Vatikan: Ein Blick in die Übertragungskabine

Für viele Gläubige sind sie mittlerweile ein fester Bestandteil des Tagesablaufes geworden

Quelle
Frühmesse: Nicht nur „virtuell“ glauben
Schott – Tageslesungen/Evangelium

Vatikan: Ein Blick in die Übertragungskabine

Für viele Gläubige sind sie mittlerweile ein fester Bestandteil des Tagesablaufes geworden: Die Frühmessen mit Papst Franziskus, die seit einigen Wochen in voller Länge und live über unser Portal sowie zahlreiche Partnersender übertragen werden. Wir haben mit unserer Kommentatorin Claudia Kaminski darüber gesprochen.

Zu Beginn der Corona-Krise hatte Papst Franziskus beschlossen, seine Messe für ein breites Publikum daheim, vor den Fernsehbildschirmen, am PC oder am Radio zugänglich zu machen. Besonderen Wert legt er dabei auf die geistige Kommunion – ein grosser Trost für all diejenigen, die die Eucharistie derzeit nicht direkt empfangen können…

Von Anfang an begleitet Claudia Kaminski die Frühmessen für unsere User und Hörer sachkundig und einfühlsam. Wir wollten zunächst von ihr wissen, wie sie sich auf die einzelnen Live-Übertragungen vorbereitet.

Claudia Kaminski: Für die Frühmessen mit Papst Franziskus habe ich den Schott, das heisst also die jeweiligen Tageslesungen, das Evangelium und auch das Tagesgebet und Gabengebet sind dort verzeichnet. Daran kann ich mich natürlich orientieren. Diese lese und bete ich dann vor, weil viele Zuschauer und Zuhörer kein Italienisch können.

„Predigt und Messintentionen lassen sich nicht vorbereiten“

Ansonsten kann ich mich nicht wirklich vorbereiten, denn ich weiss vorher zum Beispiel nicht, welche Messintention Papst Franziskus nennen wird. Wir haben vorher keine Informationen darüber, für welche Gruppe er beten wird. Am Freitag beispielsweise hat er für die schwangeren Frauen gebetet, oft betet er für die Ärzte, Krankenpfleger, natürlich auch für die Kranken – alle also, die mit dem Coronavirus zu tun haben oder davon betroffen sind.

Wo wir natürlich überhaupt keine Informationen vorher haben, das ist die Predigt. Er spricht jeden Morgen komplett frei, und wir wissen nicht, worüber er predigen wird. Das ist jeden Morgen eine Überraschung. Die einzige Vorbereitung, die ich da habe, ist, dass ich den italienischen Text der Lesung und des Evangeliums vorher auch lese, weil er sehr viel zitiert, entweder aus der Lesung oder aus dem Evangelium – so dass ich schnell die Stelle finden kann, auf die er sich bezieht.

Die einzige Möglichkeit, um den Menschen nahe zu sein

Radio Vatikan: Wie wird es denn mit den Frühmessen jetzt weitergehen?

Claudia Kaminski:

Die Frühmessen sind ja jetzt vorerst bis zum 25. April bestätigt, ich gehe aber davon aus, dass der Papst das noch weiter machen wird, zumindest so lange, wie der Lockdown für Italien bestehen bleibt. Papst Franziskus will ja den Menschen nahe sein, und das ist derzeit die einzige Möglichkeit für ihn, tatsächlich nah bei den Menschen zu sein, dass diese Heilige Messe also durch die Streaming-Plattformen zu den Menschen kommt. Am Sonntag wird es auch zum Bermherzigkeitssonntag um 11 Uhr die Heilige Messe aus der Kirche Santo Spirito in Sassia geben. Ich gehe also davon aus, dass bald veröffentlicht wird, dass es diese Frühmesse auch noch über die nächste Woche hinaus geben wird.

Positive Reaktionen – sogar aus Japan

Radio Vatikan: Wie nehmen die Gläubigen denn die Möglichkeit auf, den Frühmessen des Papstes in voller Länge und mit Übersetzungen zu folgen?

Claudia Kaminski: Die Gläubigen sind sehr dankbar für dieses Angebot des Heiligen Vaters, für diese Frühmesse. Das zeigen die Rückmeldungen, die kommen aus der Schweiz, aus Portugal, aus Japan – ich glaube, man ist weltweit sehr dankbar für diese Initiative des Papstes.

„Alles aufgeboten, was die Kirche zu bieten hat“

Radio Vatikan: Die Messen sind das eine, aber das waren ja längst nicht alle Initiativen des Papstes in dieser Zeit…

Claudia Kaminski: Flapsig könnte man sagen, dass der Heilige Vater wirklich alles aufgeboten hat, was die katholische Kirche zu bieten hat. Angefangen mit seiner Wallfahrt, wo er selbst noch durch Rom gefahren ist, das Pestkreuz in San Marcello besucht und davor gebetet hat… Er ist auch wieder – was er ja sehr gerne macht – zur Ikone Salus Populi Romani gegangen und hat zur Muttergottes um ein Ende dieser Pandemie gebetet. Und als wirklich ganz starkes Zeichen, wie ich finde, hat er am 27. März diesen historischen Urbi-et-Orbi-Segen der Stadt und dem Erdkreis gespendet.

„Bilder für das Jahrtausend“

Ich will nicht übertreiben, aber für mich waren das Bilder nicht nur für das Jahrhundert, sondern sogar für das Jahrtausend. Papst Franziskus allein im Regen mit der Monstranz, der Stellvertreter mit dem Allerheiligsten… Das war ein ganz starkes Bild, und wie ich finde auch ein grosser Trost. Denn er hat das gemacht, weil wir wissen, dass so viele Menschen in dieser Pandemie sterben, die allein sind und die nicht die Tröstung der katholischen Kirche haben, die nicht die Sterbesakramente empfangen können. Und mit diesem Urbi et Orbi hat er in der Fastenzeit einen vollkommenen Ablass ermöglicht, das ging ja sogar so weit, auch bei dem Urbi et Orbi am Ostersonntag, dass man gar nicht einmal über die sozialen Kommunikationsmittel verbunden sein musste, sondern es reichte, wenn man sich geistigerweise vereinte. Also, das war schon ein sehr grosses, starkes Zeichen.  

Die Fragen stellte Christine Seuss

Hintergrund: Manche Fragen der Zuschauer und Zuhörer bezogen sich in diesen Wochen auf das Eucharistische Hochgebet, das nicht übersetzt wird. Laien können und sollen dieses Gebet nicht mitsprechen, es ist den Priestern vorbehalten. Für die Radiopartner werden jedoch einzelne Schritte der Heiligen Messe und des Hochgebetes kommentiert, damit auch den Zuhörern der Ablauf der Heiligen Messe deutlich wird. 

vatican news, 17. April 2020

 

 

 

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