Müller: Kommunionstreit Deutsches Eigentor
Kardinal Gerhard Ludwig Müller über den Kommunionstreit, den er als „deutsches Eigentor“ bewertet, über mögliche Gründe seiner Versetzung in den Ruhestand vor knapp einem Jahr und darüber, warum er eine mögliche „Stärkung von Ortskirchen“ für missverständlich hält
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Im Kommunionstreit wies der frühere Präfekt der Römischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, die Position des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zurück.
Aus der ganzen Weltkirche habe es Stimmen gegeben, die den „Anspruch“ aus Deutschland abgelehnt hätten, bei der Kommunion für protestantische Ehepartner „Lehrmeister“ zu sein. „Das war mal wieder so ein richtiges deutsches Eigentor“, sagte Müller im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“.
Müller warnte davor, die Kirche durch Reformen an „irgendwelche Erwartungen“ anzupassen. Wer an der Eucharistie teilnehmen wolle, müsse den katholischen Glauben bekennen, „der sich ja in höchster Weise in der Eucharistie ausdrückt“, betonte er.
Keine Rosinenpickerei bei der Eucharistie
Protestantische Ehepartner könnten sich nicht einfach am einen Sonntag das katholische Eucharistieverständnis zu eigen machen und am anderen Sonntag das Abendmahlsverständnis nichtkatholischer Konfessionen, sagte Müller.
Zwar gebe es Grenzfälle, aber generell könne man nicht sagen, „nur weil man mit einem Katholiken verheiratet ist, habe man ein Anrecht, zur Kommunion zu gehen“, warnte er.
Vom Papst wünscht er sich weniger Taktieren
Die Kritik, die am Papst und an der Glaubenskongregation nun geübt werde, sei im Grunde Ausdruck einer „Unkenntnis des katholischen Glaubens und eines Mangels an Respekt vor Menschen eines anderen Bekenntnisses“, so der Kardinal.
Franziskus’ Verhalten im Kommunionstreit hält er dennoch für „nicht akzeptabel“, weil das Kirchenoberhaupt in einer Frage, „die die Substanz des katholischen Glaubens in der Einheit der Kirche angeht“, nur taktiere.
Müller wünsche sich von Franziskus, dass dieser vielmehr „klar den katholischen Glauben“ bekenne und die Glaubenslehre bewahre.
Müller: „Franziskus hat kein Machtwort gesprochen“
Was zuletzt in Form eines Briefes seines Nachfolgers im Amt an Kardinal Marx aus Rom gekommen war, ist für Müller kein Machtwort, sondern eine Klarstellung, dass es um eine Glaubensfrage gehe.
Eine Einheit könne nur in der Wahrheit des Glaubens bestehen. Für die Bischöfe bedeute das: „Der einzelne kann nicht verpflichtet werden, sich hier einem Mehrheitsdiktat zu unterwerfen oder andernfalls sich als Störenfried diskriminieren zu lassen.“
Müller zu einer Stärkung der Ortskirche
Eine Stärkung der Ortskirchen im Sinne einer Machtverschiebungen sieht er kritisch: „Der Vorsitzende der Konferenz ist keinen Deut mehr wert als jeder einzelne Bischof“, betonte er.
Dieser Ansatz sei ohnehin falsch, weil eine Bischofskonferenz schon keine politische Versammlung darstelle, sondern: „Die Ortskirche ist eine Diözese mit dem Bischof an der Spitze. Die Ortskirche ist nicht etwa eine deutsche oder polnische Kirche, wir sind keine Versammlung von Nationalkirchen.“
Müller sieht sich als Opfer des „Hofklatsches“
Ferner sprach Müller im Interview über seinen Abgang aus Glaubenskongregation: „Hofklatsch“ sei für seinen Abschied vor einem knappen Jahr verantwortlich.
Müller gab an, er wisse immer noch nicht, welche Gründe Franziskus gehabt habe, seine am 2. Juli 2017 auslaufende Amtszeit nicht doch noch etwas zu verlängern.
Er gehe aber davon aus, dass „ideologische und kirchenpolitische Motive ausschlaggebend waren“. Müller erklärte, er habe damals in Frankreich gesagt, die Glaubenskongregation habe laut ihren Statuten die Aufgabe, den katholischen Glauben durch Symposien, Vorträge und ähnliches in der ganzen Welt zu fördern.
Das habe dann jemand dem Papst so vorgetragen, „als hätte ich gesagt, wir müssten das, was er in seinen pastoralen Impulsen macht, theologisch strukturieren, ihm also sozusagen Nachhilfeunterricht erteilen“.
Müllers Schlussfolgerung: „Das ist der Beleg für das intellektuelle Niveau der Zuträger, die mit ihrem Hofklatsch dem Papst und der Kirche nur schaden.“
Kritik an Bischofsernennungen durch Papst Franziskus
Der deutsche Kardinal kritisierte auch einige Bischofsernennungen der jüngsten Zeit. In einigen Fällen stelle sich die Frage, „warum theologische Kompetenz kaum noch berücksichtigt wird“.
Es sei „immer schädlich in der Kirche, wenn theologische und pastorale Kompetenz gegeneinandergestellt werden“.
(pnp – ms)
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