30. Sonntag im Jahreskreis C – Gott erhört die Demütigen

L1: Sir 35,15b-17.20-22a; L2: 2 Tim 4,6-8.16-18; Ev: Lk 18,9-1

Quelle
Evangelium/Lesungen

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Lesungen und das Evangelium dieses Sonntags ermutigen uns, dass wir uns im Gebet an Gott wenden. Zu Gott beten heisst das Herz zu ihm erheben. Wir dürfen auf menschliche Weise mit Gott sprechen, weil Gott uns hört und erhört. Dies erfahren wir besonders dann, wenn wir den Rosenkranz beten.

Das Leben hier auf Erden kennt seine Höhen und Tiefen. Manchmal vergessen wir Menschen auf Gott, wenn es uns gut geht. Und dabei wäre dies erst recht ein Anlass, Gott für alles Gute zu danken, ihn zu preisen und zu loben! Denn ihm verdanken wir alles, „in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17,28)

Und dann kommen im Leben auch andere Zeiten, wo wir es schwer haben oder wo uns Leiden und Sorgen bedrücken. Da fragen manche Menschen: „Wo bleibt denn Gott nur?“ Gott, auf den wir sonst vergessen haben, soll uns dann gleichsam auf Knopfdruck helfen. Es gibt existenzielle Krisen, wo Menschen fast verzweifeln und Ausschau halten nach Gott: „Gibt es ihn oder gibt es ihn nicht? Wird er mir helfen? Wird er mein Gebet aus der Not erhören?“

Die Lesung aus dem Buch Jesus Sirach gibt uns darauf eine Antwort der Hoffnung und der Zuversicht. Besonders die Armen und Bedrängten dürfen auf Gott den Herrn hoffen. Er vergisst sie nicht und wird ihnen auf ihr Flehen Hilfe verschaffen. Jene Menschen, die andere unterdrücken und ihnen Böses tun, werden nicht triumphieren. So wird Gott „für die Gerechten entscheiden und ein Urteil fällen“ (Sir 35,22a), wie es in der Heiligen Schrift heißt.

Im zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus blickt der Verfasser zurück auf sein Leben, und er blickt auch voraus. Hinter ihm liegt eine mitunter schwere, aber erfüllte Zeit. Er hat „den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue bewahrt“ (2 Tim 4,7). Dort, wo ihn Menschen verlassen haben, hat ihm Gott seinen Beistand nicht verweigert. Vor ihm liegt „der Kranz der Gerechtigkeit“; diesen wird Gott der Herr allen geben, „die sein Erscheinen ersehnen“ (2 Tim 4,8). Auch in dieser Lesung wird die hoffnungsvolle Zuversicht erkennbar, in welcher der Apostel sein Leben auf Gott ausrichtet. In der Arbeit und ihm Leiden und vor allem im Gebet hat Paulus auf Gott vertraut, und er will es auch in der ihm noch verbleibenden Zeit tun. Die Stunde seines Aufbruchs aus dem Erdendasein ins ewige Leben ist nahe. Er hofft auf den Herrn, der ihn ins himmlische Reich führen wird. Haben nicht die Christen zu allen Zeiten in ähnlicher Weise ihr Leben Gott empfohlen, besonders wenn sie Not und Bedrängnis erfahren mussten?

Das Evangelium nach Lukas schließlich lässt uns ausdrücklich fragen: Erhört Gott jedes Gebet? Wie sollen wir vor Gott hintreten, damit er uns erhört? Welche Haltung dürfen wir nicht einnehmen; was steht unserer Gottesbeziehung im Wege?

Zwei Personen werden uns im Gleichnis Jesu vor Augen geführt: Da ist ein Pharisäer, welcher als fromm gilt und sich nach außen hin nichts vergibt. Er ist ziemlich selbstbewusst und tritt in dieser Haltung vor Gott hin, wenn er im Tempel Gott dankt, dass er nicht so schlecht wie andere Menschen ist: wie Räuber, Betrüger, Ehebrecher „oder auch wie dieser Zöllner dort“ (Lk 18,11). Der Pharisäer erinnert Gott daran, dass er zweimal in der Woche fastet und den zehnten Teil seines Einkommens abliefert. Ja, was will man da noch mehr? Ist das nicht ein Heiliger? Hat sich dieser Mensch nicht den Himmel verdient? So könnte man oberflächlich betrachtet fragen.

Hören wir zum Kontrast dessen, wie der erwähnte Zöllner betet. Er wagt es nicht, nach vorne zu gehen und schlägt sich demütig an die Brust, indem er zu Gott sagt: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ Ja, wird denn dieser Mann Erhörung finden? Er sagt ja von sich selber, er sei ein Sünder, und wenn Gott heilig ist, können ihm Sünder nicht nahen! So denkt vielleicht der Pharisäer.

Oh doch, der Zöllner findet Erhörung! Jesus sagt nämlich zur Verblüffung seiner Jünger und zum Ärgernis seiner Gegner, dass ausgerechnet der Sünder gerechtfertigt heimging, während dies beim Pharisäer nicht der Fall war. Gott hat also die demütige Selbstanklage des Zöllners angenommen; das stolze und auf sich selbst verweisende „Gebet“ des Pharisäers hat ihn nicht erreicht.

Was uns Jesus sagen will, ist klar, und er selbst fasst es mit diesen Worten zusammen: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 18,14). Denn Gott können wir nichts vormachen; er sieht uns so, wie wir wirklich sind. Gott allein kennt das Herz der Menschen. Er urteilt nicht nach dem Augenschein. Für ihn zählt nicht das Äußere, sondern das Innere. Denn ein Mensch mit einem demütigen, für Gott bereiten Herzen wirkt auch nach außen hin Gutes, während ein Mensch mit einem von Gott abgewandten Herzen dem Bösen verfällt. Besonders schlimm ist die Sünde der Heuchelei und des Hochmuts, welche den genannten Pharisäer betrifft. Er gibt vor, gut zu sein und ist es doch nicht. Der Zöllner hingegen weiß um seine Schuld, und er findet wegen seiner Ehrlichkeit und Reue bei Gott Vergebung.

Noch etwas ist wichtig im Gebet: dass wir nicht um uns selber kreisen, sondern bei Gott fürbittend eintreten für alle Menschen. Denn je weiter unser Herz ist für die Sorgen und Nöte anderer, desto eher werden auch wir erhört in all unseren Anliegen. Das österreichische Volk nahm nach dem 2. Weltkrieg in besonderer Weise Zuflucht zur Gottesmutter Maria, zur „Magna Mater Austriae“. Als Frucht des Rosenkranzgebetes, dem sich damals öffentlich auch führende Politiker anschlossen, konnte am 15. Mai 1955 der österreichische Staatsvertrag mit den Siegermächten unterzeichnet werden. Der 26. Oktober gilt als Gedenk- und Feiertag, da hier der letzte Soldat der Besatzungsmächte das Land verlassen musste.

Wir beten zu Gott dem Herrn und empfehlen ihm alle lebenden und verstorbenen Menschen. Auf Allerheiligen und Allerseelen hin wollen wir all jener gedenken, die bereits von Gott dem Herrn abberufen worden sind aus dieser Welt. Der Herr möge ihnen ein gnädiger Richter sein und sie geläutert und gereinigt von allen Sünden heimführen in sein himmlisches Reich. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef sowie aller Engel und Heiligen des Himmels begleite uns in allen Anliegen, die wir im Gebet vor Gott tragen.

Amen.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel