Einer muss da sein, es zu sagen
‘Die eigentlichen Reformer der Kirche sind die Heiligen’: Pater Henkes seliggesprochen
Quelle
‘Einer muss da sein, es zu sagen’
Heiligenlexikon
Kardinal Kurt Koch erinnert an die Gefahren einer neuheidnischen Ideologie bei Seligsprechung des Märtyrers, der im KZ Dachau starb (Bericht & Video)
Von AC Wimmer
Limburg, 15. September 2019 (CNA Deutsch)
Die eigentlichen Reformer der Kirche sind die Seligen und Heiligen: Das hat Kardinal Kurt Koch bei der Seligsprechung von Pater Richard Henkes am heutigen Sonntag gesagt.
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen erinnerte an den totalitären Terror der “neuheidnischen Ideologie der Nazis” im Hohen Dom zu Limburg am 15. September 2019.
Erst einmal sind die Seligen und Heiligen “die Antworten Gottes auf die Fragen von uns Menschen”, so Koch zum Auftakt seiner Predigt. “Und sie sind die besten Exegeten des Evangeliums”, weil sie das Evangelium mit ihrem eigenen Leben bezeugten, fuhr er fort.
Eindringlich betonte der Schweizer Kurienkardinal dann, dass das Zeugnis von Pater Richard Henkes das gelebte Zeugnis der Heiligen Schrift war: Der Pallottinerpater aus dem Westerwald starb als Blutzeuge im KZ Dachau im Jahr 1945. Er pflegte dort die Typhuskranken, bis er selber an der Infektion starb.
Freiwillig hatte sich der Ordensmann und Nazi-Gegner in den Quarantäne-Block sperren lassen, um sich dort der Kranken anzunehmen.
“Liebe gibt es nicht ohne Opfer”, sagte Kardinal Koch. “Das christliche Martyrium ist nur echt, wenn es als höchster Akt der Liebe zu Gott und zu den Brüdern und Schwestern verwirklicht wird”.
Wie Jesus habe auch Pater Henkes gewusst, dass es Liebe nicht ohne Opfer geben kann, sagte Koch in seiner Predigt zur Feier des heiligen Messopfers. Der Märtyrer habe sich selbst in eucharistischer Hingabe anderen zugewandt, als “lebendige Hostie”.
Doch sein Zeugnis des Glaubens und seine Lebenshingabe könne nur verstanden werden, wenn man auch wisse, dass der Priester sehr früh und klar erkannte, “dass die nationalsozialistische Ideologie mit dem christlichen Menschenbild schlicht nicht zu vereinbaren ist, weil sie keine menschlichen und christlichen Werte vertritt, sondern neuheidnische Ideen propagiert.”
“Angesichts dieser neuheidnischen Ideologie hat Pater Henkes geahnt, dass überall dort, wo Gott kleingemacht und aus der Öffentlichkeit verdrängt wird, auch der Mensch kleingemacht wird.”
Das habe der Nationalsozialismus wie der Kommunismus im 20. Jahrhundert “zur Genüge” gezeigt, so Koch.
“Nur dort, wo Gott durch uns Menschen gross gemacht wird, wo wir dasselbe tun wie Maria im Magnificat – Magnificat anima mea: Gross soll Gott gemacht werden durch meine Seele – wo das geschieht, dort wird der Mensch gerade nicht kleingemacht, sondern erhält Anteil an der Grösse der Liebe Gottes.”
Die Seligsprechung sei ein Tag der Freude, betonte Kardinal Koch.
Dabei lege die Feier auch dar, “dass die eigentlichen Reformer der Kirche die Seligen und Heiligen sind. Denn wir können in struktureller Hinsicht nur das Äusserste tun, wenn wir auch bereit sind, im Glauben das Innerste zu tun”.
Daran habe Papst Franziskus in seinem Brief an die Katholiken in Deutschland erinnert, predigte Koch.
Verhaftet hatten die Nazis den heute Seligen, weil er wiederholt öffentlich ihre Politik kritisiert hatte. Davor war er bereits in das heutige Tschechien versetzt worden, wo er bis heute verehrt wird. 1943 wurde er verhaftet und endete im KZ Dachau bei München: Dort sperrten die Nazis tausende Priester, Ordensleute und andere Katholiken ein – darunter Männer wie Fritz Gerlich, die sich gegen die Ideologie des National-Sozialismus wehrten. Oder eben wie Richard Henkes, dessen Martyrium Papst Franziskus im Dezember 2018 offiziell anerkannte, nachdem das Bistum Limburg endlich im Jahr 2003 das offizielle Verfahren in Gang gesetzt hatte. In Tschechien forderten Katholiken schon kurz nach Kriegsende die Seligsprechung des couragierten Pallottiners.
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