Florence Nightingale *UPDATE
Eine aussergewöhnliche Frau, die durch die Erwähnung durch Papst Benedikt XVI. persönlich geehrt wird
Florence Nightingale geboren am 12. Mai 1820 in Florenz, gestorben am 13. August 1910 in London, war eine britische Krankenschwester und Statistikerin. Die Tochter einer wohlhabenden britischen Familie gilt als die Pionierin der modernen Krankenpflege: An ihrem Geburtstag wird ihr zu Ehren der Internationale Tag der Krankenpflege begangen. Insbesondere ihr Einsatz während des Krimkriegs verschaffte ihr in Großbritannien große nationale Verehrung – in die britische Folklore ging sie als Lady with the Lamp (Dame mit der Lampe) ein, weil sie die von ihr betreuten Kranken im Lazarett mit einer Petroleumlampe in der Hand besuchte. Die mathematisch hoch begabte Florence Nightingale hat außerdem Prinzipien der Statistik in die Krankenpflege eingeführt. Sie ist die erste Frau, die in die britische Royal Statistical Society aufgenommen wurde, und erhielt später auch die Ehrenmitgliedschaft in der American Statistical Association.
Entscheidung für die Krankenpflege
Die hochintelligente und willensstarke Florence rebellierte sehr früh gegen den Lebensweg als treue Ehefrau, den die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit ihr eigentlich vorschrieben.
Nightingale war besonders von der Gesundheitsfürsorge für arme Bevölkerungsschichten schockiert und sah die Notwendigkeit, vor allem auf diesem Gebiet aktiv zu werden. Ihre Entscheidung, sich zukünftig der Krankenpflege zu widmen, teilte sie erst als Fünfundzwanzigjährige ihrer Familie mit, die darauf mit großer Verärgerung und Sorge reagierte und ihr verbot, einen solchen Beruf näher in Betracht zu ziehen. Angesichts der schlechten Reputation des Berufs war vor allem ihre Mutter äußerst besorgt über diese Entscheidung.
1851 wies Florence Nightingale gegen den ausdrücklichen Wunsch ihrer Mutter den Heiratsantrag von Lord Houghton, einem wohlhabenden Adligen, Schriftsteller und Politiker, zurück. Sie fühlte sich durch eine „göttliche Inspiration”, wie sie es bezeichnete, schon als Siebzehnjährige zur Krankenpflege berufen. Zur damaligen Zeit gehörte der Beruf der Krankenpflegerin zu den als minderwertig angesehenen Tätigkeiten. Krankenpflegerinnen gehörten überwiegend der armen Schicht an.
Karriere als Krankenschwester
Auf das Verbot ihrer Eltern, den Beruf der Krankenschwester ins Auge zu fassen, reagierte Nightingale, indem sie alle ihr zugänglichen Berichte über Krankenhäuser und öffentliches Gesundheitswesen las. Mit Sicherheit war ihr unter anderem Edwin Chadwicks epochemachender Bericht A Survey into the Sanitary Condition of the Labouring Classes in Great Britain bekannt, der 1842 erschienen war und bis heute als Meilenstein in der Geschichte des öffentlichen Gesundheitswesens gilt.
Trotz der fehlenden Ausbildung zur Krankenschwester waren Florence Nightingale die Mängel der damaligen Krankenpflege bewusst. 1850 konnte sie in ihrer Familie durchsetzen, dass sie sich für einige Tage in Kaiserswerth (heute ein Stadtteil von Düsseldorf) aufhalten durfte. Ein wissenschaftlich fundiertes, organisiertes Krankenpflegewesen mit spezifischer Ausbildung war bis dahin in England nicht vorhanden. Im Folgejahr absolvierte sie in der von Theodor Fliedner gegründeten Kaiserwerther Diakonie eine dreimonatige pflegerische Ausbildung. Hier eignete sie sich nicht nur die Fertigkeiten beruflicher Krankenpflege an, sondern sie lernte auch die Bedeutung planmäßiger Organisation von Krankenhäusern und nachhaltiger Ausbildung der Pflegekräfte kennen und schätzen.
Wenn auch Nightingale das geistliche Leben der Diakonissen und den Umgang mit den Patienten in Kaiserswerth ihr Leben lang als vorbildlich betrachtete, äußerte sie sich doch später kritisch über die Pflegeausbildung in Kaiserswerth (siehe dazu Veröffentlichung „The Institution of Kaiserswerth on the Rhine“).
Von Kaiserswerth zog Florence Nightingale weiter nach Paris. Dort studierte sie die Pflegemethoden der „Barmherzigen Schwestern“, der Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe vom Hl. Vinzenz von Paul (Vinzentinerinnen).
Erwerb des Krankenhauses Establishment for Gentlewoman during Illness
Im Alter von 33 Jahren übernahm sie – aus ihrem eigenen Vermögen finanziert – 1853 die Leitung eines Sanatoriums für kranke Gouvernanten in London, das den Namen Establishment for Gentlewomen during Illness trug, und entwickelte es zu dem, was sie sich unter einem Krankenhaus vorstellte. Bei der Cholera-Bekämpfung wurde sie in England bekannt.
Einsatz auf der Krim
Florence Nightingale kümmert sich um verwundete Soldaten im Lazarett der Selimiye-Kaserne im Istanbuler Stadtteil Üsküdar.
In der Presse erschienen 1853 Berichte über die katastrophale Situation der im Krimkrieg verwundeten Briten. Die Presse und die Öffentlichkeit reagierte mit Entsetzen darauf, dass französische Soldaten von katholischen barmherzigen Schwestern gepflegt wurden, während den britischen Militärs nur unausgebildete männliche Sanitäter zur Verfügung standen.
Florence Nightingale bot der britischen Regierung ihre Hilfe an. Mit 38 Krankenschwestern einschließlich ihrer Tante Mai Smith, medizinischen Gerätschaften und Medikamenten brach sie am 21. Oktober 1854 mit dem offiziellen Auftrag von Sidney Herbert, dem Staatssekretär des Kriegsministeriums, in Richtung Krim auf. Ziel war das Lazarett von Scutari in Üsküdar. Die Zustände, die Florence Nightingale dort vorfand, waren tatsächlich katastrophal. Die Verwundeten und Kranken lagen in schlecht belüfteten, rattenverseuchten Stationen nahezu ohne hygienische Einrichtungen. Da sich für verwundete Soldaten niemand zuständig fühlte, waren die Kranken häufig nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt. Eine militärische Anweisung sah unter anderem vor, dass sich Soldaten grundsätzlich mit ihrem Feldgeschirr in den Lazaretten einzufinden hatten. Soldaten, die auf den Schlachtfeldern verwundet wurden und ohne Feldgeschirr in die Lazarette eingeliefert wurden, hatten gewöhnlich keine Möglichkeit, sich mit neuem Geschirr versorgen zu lassen. Mit unermüdlichem Einsatz und großer Willenskraft erleichterte Florence Nightingale dort ab November 1854 mit ihren Helferinnen das Schicksal der über 5.000 Verwundeten. Widerstand schlug ihr vor allem durch das britische Militär entgegen, das ihr Eintreffen als Einmischung von Zivilpersonen in militärische Angelegenheiten empfand. Nightingale entschied sich deshalb bewusst, sich zunächst nicht in die Lazarettarbeit einzumischen, sondern beschränkte sich zunächst darauf, die von Militärärzten explizit gesandten Patienten mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Ein Hilfsangebot Theodor Fliedners lehnte sie trotz der hohen Patientenzahl ab, da sie ihren eigenen Weg gehen wollte.
So verbesserte sie die Hygienesituation, z. B. indem sie die Verbände auskochte, die Bettwäsche regelmäßig wechselte und für gesündere Ernährung der Verwundeten sorgte. Die britische Führung auf der Krim war zunächst nicht von dieser Hilfsaktion angetan. So musste sie tagsüber mit den Offizieren und Ärzten um die Durchsetzung der notwendigen Änderungen kämpfen. Durch die Anforderungen, die der tägliche Kampf um Verbesserungen der Infrastruktur (z. B. Kanalisation) und Ernährung mit sich brachten, kam sie oft erst abends im Dunkeln dazu, selbst noch nach den Kranken zu sehen. Zusammen mit ihrer Beliebtheit bei den verwundeten Soldaten erhielt sie so den Spitznamen „Lady mit der Lampe“; später wurde sie auch „Engel der Barmherzigkeit“ genannt. Als sie schließlich (vermutlich am Krim-Kongo-Fieber, ein (Hämorrhagisches Fieber) schwer erkrankte, musste sie die Krim verlassen. Mit ihrem 1858 in Kleinauflage gedruckten, nicht veröffentlichten Bericht an das Kriegsministerium des Vereinigten Königreichs “Notes on matters affecting the health, efficiency, and hospital administration of the British Army founded chiefly on the experience of the late war” stellte sie in vergleichender statistischer Auswertung die Vorteile organisierter, systematischer Krankenpflege bei gleichzeitigen gründlichen hygienischen Vorbeugungsmaßnahmen gegen Infektionskrankheiten dar. Ihr Zahlenwerk enthielt eine eindeutige, unwiderlegbare Aussage: Es starben mehr Soldaten an den Folgen unzureichender Hygiene und mangelhafter medizinischer Versorgung, als im Kampf “Mann gegen Mann” auf dem Schlachtfeld. Als sie drohte, diesen Bericht in der Presse zu veröffentlichen, kam das englische Kriegsministerium der Forderung Nightingales nach Umstellung des militärischen Sanitätswesens in der Folgezeit nach. Unzutreffenderweise wurde das Wirken Nightingales in sentimentalisierender Weise auf das Bild von “The Lady with the lamp” reduziert und verkürzt.
Ihr Einsatz regte Henry Dunant zur Gründung des Roten Kreuzes an. Auch die Genfer Konvention des Jahres 1864, die völkerrechtlich verbindliche Regeln für die Versorgung von Kranken und Verwundeten in Kriegszeiten festschreibt, dürfte durch Nightingales berühmt gewordenen Einsatz auf der Krim beeinflusst worden sein.
Zunehmende Bekanntheit
Bei Ihrer Rückkehr nach England am 7. August 1857 hatte sie in England eine Bekanntheit erlangt, auf die sie gerne verzichtet hätte. Einem Bericht der BBC (aus heutiger Zeit) folgend war sie die zweitberühmteste Frau Englands unmittelbar nach Königin Victoria. Nightingale zog nun aus dem Haus ihrer Familie in Middle Clayton, Buckinghamshire in das Burlington Hotel, Piccadilly, wo ihr ein Jahreseinkommen von 500 Pfund (Wert im Jahr 2005 ca. 50.000 USD) ein komfortables Leben ermöglichte. Als Folge des anstrengenden Krim-Einsatzes und der gerade überstandenen Infektion erkrankte sie an einem Fieber und blieb einige Zeit ans Bett gefesselt. Dieses war möglicherweise psychosomatischen Ursprungs.
Eine erhaltene große Geldspende von 50.000 Pfund verwendete sie für die Gründung der Florence-Nightingale-Stiftung und die Einrichtung einer Krankenpflegeschule am St. Thomas Hospital in London 1860 (Stadtteil Lambeth). Dort etablierte sie das später sogenannte Nightingalesche Systemin der Krankenpflege und -ausbildung. Durch ihr Engagement für eine solide Ausbildung erfuhr der Beruf der Krankenpflegerinnen weltweit eine Aufwertung. In zahlreichen Krankenhäusern wurden Schwesternschulen nach diesem Vorbild eingerichtet und organisiert. Gemeinsam mit Schwester Mary Jones entwickelte sie außerdem die Idee von der Gemeindeschwester, die bei Armen für die häusliche Krankenpflege sorgte.
Bereits 1859 waren ihre Notes on Nursing erschienen, in denen sie unter anderem schrieb:
„(Pflege) bedeutete wenig mehr als das Verabreichen von Arzneien und das Anlegen von Umschlägen. Es sollte aber auch die richtige Anwendung von frischer Luft, Licht, Wärme, Sauberkeit und Ruhe sowie die richtige Auswahl und Gabe von Nahrung beinhalten.“
Die Neugründung am St. Thomas war so erfolgreich, dass ihr bereits 1861 die Gründung einer Hebammenschule am King’s College London Hospital in London folgte. In der Folge setzte sich Nightingales System der Krankenpflege und Krankenpflegeausbildung zunächst in ganz England, danach in den meisten Ländern Europas und vielen anderen Ländern der Welt durch.
Ratgeberin für die Reform des britischen Gesundheitswesens
In den folgenden Jahrzehnten war sie eine kritische Beobachterin und Ratgeberin für das britische Gesundheitswesen. In dieser Funktion und unter ihrer Leitung führte die britische Regierung die systematische Erhebung einer Statistik zu den Bevölkerungszahlen, Geburts- und Todesraten sowie Todesursachen ein.
Auch im Ausland war sie berühmt. Lazarette wurden nach ihren Ratschlägen in der ganzen Welt errichtet. Neben der Krankenpflege kümmerte sie sich auch um die soziale Not der Menschen. Aus diesen Bemühungen entwickelten sich später die nichtkonfessionellen Sozialdienste Englands. Ihre Arbeit wurde vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz mit der Stiftung der Florence-Nightingale-Medaille gewürdigt, die als höchste Auszeichnung gilt, die an Pflegekräfte verliehen werden kann.
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Das Lebensbild von F.Nightingale beeindruckt mich zutiefst. Wie sie ihre Berufung ernst nimmt und für deren Durchsetzung alles dran gibt.
Auch dass sie sich gegen oberste Grössen in der Regierung behauptet ist vorbildlich.
Danke.
E.Buess