Kontroverse um “Katholischkreuz”-Kampagne des BDKJ

Kontroverse um “Katholischkreuz”-Kampagne des BDKJ – Auch aus den eigenen Reihen massive Bedenken und Vorwürfe – Was Kritiker und Verteidiger der umstrittenen Initiative sagen

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Von Rudolf Gehrig

Köln, 6. Dezember 2019 (CNA Deutsch)

“Hier gehts nicht um Geschmäcker, sondern um Häresie”: Diesen Vorwurf hat ein Präses des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) gegen seinen eigenen Verband erhoben. Pfarrer Norbert Fink, BDKJ-Präses für die Stadt Neuss, hat mit seiner Kritik auf eine Kampagne des Kölner BDKJ-Diözesanverbandes reagiert.

Das Attribut “häretisch” weist der beschuldigte Verband entschieden zurück: “Der Häresievorwurf kommt leider sehr vorschnell, wenn man sich neuen Dingen nicht stellen möchte oder anderer Meinung ist”, so Volker Andres, BDKJ-Diözesanvorsitzender im Erzbistum Köln auf Anfrage von CNA Deutsch.

“Auch Papst Franziskus wurde schon der Häresie bezichtigt, weil er Dinge angesprochen hat, die manchen Gläubigen nicht gefallen.”

Auslöser der Kontroverse ist eine Kampagne namens “Katholischkreuz”. Diese wurde auf der Diözesanversammlung des Kölner BDKJ Ende November vorgestellt und arbeitet mit provokativen Slogans wie: “Bei uns entscheidet die Demokratie und nicht der Papst”.

Damit will der Jugendverband in einer gross angelegten Kampagne anderen Jugendlichen die Kirche attraktiv machen, so die Verantwortlichen. Weitere Beispiele: “Ausschlafen ist meine Sonntagspflicht” oder “Und sie folgten einem leuchtenden Genderstar”.

Einige, die an der Versammlung teilnahmen, behaupteten hinterher, sie seien von der Aktion regelrecht “überfahren” worden. Auch Norbert Fink berichtet: “Ich habe, wie so viele andere, erst durch die Flyer bei der Diözesanversammlung des BDKJ in Altenberg davon erfahren.”

“Wir sind katholisch, weltoffen und frei”, stellt der Kölner Verband sich auf seiner Homepage vor “wir sagen, was wir wollen, und gestalten mutig die Kirche von morgen. Wir nehmen uns die Freiheit zu denken und zu fordern, was wir aus unserem christlichen Glauben heraus für richtig halten.”

Diese Freiheit beinhaltet der Kampagne zufolge offenbar auch eine Absage an die Hierarchie innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Der Diözesanvorsitzende Volker Anders relativiert den Spruch “Bei uns entscheidet die Demokratie und nicht der Papst” auf Rückfrage gegenüber CNA Deutsch jedoch:

“Wir sehen darin keinen Widerspruch zur hierarchischen Struktur der Kirche, da auch hier Ämter durch Wahl und auf Zeit besetzt werden können und teilweise bereits werden. Der Papst übernimmt die wichtige Funktion, die Einheit der Kirche zu wahren. Der jetzige Papst geht dabei einen Weg, der auf Synodalität, Subsidiarität und Eigenständigkeit der Ortskirchen und nicht auf autoritäre Macht setzt.”

Pfarrer Norbert Fink sieht darin hingegen einen weiteren Versuch den Heiligen Vater für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. Er sagt:

“Papst Franziskus wird gerne vom BDKJ zitiert, wenn es um soziale oder ökologische Themen geht, in denen man einer Meinung mit ihm ist. Doch sein Wort wird gemieden, wo er andere Positionen einnimmt, zum Beispiel in der Gender-Frage. Der BDKJ sagt sich nicht vom Papst los, da er ihn ab und zu auch mal braucht.”

Besonders verheerend empfindet Fink den Spruch “Ausschlafen ist meine Sonntagspflicht”, da er suggeriere, dass das Ausschlafen wichtiger sei als sonntags in die Kirche zu gehen und somit “das Schwänzen der Heiligen Messe quasi legitimiert”. Dieser Aufruf verstosse gegen das Dritte Gebot, den Sonntag zu heiligen. Volker Andres dagegen behauptet, dass man mit dem Motiv keinesfalls die sonntägliche Eucharistie in Frage stellen möchte, da sie “ein fester Bestandteil unseres Glaubens” sei:

“Viele junge Menschen suchen sich aber bewusst Gottesdienste zu späteren Tageszeiten aus. Die Jugendmessen in unserem Erzbistum finden vor diesem Hintergrund in der Regel am Sonntagabend statt. Diese orientieren sich an der Lebenswirklichkeit der gläubigen jungen Menschen und lassen sie so Gemeinschaft erfahren.”

Nachdem durch diese Relativierung der konstruierte Widerspruch zwischen “Ausschlafen” und “Sonntagspflicht” obsolet geworden ist, fügt der Diözesanvorstand des Kölner BDKJ hinzu:

“Wir ermutigen junge Menschen, an den Gottesdiensten, auch an der Eucharistie, teilzunehmen. Wir unterstützen sie in ihrem Anliegen, das sie mit vielen Erwachsenen teilen, dass die sonntäglichen Gottesdienste sie in ihrem Alltag abholen müssen und auch in ihre sonstige Wochenendgestaltung integrierbar sein müssen. Dafür braucht es vielfältige Formen und die Freiheit, Neues und Ungewöhnliches auszuprobieren.”

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