Von der Nachfolge Christi

Von der Nachfolge Christi – 22. Sonntag im Jahreskreis A (30.08.2020)

Quelle – Evangelium/Lesungen
Persönliche Homepage Prof. Dr. theol. habil. Josef Spindelböck

L1: Jer 20,7-9; L2: Röm 12,1-2; Ev: Mt 16,21-27

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was bedeutet es, im Leben Jesus Christus nachzufolgen? Wie können wir als Christen auf den Ruf unseres Herrn antworten, der uns einlädt, an ihn zu glauben und seine Jünger zu werden?

Am Anfang einer jeden guten Beziehung steht das Kennenlernen. Wer das Band einer guten Freundschaft mit einem anderen Menschen knüpfen will, muss selber bereit sein, sich dem anderen zu eröffnen und auch selber Interesse am Mitmenschen haben. Nur wenn Menschen einander gut kennen, werden sie sich auch wirklich vertrauen und aufeinander bauen. Dies gilt besonders für Verlobte und für Ehepaare.

Es trifft aber auch zu für das, was wir Religion nennen. Das Wort besagt nämlich nichts anderes als Verbindung: nämlich mit Gott. Gott spricht zu uns in seinem Sohn Jesus Christus und bietet uns das Geschenk seiner Freundschaft an. Er lädt uns ein, als Kinder Gottes zu leben, denn wir sind durch die Gnade der heiligen Taufe erneuert worden und geistlich auferstanden.

Das Evangelium dieses Sonntags schildert uns, wie Simon Petrus, der von Jesus als Felsen bezeichnet worden war, überfordert war. Jesus hatte seinen engsten Jüngern, also den Aposteln, nämlich mitgeteilt, was ihn vonseiten der Menschen erwartete. Er werde bald schon durch sein eigenes Volk den Römern ausgeliefert, gegeisselt und ans Kreuz geschlagen. Am dritten Tag nach seinem Tod werde er auferstehen!

Welch eine Ankündigung, welche eine Verheissung! Petrus hörte wohl nur halb zu; er vernahm, dass Jesus leiden und sterben werde, und weil er seinen Herrn und Meister liebte, meinte er, er müsse ihn davor bewahren. Das darf nicht geschehen, sagte er. Möge Gott das verhüten!

Und wie reagiert Jesus? Dieser dankt dem Petrus nicht für seine Verbundenheit, sondern weist ihn mit einem scharfen Tadel zurecht. Denn Petrus hat nicht das im Sinn, was Gott will, sondern er denkt auf rein menschliche Weise. Würde aber Jesus den Tod am Kreuz nicht auf sich nehmen, dann könnte er das Erlösungswerk zum Heil der Menschen nicht vollbringen. Im Grunde ist es eine Versuchung, hinter welcher nach den eigenen Worten Jesu der Satan steht. Diesen weist Jesus zurück.

Und dann stellt sich natürlich die Frage nach dem Schicksal der Jünger: Wie sollen sie sich verhalten, wenn Jesus all das bevorsteht? Wie wird es ihnen ergehen?

Jesus kann ihnen nicht versprechen, dass sie vor dem Leiden und der Bedrängnis verschont bleiben werden. Er ist ganz offen zu ihnen und kündigt ihnen an, dass sie Ähnliches erleiden werden wie ihr Herr und Meister. Denn wer ihm nachfolgt, ist aufgerufen, täglich das Kreuz mit ihm zu tragen. Wer ein Jünger Jesu sein will, soll sich selber absterben, um für Gott zu leben. Nur wer sein eigenes Leben gering achtet und es zu einer Gabe der Liebe macht für andere, der wird es gewinnen für das ewige Leben. Es ist ähnlich wie mit einem Weizenkorn: Nur wenn es in die Erde fällt und stirbt, erwacht neues Leben und kann es sich vermehren.

Die Liebe zu Gott bewährt sich also im Einsatz des ganzen Lebens, in der Hingabe seiner selbst für das Reich Gottes in Liebe. Auf diese Weise wirken wir unser Heil und haben wir teil am Erlösungswerk Christi. So können wir auch unseren Mitmenschen die Liebe Gottes vermitteln, wenn wir uns selbst zu einer Opfergabe der Liebe für Gott machen, wozu uns die zweite Lesung aus dem Römerbrief einlädt.

Die Lesung aus dem Buch Jeremia beschreibt, wie es dem Propheten innerlich und äusserlich ergeht. Seine Worte finden kein Gehör, und ihn selber erwartet Feindseligkeit und Verfolgung. Er ringt mit Gott und seinem Auftrag, dann aber bekennt er, dass er doch nicht loskommt von Gott, der ihn gerufen hat. Ein inneres Feuer brennt in seinem Herzen und treibt ihn an, weiterhin für Gottes Reich zu wirken.

Kann es nicht auch uns als Jüngern Christi ähnlich ergehen? Vielleicht werden wir manchmal schwach und sind wankelmütig und stellen den Ruf Gottes in Frage. Doch Gott ermutigt uns, auf dem guten Weg voranzugehen. Denn ganz am Ende steht nicht das Kreuz, sondern die Auferstehung! Genau dies mussten auch Petrus und die übrigen Jünger lernen. Mag unser Lebensweg auch manche Prüfungen und Leiden mit sich bringen: Gott ist bei uns. Christus, der Herr, trägt das Kreuz mit uns, und er schenkt uns einst Anteil an seiner Auferstehung.

In diesem Sinne also sind wir dann doch froh, dass wir dem Erlöser nachfolgen dürfen. Möge er uns alle aufnehmen in sein himmlisches Reich. Darum beten wir und rufen auch die Fürbitte der Gottesmutter Maria an.

Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)

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