Wie ein Samenkorn wächst das Reich Gottes heran
11. Sonntag im Jahreskreis B (17.06.2018)
L1: Ez 17,22-24; L2: 2 Kor 5,6-10; Ev: Mk 4,26-34
Quelle
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Immer wieder hat unser Herr Jesus Christus den Menschen vom Reich Gottes erzählt. Die Botschaft vom Himmelreich kann sogar als das Hauptthema seiner Predigt und Verkündigung bezeichnet werden.
Was aber ist das „Reich Gottes“? Im direkten Sinn haben wir keine Anschauung davon. Und doch ist es möglich, auf der Grundlage des Glaubens und mit Hilfe von Bildern eine Vorstellung davon zu bekommen. Jesus bedient sich dazu verschiedener Gleichnisse!
Das Gleichnis vom Sämann, der Samen auf den Acker sät, zeigt uns, dass das Reich Gottes im Wachstum begriffen ist. Und so wie der Sämann sich das Wachstum der Früchte des Ackers nicht erklären kann – denn es geschieht ohne sein Zutun –, so ist auch das Himmelreich für uns eine Wirklichkeit, die wir vorfinden und die uns als Geschenk angeboten wird; es bleibt immer ein Geheimnis, wie es sich entfaltet; denn das geschieht im Verborgenen.
Entsprechend den Worten Jesu dürfen wir davon ausgehen, dass das Reich Gottes wie ein Samenkorn bereits unter uns ist. Mit dem Kommen Jesu Christi ist uns die Nähe des Himmelreiches verheißen und geschenkt. Dieses Reich ist verborgen anwesend in den Herzen der Glaubenden, und dort entfaltet es sich. Es zeigt sich immer wieder in den Werken der Liebe, welche Menschen vollbringen, die aus dem Geist des Evangeliums leben. Wir selber können das Reich Gottes nicht errichten; es ist kein Produkt menschlicher Leistung oder menschlicher Tüchtigkeit, sondern ein Geschenk Gottes. Manche Ideologien – wie der Marxismus – wollten ein Paradies auf Erden schaffen, welches die Vorstellung vom Himmelreich ersetzen sollte. Alle diese Reiche finden früher oder später ein Ende. Wenn der Mensch meint, er könne ohne Gott bestehen und erfolgreich sein, so wird er irgendwann doch scheitern. Umgekehrt gereicht denen, die sich ganz auf Gottes Liebe einlassen, alles zum Besten! Denn wer zuerst das Reich Gottes sucht, so sagt Jesus an anderer Stelle, dem wird alles Übrige dazu gegeben werden (vgl. Mt 6,33; Lk 12,31).
Noch ein Gleichnis vom Wachstum in der Natur führt Jesus an: Er verweist auf das Senfkorn, das zu einem großen Baum heranwächst. Manches Kleine und Unscheinbare ist vor Gott groß. Wir Menschen lassen uns oft blenden von scheinbarer Größe und Stärke. In Wirklichkeit ist die größte Macht jene der Liebe. Die Liebe Gottes hat sich uns geoffenbart im Leben und Sterben sowie in der Auferstehung und Verherrlichung unseres Herrn Jesus Christus.
Das Himmelreich, welches Jesus Christus verkündet, beginnt bereits hier auf Erden. Überall dort, wo Menschen wie die Jungfrau Maria im Glauben auf das Wort Gottes hören, es im Herzen bewahren und erwägen und wo es gute Frucht bringt in Werken der Liebe: überall dort, verwirklicht sich schon etwas von dem, was in seiner Fülle noch aussteht. Der Himmel steht uns offen: Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat ihn aufgetan!
Von dieser Hoffnung auf Vollendung im himmlischen Reich spricht auch der Apostel Paulus im zweiten Brief an die Korinther (2. Lesung): Wir leben hier auf der Erde, doch unsere bleibende Stätte ist im Himmel, wo wir die Vollendung in der Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht erwarten. Jetzt ist die Zeit der Bewährung, und es ist eine Gnade, dass wir mit all den Gaben, die Gott uns geschenkt hat, Gutes tun dürfen zum Heil und Wohl unserer Mitmenschen. Einst müssen alle „vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.“ (2 Kor 5,10).
Der Gang der Weltgeschichte ist uns verborgen; es gibt viel Erfreuliches, aber auch Leid- und Sorgenvolles. Mitunter geschehen Dinge, die uns verunsichern und bedrohen: Auch Kriege, Hungersnöte und Naturkatastrophen kommen vor. Hinter allem aber waltet Gottes gütige Vorsehung. Gott liebt uns und lenkt unser Leben. Er ruft uns alle zum Heil in Jesus Christus. Wenn wir uns auf seine rettende Botschaft einlassen, dann gewinnen wir Hoffnung und Zuversicht.
Schmerz und Leiden, die Sünde und der Tod haben nicht das letzte Wort: Der Sohn Gottes hat uns erlöst am Kreuz und in seiner Auferstehung empfangen auch wir das ewige Leben. In diesem Sinn empfehlen wir uns selber und alle, für die wir beten wollen, der Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef
Amen.
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