Geborgen im Herzen des Erlösers

12. Sonntag im Jahreskreis A (21.06.2020)

Quelle/Lesungen/Evangelium
L1: Jer 20,10-13; L2: Röm 5,12-15; Ev: Mt 10,26-33

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die frohe Botschaft, die uns die Kirche vor allem im Herz-Jesu-Monat Juni verkündet, lautet: Gott liebt uns; er hat ein Herz für uns!

Aus dem geöffneten Herz unseres Erlösers fliessen die Quellen der Gnade. Denn als Jesus am Kreuz gestorben war, da durchbohrte der Soldat mit der Lanze die Seite Jesu, und sogleich flossen Blut und Wasser heraus (vgl. Joh 19,34).

Das Herz ist ein uraltes Menschheitssymbol; es steht für das Innerste der Person und vor allem für die Liebe zwischen zwei Menschen. Gemeint ist nicht nur das physische Organ, also das körperliche Herz, sondern das Herz bezeichnet den ganzen Menschen, sozusagen die Mitte der Persönlichkeit. Wenn wir von starken und intensiven Gefühlen ergriffen sind, dann pocht unser Herz schneller; vielleicht vernehmen wir sogar unseren eigenen Herzschlag und manchmal auch den eines anderen Menschen. So gesehen ist das Zeichen des Herzens aufs beste geeignet, dass uns auch Gott zeigt, dass er uns wirklich liebt.

Seine Liebe aber geht im Tod seines Sohnes Jesus Christus bis zum Letzten und Äussersten; die Liebe des Erlösers ist Ganzhingabe für uns alle, die wir zu seiner Kirche gehören. Jesus Christus ist der Bräutigam der Kirche, der sich für seine Braut am Kreuz ganz hingibt und in Liebe verschenkt bis in den Tod. Aus diesem Tod aber entsteht neues Leben: Gott schenkt uns durch das Leiden und Sterben des Erlösers das göttliche Leben, welches wir in der heiligen Taufe empfangen und das vor allem durch die heilige Eucharistie genährt und entfaltet wird.

Blicken wir unter diesem Leitgedanken auf die Lesungen und das Evangelium dieses Sonntags!

In der Lesung aus dem Buch Jeremia heisst es von Gott, dem „Herrn der Heerscharen“, er prüfe den Gerechten, „er sieht Nieren und Herz.“ (Jer 20,12). Tatsächlich kennt nur Gott der Herr unser Innerstes, unsere geheimen Gedanken und unsere tiefsten Wünsche und Sehnsüchte. Wir aber treffen bloss menschliche und vorläufige Urteile über uns selbst und über andere und können uns auch irren. Doch wenn sich uns ein Mensch in Liebe öffnet und uns sein Innerstes offenbart, dann gewinnen wir Anteil an dem, was im Herzen eines anderen Menschen verborgen ist. Liebe und Vertrauen öffnen uns den Weg. Gott aber trägt Sorge für uns Menschen, und er verschafft den Bedrängten ihr Recht. Auf ihn setzt der Prophet Jeremia sein Vertrauen, selbst wenn er von seinen Gegnern verfolgt wird.

Die Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom erinnert an die Sünde der ersten Menschen. Diese hat sich ausgewirkt im Tod aller Menschen, die von Adam abstammen. Doch der neue Adam – Christus – schenkt Gnade und ewiges Leben. Wer zu ihm gehört, braucht den zweiten Tod nicht zu fürchten, sondern empfängt von Gott das Leben in Fülle. Gott schenkt uns schon jetzt durch seine Gnade ein erneuertes Herz, das uns fähig macht zu glauben und zu lieben.

Das Evangelium nach Matthäus lädt uns ein, bedingungslos auf Gott zu vertrauen. Dieses Gottvertrauen ist mit Ehrfurcht und Liebe verbunden. Ehrfurcht vor Gott bedeutet Achtung: wir nehmen Gott ernst als den, der er ist. Er ist ja tatsächlich unser Herr, und er wird in seinem Sohn Jesus Christus die Menschen nach der Gesinnung ihres Herzens und den entsprechenden Taten richten. Gott bewirkt in diesem nach dem Tod stattfindenden Gericht die klare Erkenntnis des eigenen Herzens, sodass der Mensch vor Gott begreift, wer er wirklich ist und wofür er sich im Leben entschieden hat.

Doch nicht Angst und Furcht vor Gott soll unser Leben bestimmen, sondern ein unbegrenztes Gottvertrauen. Gott ist unser Vater, und wir sind seine Kinder. Er lenkt unser Leben und hält es in seiner Hand. Wenn schon ein Spatz nicht zum Boden fällt, ohne dass Gott es will und zulässt, wieviel weniger kann uns etwas widerfahren, ohne dass Gott dies in seiner Vorsehung weiss und uns in der Stunde der Not beisteht. Ausdrücklich sagt Jesus, dass bei Gott sogar unsere Haare auf dem Kopf gezählt sind. „Fürchtet euch nicht!“ lauten die Worte des Herrn (vgl. Mt 10,31). Wir können hinzufügen: Gott birgt uns im Herzen seines Sohnes, unseres Erlösers Jesus Christus. Und er schenkt uns auch eine geistliche Mutter, Maria, die ein Herz für uns hat und uns liebt.

In diesem Sinne ehren wir das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens. Wir gehen in Hoffnung und Zuversicht durch unser Leben, denn allezeit sind wir in Gottes Hand: im Leben und im Sterben und einst – so hoffen und beten wir – auch in der ewigen Seligkeit des Himmels.

Amen.

Video-Link zur Predigt (Youtube)

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