Schweizer Botschafter beim Vatikan
Schweizer Botschafter beim Vatikan: Papst ist wichtiger Akteur
Quelle
Vatikan: Offizielles Reiseprogramm
Bergoglio studierte einst in Frankfurt am Main
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Papst die Schweiz besucht. Doch jeden Tag hat der Papst Kontakt mit Schweizern, rund 110 junge Männer aus dem Alpenland sind bei der Garde für seine Sicherheit zuständig. Auch die Zusammenarbeit zwischen dem Heiligen Stuhl und der Schweizerischen Eidgenossenschaft läuft seit mehreren Jahrzehnten problemlos. Wir haben wenige Stunden vor Ankunft des Papstes in Genf mit dem Schweizer Botschafter beim Heiligen Stuhl, Pierre-Yves Fux, über die gemeinsamen Herausforderungen gesprochen. Das Gespräch führte Mario Galgano.
VN: Was erwarten Sie von diesem Besuch in Ihrer Heimat, insbesondere für die Beziehung zwischen dem Heiligen Stuhl und der Schweizer Eidgenossenschaft. Sie sind ja dafür zuständig.
Fux: Der Papst ist ein sehr wichtiger politischer Akteur auf der internationalen Bühne. Viele Staatsoberhäupter besuchen ihn im Vatikan. Auch viele Vertreter aus der Schweiz waren schon bei ihm. Diesmal haben wir das Privileg, den Papst bei uns begrüssen zu dürfen. Das Besondere ist, dass Genf eine internationale Stadt ist, ein Hauptort der internationalen Diplomatie. In diesem Sinne hegen wir viele Hoffnungen auf einen vertieften politischen Dialog mit unseren Behörden. Wir hoffen auch, dass einige Botschaften zu wichtigen Themen des humanitären Rechts und des Friedens geäussert werden.
VN: Genf ist auch der Ursprungsort der Genfer Konvention, einem Fundament der internationalen Menschenrechte. Menschenrechte sind auch ein grosses Anliegen von Papst Franziskus. Was erhoffen Sie sich vom Besuch des Papstes diesbezüglich?
Fux: Wir hoffen, dass die Regeln, die ja seit langem bekannt und gültig sind, wieder in Erinnerung gerufen und erklärt werden. Zu oft verurteilt man die Gewaltanwendung, weniger jedoch die Nichtrespektierung und das Nichteinhalten des internationalen humanitären Völkerrechts. Es gibt Regeln und wir hoffen, dass der Heilige Vater, wie er es immer wieder in Rom macht, auch hier in Genf darüber sprechen wird.
VN: Die grossen Herausforderungen der Schweiz derzeit betreffen vor allem ethische Fragen, wie die Flüchtlingsfrage oder auch den Lebensschutz. Die Schweiz hat beispielsweise eine der höchsten Selbstmordraten unter Jugendlichen weltweit. Schweizer Katholiken kritisieren auch die politische Haltung zur Beihilfe zum Suizid. Erhoffen Sie sich auch einen Impuls des Papstes an die Schweizer Jugend?
Fux: Der Impuls des Papstes zugunsten des Lebens ist sehr wichtig. Das ist ein Ziel, den die Schweizer Behörden mit dem Papst teilen. Natürlich wird es auch einige kritische Punkte geben. Die Übereinstimmung ist nicht total, doch was die Schweiz ausmacht, ist ihre direkte Demokratie. Solche Entscheidungen, die auch ethisch schwierig sind, werden nun mal in der Schweiz vom Volk angenommen oder abgelehnt. Diese öffentliche und vertiefte Auseinandersetzung ist ein wichtiges Element, um hoffentlich vernünftige Lösungen zu finden.
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