Die Mütterlichkeit der Kirche:

Abglanz der fürsorglichen Liebe Gottes

Mit dem Papst durch den Marienmonat Mai. Auf kath.net jeden Tag eine Betrachtung zur Gottesmutter aus dem Lehramt Benedikts XVI. zu Maria. Von Armin Schwibach

Rom, kath.net, 11.Mai 2012

Am Gedenktag der Erscheinungen in Lourdes – einem von Maria bevorzugten Ort, um ihre mütterliche Sorge für die Kranken zu offenbaren –, gibt es in der Liturgie treffenderweise Anklänge an das Magnifikat, den Gesang der Jungfrau, der die Wunder Gottes in der Heilsgeschichte preist: Die Demütigen und die Bedürftigen wie auch alle, die Gott fürchten, erfahren seine Barmherzigkeit, die das irdische Schicksal der Menschen umkehrt und so die Heiligkeit des Schöpfers und Erlösers zeigt.

Das Magnifikat ist nicht der Gesang derer, denen das Glück winkt, die immer “Rückenwind” haben. Es ist eher das Danklied derer, die die Tragödien des Lebens kennen, aber auf das erlösende Handeln Gottes vertrauen. Es ist ein Gesang, der Ausdruck des im Schicksal geprüften Glaubens von Generationen von Männern und Frauen ist, welche ihre Hoffnung auf Gott gesetzt haben und sich wie Maria persönlich dafür einsetzen, den Brüdern und Schwestern in Not Hilfe zu bringen. Im Magnifikat hören wir die Stimme von vielen Heiligen der Nächstenliebe, Männern und Frauen. Insbesondere denke ich an diejenigen, die ihr Leben den Kranken und Leidenden gewidmet haben, wie Camillo de Lellis und Johannes von Gott, Damian de Veuster und Benedetto Menni. Wer den Leidenden lange Zeit nahe ist, kennt Angst und Tränen, aber auch das Wunder der Freude, die die Frucht der Liebe ist.

Die Mütterlichkeit der Kirche ist Abglanz der fürsorglichen Liebe Gottes, von der der Prophet Jesaja sagt: “Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch; in Jerusalem findet ihr Trost” (Jes 66,13). Eine Mütterlichkeit, die ohne Worte spricht, die in den Herzen Trost bewirkt, eine innere Freude, eine Freude, die paradoxerweise mit Schmerz und Leid zusammen existieren kann. Wie Maria bewahrt die Kirche in ihrem Inneren die Dramen des Menschen und den Trost Gottes, sie hält sie zusammen auf dem Pilgerweg der Geschichte. Durch die Jahrhunderte macht die Kirche die Zeichen der Liebe Gottes sichtbar, die weiterhin Grosses an den demütigen und einfachen Menschen tut. Sind das angenommene und aufgeopferte Leiden, das echte und unentgeltliche Teilen nicht Wunder der Liebe?

Der Mut, ohne Waffen dem Übel entgegenzutreten – wie Judith –, nur mit der Kraft des Glaubens an den Herrn und der Hoffnung auf ihn, ist das nicht ein Wunder, das die Gnade Gottes beständig in vielen Personen bewirkt, die Zeit und Energie einsetzen, um den Leidenden zu helfen? Deshalb leben wir in einer Freude, die das Leid nicht vergisst, ja es vielmehr versteht. So sind die Kranken und alle Leidenden in der Kirche nicht nur Empfänger von Aufmerksamkeit und Sorge, sondern zunächst und vor allem Protagonisten der Pilgerschaft des Glaubens und der Hoffnung, Zeugen der Wunder der Liebe, der österlichen Freude, die vom Kreuz und der Auferstehung Christi ausgeht.

(Predigt, 11. Februar 2010)

Gedenktag unserer Lieben Frau von Lourdes, XVIII. Welttag der Kranken
Der Apostolische Palast, das Heim des Hl. Vaters 3D

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