienste Christi, stützt sich auf seine Mittlerschaft, hängt von ihr vollständig ab und schöpft aus ihr seine ganze Wirkkraft. Die unmittelbare Vereinigung der Glaubenden mit Christus wird dadurch aber in keiner Weise gehindert, sondern vielmehr gefördert.“ (LG 60)

So eignet der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria auch eine Mutterschaft in Bezug auf alle Gläubigen in der Ordnung der Gnade und des Heils:

„In ihrer mütterlichen Liebe trägt sie Sorge für die Brüder ihres Sohnes, die noch auf der Pilgerschaft sind und in Gefahren und Bedrängnissen weilen, bis sie zur seligen Heimat gelangen. Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter dem Titel der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen. Das aber ist so zu verstehen, dass es der Würde und Wirksamkeit Christi, des einzigen Mittlers, nichts abträgt und nichts hinzufügt.

Keine Kreatur nämlich kann mit dem menschgewordenen Wort und Erlöser jemals in einer Reihe aufgezählt werden. Wie vielmehr am Priestertum Christi in verschiedener Weise einerseits die Amtspriester, andererseits das gläubige Volk teilnehmen und wie die eine Gutheit Gottes auf die Geschöpfe in verschiedener Weise wirklich ausgegossen wird, so schließt auch die Einzigkeit der Mittlerschaft des Erlösers im geschöpflichen Bereich eine unterschiedliche Teilnahme an der einzigen Quelle in der Mitwirkung nicht aus, sondern erweckt sie.

Eine solche untergeordnete Aufgabe Marias zu bekennen, zögert die Kirche nicht, sie erfährt sie auch ständig und legt sie den Gläubigen ans Herz, damit sie unter diesem mütterlichen Schutz dem Mittler und Erlöser inniger anhangen.“ (LG 62)

Wollen wir also zu Jesus Christus gelangen, der menschgewordenen Weisheit Gottes, dann sollen wir uns nach den Worten des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort an Maria wenden: „Die von der Liebe getragene, echte Marienverehrung ist das wirksamste Mittel und das wunderbarste Geheimnis, mit dem wir die göttliche Weisheit erlangen können und das uns hilft, sie nicht mehr zu verlieren.“ (Die Liebe zur ewigen Weisheit, 17. Kapitel, Nr. 203)

Die Erneuerung des christlichen Lebens aus der Gnade der heiligen Taufe

Wie christozentrisch und auf das Wesentliche des Glaubenslebens gerichtet die Spiritualität des hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort ist, zeigt sich in den von ihm durchgeführten Volksmissionen an seinem Bemühen um geistliche Erneuerung auf der Grundlage der heiligen Taufe. Dabei ist er überzeugt von dieser Wahrheit: Die fortwährende Ganzhingabe an Maria ist eine wirksame Erneuerung des Taufgelübdes.

Die Taufe ist das erste und grundlegendste aller Sakramente. Wir werden der göttlichen Natur teilhaftig und damit zu Kindern Gottes und Erben des Himmels. Die heiligmachende Gnade erhebt uns vom natürlichen zum übernatürlichen Leben. Auf diese Weise gewinnt das Reich Gottes Gestalt. In der Taufe werden wir zugleich eingegliedert in die Kirche. Da die Kirche sowohl im Bild der Jungfrau als auch der Mutter dargestellt wird, kann der Taufbrunnen als geistlicher Mutterschoß aufgefasst werden, wo uns die Kirche Gottes zum ewigen Leben gebiert. Wer aber ist das Urbild der Kirche? Maria, die Jungfrau und Gottesmutter, welche zugleich die geistliche Mutter aller Gläubigen ist.

Nach Auffassung des heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort wirkt Maria stets mit, wenn ein Menschenkind durch die heilige Taufe zum Kind Gottes wird. Ihre Fürbitte und ausdrückliche Hilfe soll daher auch in Anspruch genommen werden, wenn es um die Erneuerung des christlichen Lebens aus der Gnade der Taufe geht. Mit dem Blick auf Maria, die Mutter des Erlösers, sagt der Christ allem Bösen ab, und er bekennt den Glauben an den dreifaltigen Gott.

Wer sich ganz Maria überlässt und in Liebe gleichsam ihr Sklave wird, tritt neu ein in den Gnadenstrom des Erlösers, welcher sich in den Sakramenten ergießt. In jenem Weihegebet, das Ludwig Maria Grignion an das Ende seines Büchleins über „Die Liebe zur ewigen Weisheit“ gestellt hat, heißt es daher, mit Blick auf Maria: „Ich treuloser Sünder erneuere und bekräftige heute in deine Hände meine Taufgelübde. Ich widersage für immer dem Teufel, seiner Pracht und seinen Werken. Ich übergebe mich ganz Jesus Christus, der menschgewordenen Weisheit, und will alle Tage meines Lebens in seiner Nachfolge mein Kreuz tragen und ihm treuer sein, als ich es bisher gewesen bin.“ (Nr. 225)

Dazu wird dann der besondere Beistand Marias erbeten. So erfolgt dann die Ganzhingabe des Christen durch Maria an Jesus: „Ich erwähle dich heute zu meiner Mutter und Königin und nehme Engel und Heilige zu Zeugen. Ich weihe und überlasse mich dir ganz, mit Leib und Seele, mit meinem materiellen und geistlichen Besitz, mit dem Wert meiner guten Werke aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich überlasse dir das volle Recht, über mich und alles, was mir gehört, ohne Ausnahme zu verfügen, wie es dir gefällt, zur größeren Ehre Gottes in Zeit und Ewigkeit.“ (Ebd.)

Hier vollzieht der Christ einen hochherzigen Akt der Selbstentäußerung; all das Seine schenkt er Maria, welche es wiederum nicht bei sich behält, sondern ihrem Sohn Jesus Christus anvertraut.

Eine spezielle Erwägung zum Skapulier

Wenn Sie der Skapulierbruderschaft angehören und das Skapulier Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel tragen, dann wird dadurch auch eine besondere Verbundenheit mit den Mitgliedern des Karmeliterordens zum Ausdruck gebracht.

Die Hingabe an Gott in einer religiösen Gemeinschaft bzw. in einem Orden kann – gerade auch in den besonderen Gelübden von Armut, Keuschheit und Gehorsam – als Entfaltung des christlichen Lebens gemäß den Taufgelübden gesehen werden. In der heiligen Taufe ist all dies grundgelegt, was auf eine besondere Weise im Ordensleben verwirklicht werden soll. Die Grundberufung aller Christen ist jene zur Heiligkeit. Diese gilt unterschiedslos von jedem Lebensstand, auch wenn es für jene, die zum „Stand der Vollkommenheit“ gehören, eine Berufung eigener Art ist, die christliche Freiheit in den heiligen Gelübden zu leben.

Die Karmeliten wiederum – und dies im männlichen und im weiblichen Zweig – verstehen ihre Hingabe an Gott in den drei Gelübden durchaus auch als „Weihe“ an Maria, die Patronin des Karmel. Wer also ins Skapulier eingekleidet wird, erhält Anteil an den Gnaden der karmelitanischen Gemeinschaft und wird zugleich in besonderer Weise unter dem Schutzmantel der Gottesmutter Maria geborgen. Das Skapulier drückt darum das Anliegen des hl. Ludwig Maria Grignion, in der Hingabe an Jesus Christus durch Maria die Taufgelübde zu erneuern, auf treffende Weise aus.

Hier zeigt sich einerseits, dass der Empfang der Gnade der Gotteskindschaft in der heiligen Taufe stets eine Gabe vor und unabhängig von allen Werken ist, dass aber andererseits eine solche Weihe an Gott, wie sie der Taufe zu eigen ist und durch die Hingabe an Maria aktualisiert und vertieft wird, auch gelebt werden soll. Sonst würde sie zu einer unfruchtbaren Form der Frömmigkeit. Denn – wie der hl. Ludwig Maria ausdrücklich feststellt, „dürfen wir nicht so vermessen sein wie diejenigen, die mit einer rein äußerlichen Marienverehrung ihre Verstrickung in die Sünde verschleiern oder sich einbilden, sie würden wegen dieser ihrer Marienverehrung nicht ohne Beichte sterben und gerettet werden, egal welche Sünden sie begehen.“ (Die Liebe zur Ewigen Weisheit, 17. Kapitel, Nr. 217)

Als besonders nützlich sieht es der Heilige an, „Mitglied einer marianischen Gemeinschaft zu werden, insbesondere der Gebetsgemeinschaft vom heiligen Rosenkranz, und die damit verbundenen Verpflichtungen zu übernehmen, die uns so sehr heiligen.“ (Nr. 218) Ist das nicht auch eine großartige Ermutigung für Ihre Mitgliedschaft in der Skapulierbruderschaft? Wir können durch diese Mitgliedschaft in besonderer Weise die Hilfe der Kirche erfahren, die Weihe an Jesus Christus durch Maria jeden Tag immer besser und tiefer zu leben.

Inhalt und Vollzug der Ganzhingabe an Jesus Christus durch Maria

Kurz und bündig können wir sagen: Der Christ, der die Hingabe an die Gottesmutter Maria im Herzen vollzieht, verschenkt sich ganz an Maria und durch sie an Jesus. Wir dürfen und wollen nichts zurückbehalten, was uns gehört. So können wir sagen: Wir schenken der Gottesmutter Maria in Liebe unser Herz, mit allem, was dazugehört, damit sie unser Herz durch ihre Liebe verwandle und wir in der Gemeinschaft mit ihr ganz Gott angehören.

Wie der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort nicht müde wird zu betonen, folgen wir damit dem Beispiel Jesu Christi selbst. Er, der wahre Gott und Mensch, hat sich neun Monate lang als ungeborenes Kind ganz und freiwillig abhängig gemacht von seiner Mutter Maria, und auch als heranwachsendes Kind und als junger Mensch hat sich Jesus Christus in allem der Autorität des heiligen Josef und der seligen Jungfrau Maria unterstellt.

Wenn jemand meint, er brauche Maria nicht, um zu Jesus Christus zu gelangen, dann unterliegt er einem Missverständnis: Denn auch jene Menschen, die nicht um die geheimnisvolle mütterliche Vermittlung Marias Bescheid wissen, werden in Wirklichkeit durch den Dienst ihrer Fürbitte zu Jesus Christus hingeführt. Wie gut und wie erstrebenswert ist es daher nach Auffassung des heiligen Ludwig Maria, wenn wir über diese heilsgeschichtlichen Zusammenhänge auch unterrichtet sind und die Hingabe an die Jungfrau und Gottesmutter Maria bewusst und freiwillig vollziehen, um so auf einem leichten, kurzen, vollkommenen und sicheren Weg mit der menschgewordenen Weisheit Gottes in Jesus Christus verbunden zu werden!

Wer meint, er komme selber zu kurz, wenn er Maria alles schenkt, hat das Wesen dieser liebenden Hingabe noch nicht erfasst. Gerade in der Hingabe an Gott, und dies durch die Hände der Unbefleckten, verwirklicht der Mensch seine eigentliche Berufung. Diese liegt nicht darin, sich selbst zu verschließen und allein bei sich zu bleiben, sondern sich zu einer Gabe der Liebe zu machen für andere, um auf diese Weise Gott die Ehre zu geben, der Liebe ist.

Maria lässt sich also niemals an Großzügigkeit übertreffen. Das weiß der heilige Ludwig Maria Grignion aus eigener Erfahrung! „Maria ist freigebig: Sie gibt mehr zurück, als sie von uns empfängt. Geben wir ihr alles, was wir besitzen, ohne etwas zurückzubehalten. Wir erhalten dafür das Hundertfache.“ (Nr. 222)

Wer Maria seine geistlichen Schätze anvertraut, wird nicht enttäuscht. Sie ist wie ein sicherer Hafen, in dem wir geborgen sind vor der Macht des bösen Feindes. Als treue Jungfrau behütet sie alles, was Gott ihr anvertraut hat. Sie lässt nichts davon verloren gehen, sondern wirkt in allem das Heil der ihr anvertrauten Menschen, zur größeren Ehre Gottes!

Daher sagt der heilige Ludwig in Zusammenfassung des Inhalts unserer Ganzhingabe an Jesus Christus durch Maria:

„Die vollkommenste und fruchtbarste Art der Marienverehrung besteht darin, sich ganz und gar Maria und durch Maria Jesus zu weihen. Leib und Seele, unseren materiellen und unseren geistlichen Besitz, den genugtuenden und verdienstlichen Wert unserer guten Werke sowie unser Verfügungsrecht darüber, alles also, was wir bereits empfangen haben, was wir jetzt besitzen und was wir in Zukunft erhalten haben, weihen wir Maria vollständig und für immer.“ (Nr. 219)

Das Ziel der Ganzhingabe an Gott durch Maria

Weil es Jesus Christus als wahrem Gott und Menschen auf höchste Weise wohlgefällig ist, wenn wir uns ihm ganz bewusst und in voller Freiheit durch seine heilige Mutter Maria nahen, erweisen wir ihm dadurch die größtmögliche Ehre. Wir wirken, indem wir die Weihe vollziehen und leben, in der uns eigenen Berufung und gemäß unseren Standespflichten für das Wohl und Heil unserer Mitmenschen, und werden bestärkt in der sicheren Hoffnung, das ewige Heil in der Gemeinschaft mit Gott und allen Engeln und Heiligen zu erlangen!

Als Frucht dieser Hingabe erlangt man eine große innere Freiheit sowie die Beharrlichkeit im Guten. Dies heißt allerdings nicht, dass uns das tägliche Kreuz erspart bliebe. Vielmehr befähigt uns die vollkommene Hingabe an Maria in einem Geist der Hingabe und des Dienens – ja der „vollkommenen Sklavenschaft“ – zur Vereinigung mit dem Opfer Christi, das er am Kreuz für das Heil der Menschen vollbracht hat und das bei jeder Feier der heiligen Messe am Altar auf unblutige Weise vergegenwärtigt wird.

Der heilige Ludwig Maria Grignion schreibt: „Denn diese gute Mutter, die voll der Gnade und der Tröstungen des Heiligen Geistes ist, versüßt die Kreuze, die sie ihnen zubereitet, mit ihrer mütterlichen Güte und der reinen Liebe. Ich bin überzeugt, dass einer, der wirklich fromm sein und in Christus leben und folglich Verfolgungen auf sich nehmen und täglich sein Kreuz tragen will (2 Tim 3,12), niemals große Kreuze tragen kann, wenigstens nicht mit Freude und bis ans Ziel, ohne innige Marienverehrung, denn Maria ist die Versüßerin der Kreuze.“ (Nr. 154)

Praktisch heißt dies, dass unser Leben froher wird in der Gegenwart Gottes durch die Verbundenheit mit der seligen Jungfrau Maria. Wir übergeben ihr alle unsere Sorgen und Pläne und werden dadurch innerlich frei. Unser Eigenes gehört ganz Maria; sie ist jetzt dafür verantwortlich, und wir leben und handeln in voller Freiheit und zugleich in gänzlicher Abhängigkeit von ihr. Alles gereicht denen zum Guten, die Gott lieben!

Die heilige Gottesmutter Maria schenkt uns in besonderer Weise Anteil an ihrer eigenen Verbundenheit mit dem Heiligen Geist, dessen Erleuchtungen und Anregungen sie allezeit in vollkommener Weise gefolgt ist. Der heilige Ludwig Maria Grignion bekräftigt: „Man muss alles durch Maria tun. Man muss ihr in allem gehorchen und sich in allem von ihrem Geist leiten lassen, der der Heilige Geist Gottes ist. ‚Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes.‘ (Röm 8,14) Genauso sind alle, die sich vom Geist Marias führen lassen, Kinder Marias und folglich Kinder Gottes, wie wir gezeigt haben. Unter den vielen Marienverehrern sind nur die wahr und treu, die sich vom Geist Marias leiten lassen.“ (Abhandlung über die wahre Marienverehrung, Nr. 258)

Wie soll die Weihe an die Gottesmutter vollzogen werden? Wie können wir die Weihe leben?

Unbeschadet dessen, in welcher Tradition der marianischen Frömmigkeit und Hingabe wir stehen – ob es z.B. die „Legion Mariens“ ist oder der Bezug auf die Erscheinungen der Gottesmutter in Fatima oder auch die Mitgliedschaft in der „Skapulierbruderschaft“ –: Es ist wesentlich und wichtig, die Weihe und Hingabe an die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria nicht bloß mit den Lippen zu vollziehen, sondern mit dem Herzen. Vor allem aber kommt es darauf an, die Weihe mit Leben zu erfüllen oder besser gesagt: Wir sollen diese Weihe leben! Wie aber geschieht das?

Der heilige Ludwig Maria Grignion von Montfort empfiehlt verschiedene religiöse Übungen, die uns auch die Kirche selber vorgibt. All dies soll in einem Geist innerer Freiheit und kindlicher Liebe geschehen. Das Äußere steht im Dienst des Inneren. Nicht auf die Quantität kommt es an, sondern auf die Qualität. Dabei ist aber zu bedenken, dass wir immer unvollkommen sind und bleiben. Doch auch das darf kein Hindernis für das Vertrauen auf die Fürbitte der Gottesmutter Maria darstellen. Denn gerade in unserer Unvollkommenheit, Kleinheit und Sündhaftigkeit wollen wir uns Maria nahen, damit sie alles hinwegnimmt, was uns hindert an der Gemeinschaft mit Gott. Sie verwandelt die armselige Gabe unserer selbst und macht sie Gott wohlgefällig!

Wenn der heilige Ludwig Maria Grignion eine 33tägige Vorbereitung auf die Weihe an die Gottesmutter Maria empfiehlt, so soll dies die Hingabe an Maria nicht verkomplizieren oder gar unmöglich machen. Wichtig ist der innere Akt der Hingabe, der ganz einfach ist. Im Grunde reichen die zwei Worte aus, die Papst Johannes Paul II. als Ausdruck seines Lebens und seines Pontifikates verstanden wissen wollte: „Totus Tuus“ – „ganz Dein“. Ein Kind vertraut sich seiner Mutter an und lässt sich von ihr führen und leiten. Wir übereignen uns in Liebe dem Unbefleckten Herzen der Gottesmutter und leben und handeln in ihrem Geist.

Wir können uns immer wieder bewusst fragen: Geschieht dies, was ich tue, im Geist Marias? Was sind ihre heiligen Gesinnungen? Wie kann ich mir diese zu eigen machen? Oft genügt ein kurzer Gedanke oder ein inneres Wort, ein heiliger Entschluss, um die Hingabe an Maria wieder gegenwärtig und wirksam zu machen. Der heilige Ludwig Maria Grignion geht sogar so weit, dass er sagt, die Hingabe an die Gottesmutter Maria bleibt so lange aufrecht und gültig, als wir sie nicht ausdrücklich widerrufen.

In Einheit mit Maria geben wir Gott in allem die Ehre!

Maria formt unser ganzes Leben, und je mehr wir bereit sind, dass wir uns in diese Gussform Gottes hineinfallen lassen, desto mehr werden wir in Jesus Christus umgestaltet: „Wer sich in diese Form Gottes hineinfallen lässt, wird bald in Jesus Christus umgeformt.“ (Abhandlung über die wahre Marienverehrung, Nr. 219) So erlangen wir die geistliche Reife und gelangen zum „Vollalter Christi“.

Wer bereit ist, sich der Gottesmutter Maria rückhaltlos anzuvertrauen und ihr alles schenkt, was er ist und besitzt, was er erhofft und ersehnt, der darf bei ihr eintreten. „Maria ist das Heiligtum und die Ruhestätte der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Hier ist Gott herrlicher und göttlicher als irgendwo sonst, herrlicher und göttlicher selbst als auf seinem Thron über den Cherubim und Seraphim. Kein Geschöpf, und sei es noch so rein, darf ohne besondere Gnade in dieses Heiligtum eintreten.“ (Abhandlung über die wahre Marienverehrung = Über die wahre Hingabe an Maria, Nr. 5)

Die Sünde hat hier keinen Platz. Wer Maria findet und sich ganz in sie verliert, findet Gott allein. Der heilige Ludwig Maria Grignion stellt fest: „Jedes Mal, wenn du an Maria denkst, denkst sie für dich an Gott. Jedes Mal, wenn du Maria lobst und ehrst, lobt und ehrt sie für dich den Herrn. Maria ist ganz auf Gott bezogen, und ich nennen sie gern die reine Gottesbeziehung, die nicht existiert, wenn nicht in Beziehung zu Gott; oder das Echo Gottes, das nichts Anderes sagt und wiederholt als Gott. Wenn du ‚Maria‘ sagst, sagt sie ‚Gott‘ … Wenn man sie lobt, liebt, ehrt oder ihr etwas schenkt, wird Gott gelobt, wird Gott geliebt, wird Gott geehrt und wird Gott gegeben: durch Maria und in Maria.“ (Abhandlung über die wahre Marienverehrung, Nr. 225)

Quellen / Literatur:

Ludwig-Maria Grignion von Montfort, Das Goldene Buch der vollkommenen Hingabe an Jesus durch Maria. Vollständig neu übersetzt und bearbeitet von Hermann Josef Jüngemann, Kanisius Verlag, Freiburg/Schweiz 199625
Ludwig Maria Grignion von Montfort, Das Goldene Buch. Die Wahre Andacht zu Maria, das Geheimnis Mariä und die Liebe zum Kreuz. Mit einer Lebensbeschreibung des Heiligen und einem vollständigen Gebetbuch im Geiste der Wahren Andacht zu Maria, Lins Verlag, Feldkirch 2014
Stefano de Fiores, Auf einer Wellenlänge mit Maria. Betrachtungen über das geistliche Leben mit Maria nach dem heiligen Ludwig-Maria Grignion von Montfort, Butzon & Bercker, Kevelaer 1988

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