Länderprofil China *UPDATE

Länderprofil China – Position auf dem Weltverfolgungsindex

Berichtszeitraum: 1. November 2016 – 31. Oktober 2017

Quelle
‘Wie China ein ganzes Volk umerziehen will’
China – Kirche in Not

Zusammenfassung – Position auf dem Weltverfolgungsindex

Von wem Verfolgung ausgeht

Die Hauptlast der Verfolgung liegt auf den kleinen Minderheiten von Christen mit muslimischer oder buddhistischer Herkunft. Verantwortlich dafür sind nichtchristliche religiöse Leiter, die in den autonomen Gebieten Xinjiang und Tibet grossen Einfluss haben. Ebenfalls beteiligt sind das gesellschaftliche Umfeld und die eigene Familie. Ein Glaubenswechsel ist mehr als nur ein Wechsel der Religion; er wird als Schande für die Familie und als Verrat an der Gesellschaft angesehen. Auch die kommunistischen Behörden fördern die Verfolgung, denn sie sind verantwortlich für die Einschränkung der Freiheiten in den oben genannten Provinzen, in denen die Lage unberechenbar ist.

Doch das Problem ist nicht auf diese Regionen begrenzt. Die kommunistischen Behörden unternehmen grosse Anstrengungen, die ganze Gesellschaft zu kontrollieren und die eigene Macht zu erhalten. Darin liegt auch ihr Interesse begründet, Christen fest im Griff zu haben; immerhin sind sie die grösste gesellschaftliche Kraft in China, die nicht vom Staat kontrolliert wird. Im Berichtszeitraum für den Weltverfolgungsindex 2018 wurde die Überwachung verstärkt. Einige Hauskirchen wurden unter Druck gesetzt, der vom Staat kontrollierten Drei-Selbst-Kirche beizutreten. Die Regierung wird zum 1. Februar 2018 eine neue Religionsverordnung durchsetzen.

Auswirkungen der Verfolgung auf Christen

Wenn in muslimischen oder buddhistisch geprägten Teilen Chinas bekannt wird, dass jemand von der Mehrheitsreligion zum christlichen Glauben gewechselt ist, wird dieser Christ in der Regel von Mitgliedern der Gesellschaft oder der eigenen Familie bedroht, körperlich angegriffen oder den lokalen Behörden gemeldet. All dies soll dazu führen, dass er zu seinem ursprünglichen Glauben zurückfindet. Es kommt vor, dass Ehepartner zur Scheidung gezwungen werden oder Kinder ihren christlichen Eltern weggenommen werden. Öffentliche Taufen sind ausgeschlossen. Familienfeste, wie zum Beispiel Hochzeiten oder Beerdigungen, werden von Imamen oder Lamas (buddhistischen Lehrern) organisiert. Sobald jedoch bekannt wird, dass Christen beteiligt sind, verweigern die Geistlichen die entsprechenden Zeremonien.

In Bezug auf Verfolgung ist die Unterscheidung zwischen staatlich registrierten Kirchen und nicht registrierten Kirchen (oftmals auch „Hauskirchen“ genannt) in China nicht mehr so wichtig wie in der Vergangenheit. Auch von der Regierung genehmigte Kirchen können wie jede andere Kirche in den Fokus der Behörden geraten, sobald sie als bedrohlich empfunden werden. Das kann der Fall sein, wenn sie eine gewisse Grösse erreichen, zu politisch sind, ausländische Gäste einladen oder auf andere Art und Weise die Aufmerksamkeit der Behörden vor Ort auf sich ziehen.

In Bezug auf die Kirchen gewinnt die „Sinisierung“ (gezielte Förderung chinesischer Traditionen bei gleichzeitiger Schwächung anderer kultureller Einflüsse) zunehmend an Bedeutung. Das passt zu der Wahrnehmung, dass die kommunistische Partei stark auf die kulturelle Identität Chinas baut, um an der Macht zu bleiben. Die neuen Begrenzungen in Bezug auf das Internet und soziale Medien, das neue Gesetz zur Regulierung von Nichtregierungsorganisationen und die neue Religionsverordnung bedeuten ernstzunehmende Beschränkungen der Freiheit.

Wenn man diese Entwicklungen betrachtet, mag es überraschen, dass die Gesamtpunktzahl für China nicht gestiegen ist. Der Grund hierfür ist eine Verfeinerung in der Methodik des Weltverfolgungsindex, der nunmehr den Prozentsatz der verfolgten Christen in einer Region berücksichtigt und nicht mehr wie bisher die geographische Grösse der Region. Für China bedeutet dies, dass in allen Fragen, in welchen ausschliesslich Christen mit muslimischem oder buddhistischem (tibetischen) Hintergrund betroffen sind, die Wertung nicht mehr länger „2“ ist (da die Gebiete mehr als 25 % des chinesischen Staatsgebiets ausmachen), sondern „1“ (da dort nur etwa 3 % der Gesamtbevölkerung leben). In absoluten Punktzahlen macht diese Änderung für China etwa drei Punkte aus.

Beispiele

  • In den ländlichen Gebieten Tibets haben Lamas einen grossen Einfluss auf das alltägliche Leben der Menschen (beispielsweise durch die Kontrolle des Gesundheitswesens), weil viele von ihnen Mitarbeiter lokaler Regierungsbehörden sind. In ihren Händen liegt die Verwaltung der Grundversorgung, einschliesslich der Verteilung staatlicher Hilfsgüter an einzelne Familien. Dabei werden christliche Konvertiten häufig diskriminiert oder sogar ganz von der Versorgung ausgeschlossen.
  • Wenig überraschend lässt die kommunistische Partei keine anderen Parteien zu. Zivilgesellschaftliche Organisationen sind jedoch erlaubt. Allerdings werden in diesem Bereich keine christlichen Organisationen genehmigt, es sei denn, sie arbeiten unter der Schirmherrschaft registrierter Kirchen. Damit ist der grösste Teil der chinesischen Christen davon ausgeschlossen, sich in organisierter Form sozial engagieren zu können.
  • Am 24. Mai 2017 wurden zwei chinesische Missionare von islamisch-extremistischen Kämpfern in Quetta, Pakistan, entführt und später von ihnen getötet. Dieser Vorfall spiegelt sich im Weltverfolgungsindex in der Wertung für Pakistan wider, aber er wird auch hier erwähnt, da er in den kommenden Jahren weitreichende Konsequenzen haben wird. Mit einer wachsenden christlichen Gemeinde in China und dem Versprechen, bis zum Jahr 2030 20.000 Missionare auszusenden, werden in Zukunft immer mehr Missionare in einige der schwierigsten und unwahrscheinlichsten Regionen der Welt ausgesendet werden. Insbesondere im Zuge der „Neuen Seidenstrasse“, einer Initiative der Regierung, werden chinesische Bürger in Zukunft relativ leichten Zugang zu vielen Ländern haben. Die Frage ist allerdings, ob sie von ihrer atheistischen Regierung Schutz erwarten dürfen, wenn sie im Ausland nicht freundlich empfangen werden.
  • Im August 2017 wurden in der Provinz Shanxi einige Gebäude zerstört, die der katholischen Kirche gehörten, obwohl die Mitglieder der Kirche versuchten, diese Gebäude zu schützen. Häuser von Christen in Guangdong, Xinjiang und Anhui wurden durchsucht und Eigentum beschlagnahmt. Auch Kirchen wurden durchsucht und die Vermieter, die die Räumlichkeiten an Kirchen vermieteten, unter Druck gesetzt, Mietverträge zu kündigen.

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