Pakistan: Premier mahnt nach Freispruch Asia Bibis zur Ruhe
Nach dem Freispruch für die Christin Asia Bibi hat Pakistans Premierminister radikal-islamische Aktivisten in die Schranken gewiesen
Nach dem Freispruch für die Christin Asia Bibi hat Pakistans Premierminister radikal-islamische Aktivisten in die Schranken gewiesen. Ein Land könne nicht funktionieren, wenn Extremisten zum Mord an Richtern aufrufen, sie schadeten damit auch dem Islam, sagte Imran Khan in einer Fernsehansprache.
Gudrun Sailer – Vatikanstadt
Die Katholikin Asia Bibi war wegen angeblicher Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tod verurteilt worden. Neun Jahre war sie in Haft. Ihr Freispruch durch das Oberste Gericht am Mittwoch löste heftige Reaktionen in Pakistan aus. In Lahore, Islamabad, Karatschi, Multan und anderen Städten fanden Kundgebungen und Strassenblockaden statt, zu denen die islamische Partei Tehreek-e-Labbaik ihre Anhänger aufrief. Aus Angst vor Übergriffen blieben zwei Tage lang alle Schulen in Punjab geschlossen, auch Kirchen fürchten Gewaltakte.
“Diese Kriminellen dienen nicht dem Islam”
Der Premierminister verwies auch auf wirtschaftliche Schäden durch die Tumulte und wandte sich gegen die Vermischung von Religion und Politik durch radikale islamische Kräfte. „Wir haben bereits jetzt Mühe, aus unseren Wirtschaftskrisen herauszukommen“, sagte er seinen Landsleuten und rief sie dazu auf, den Anstachelungen der radikalen Partei nicht nachzukommen. „Diese Kriminellen dienen nicht dem Islam“, sagte der Premier, „sie spielen nur zu politischen Zwecken, um mehr Stimmen zu bekommen.“
Christliche Führer und Menschenrechtler dankten dem Premierminister für seine Worte. Khan versicherte, der pakistanische Staat werde zu seiner Verantwortung stehen, Leben und Eigentum zu schützen. „Zwingt uns nicht dazu, Massnahmen zu ergreifen”, beschloss er seine Fernsehansprache.
Wo Asia Bibi sich derzeit aufhält, ist ungewiss. Der Präsident der pakistanischen Minderheitenbewegung Paul Bhatti, auch er Katholik, sagte im Gespräch mit Vatican News, für Asia Bibi sei es „nicht sicher, in Pakistan zu bleiben. Schon vor zwei, drei Wochen haben die pakistanischen Extremisten bei einer Versammlung beschlossen, sie würden ganz Pakistan lahmlegen, wenn Asia Bibi freigelassen wird.“
“Ein Land, das auf ein friedliches Zusammenleben und den Respekt der Minderheiten zugeht”
Paul Bhatti ist der Bruder des ehemaligen Minderheitenministers Shabaz Bhatti, der wegen seines Eintretens für Asia Bibi und andere Christen ermordet worden war. Paul Bhatti würdigte das Urteil von Lahore als Zeichen des „Muts der aktuellen Justiz“. Der Freispruch für die zu Unrecht der Blasphemie angeklagte fünffache Mutter zeige auch „ein Land, das auf ein friedliches Zusammenleben und den Respekt der Minderheiten“ zugehe.
Ausdrücklich würdigte Bhatti den Leiter des Höchstgerichts Saqzib Nisar, ein Muslim, der bei der Urteilsverkündigung am Mittwoch erklärt habe: „Wir sind von unserem Glauben her verpflichtet, schwächere Menschen zu verteidigen und sie nicht zu töten oder auszugrenzen“. In den vergangenen Jahren seien mehrere Richter in der Causa Asia Bibi und in vergleichbaren Fällen, in denen Christen der Beleidigung des Propheten Mohammed angeklagt waren, ermordet worden, erinnerte der christliche Politiker. „Dieses Urteil zeigt grossen Mut. Es gibt es viel Hoffnung“, resümierte Bhatti, zugleich sei da die akute Angst vor Ausschreitungen gegen Christen.
vatican news/asianews – gs
Schreibe einen Kommentar