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Irlands Premier: Papst soll sich der Moderne stellen
Irlands Premierminister Leo Varadkar hat Papst Franziskus am Samstag zu einer neuen Beziehung zwischen Kirche und Staat aufgerufen. Bei einem Empfang des Papstes im Schloss von Dublin verwies Varadkar auf ein wachsendes Auseinanderdriften in der irischen Gesellschaft.
In dem ehemals katholischen Land gehörten immer mehr Menschen anderen Glaubensrichtungen oder keiner organisierten Religionsgemeinschaft an. Irland sei „ein anderes Land als vor 39 Jahren“, sagte Varadkar. Damals fand der letzte Papstbesuch durch Johannes Paul II. statt.
Konkrete Schritte verlangte der Regierungschef vom Kirchenoberhaupt auch bei der Aufarbeitung der Misshandlungen in katholischen Sozialeinrichtungen wie den „Magdalene Laudries“ und im Blick auf sexuellen Missbrauch durch Kleriker. Es gelte sicherzustellen, „dass auf Worte Taten folgen“, so Varadkar.
Zutiefst dankbar für Gesundheitsfürsorge
Zwar habe die katholische Kirche über Generationen eine Lücke bei Gesundheitsfürsorge, Bildung und sozialen Dienstleistungen gefüllt; dafür bleibe Irland „zutiefst dankbar“, betonte der Premierminister. Er verwies aber auch auf „dunkle Seiten“ der Kirchengeschichte und ein Versagen von Kirche, Staat und Gesellschaft, das ein bitteres Erbe hinterlassen habe. Varadkar sprach von einer „Geschichte des Leids und der Scham“.
Misshandlungen in katholischen Sozialeinrichtungen, illegale Adoptionen und sexueller Missbrauch hätten weiterhin offene Wunden hinterlassen, sagte Varadkar. Franziskus solle den Einfluss seines Amtes geltend machen, um „Gerechtigkeit und Wahrheit und Heilung für die Opfer und Überlebende“ in Irland und der ganzen Welt voranzubringen. Für diejenigen, die Kinder missbrauchten oder Missbrauch ermöglichten, könne es nur „Null Toleranz“ geben.
Familien- und Abtreibungsgesetzgebung
Weiter stellte sich der Regierungschef hinter Liberalisierungen der Familien- und Abtreibungsgesetzgebung. Irische Abgeordnete und Bürger hätten erkannt, „dass Ehen nicht immer gelingen, dass Frauen ihre eigenen Entscheidungen treffen sollten und dass Familien viele Formen haben können“, auch mit gleichgeschlechtlichen Partnern. Der seit Juni 2017 amtierende Premierminister lebt selbst mit einen männlichen Partner zusammen.
Das traditionell katholisch geprägte Irland hatte in einem Referendum im Mai für die Möglichkeit legaler Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche gestimmt. Bereits 1995 führten die Iren gegen den Willen der Kirche das Recht auf Scheidung und Wiederheirat ein. Seit 2015 können homosexuelle Paare heiraten.
(kna – mg)
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