Die Mütter, die Kirche und Maria

7. Sonntag der Osterzeit B (13.05.2018)

L1: Apg 1,15-17.20a.c-26; L2: 1 Joh 4,11-16; Ev: Joh 17,6a.11b-19

Quelle

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Muttertag wird auch in kirchlichem Rahmen gewürdigt und gefeiert, und das mit Recht!

Der 7. Sonntag der Osterzeit kann uns in den Texten der Lesungen und des Evangeliums Wesentliches sagen über unser christliches Leben:

Die Lesung aus der Apostelgeschichte hat einen traurigen Hintergrund: Es musste ein neuer Apostel für das Kollegium der Zwölf gewählt werden, gleichsam ein „Ersatzmann“, da Judas Iskariot den Herrn verraten und sich anschliessend selber das Leben genommen hatte. Die Wahl fällt auf Matthias, der dann zusammen mit den übrigen Aposteln ein Zeuge des Lebens Jesu sowie seines Todes und seiner Auferstehung und Himmelfahrt sein wird. Dieses Beispiel zeigt uns, dass es im Leben auch Aufgaben und Berufungen gibt, die wir uns nicht zuerst selber ausgesucht haben, sondern die uns gleichsam nachträglich angetragen werden. So manch eine Mutter wird sich das vielleicht auch denken: Nicht alles ist planbar und machbar, und plötzlich ist einer Frau die Verantwortung für ein Kind oder mehrere übertragen!

Im Vertrauen auf Gott, der uns stärkt, nimmt sie diese neue Aufgabe an und hofft mit Recht auch auf die Unterstützung des Vaters ihrer Kinder. Es gibt auch Beispiele geistiger Mutterschaft: sei es von Seiten von Ordensschwestern, die mütterlich für andere da sind, aber auch im Sozial- und Pflegebereich sowie in der Betreuung und Erziehung von Kindern. Hier setzen sich Frauen hochherzig ein für junge Menschen, die ihnen anvertraut sind, und beschenken sie mit mütterlicher Liebe! Und sie tun dies auch dort, wo es nicht ihre eigenen Kinder sind, die sie auf diese Weise liebevoll betreuen.

Die Lesung aus dem ersten Johannesbrief spricht ausdrücklich von Gott, der die Liebe ist. Tatsächlich hat jede menschliche Liebe ihren Ursprung in Gottes Liebe. Die Liebe der Mutter und des Vaters ist für die heranwachsenden Kinder entscheidend; hier formt sich ihr Gottesbild. Denn Gott sehen wir noch nicht von Angesicht zu Angesicht. Wenn wir aber in der Liebe bleiben, bleibt Gott in uns, und im Heiligen Geist wird uns die Kraft geschenkt, diese Liebe selbstlos weiterzugeben, wie das gerade die vielen Frauen und Mütter tun, deren wir uns heute dankbar erinnern. Die Kirche insgesamt, der wir durch die Taufe angehören, ist für uns eine geistliche Mutter. Sie stärkt uns mit dem Wort Gottes, das sie uns verkündet, leitet uns durch die Hirten im Glauben an den dreieinigen Gott, und führt uns zu den Quellen der Sakramente. Das Taufbecken ist wie ein geistlicher Mutterschoß, aus dem wir durch Wasser und Heiligen Geist neu geboren worden sind für das Reich Gottes. In der Kirche Christi brauchen wir die Frauen und Mütter; die Kirche als solche ist unsere Mutter, und sie wird in besonderer Weise von Maria, der Jungfrau und Gottesmutter repräsentiert.

Das Evangelium nach Johannes enthält Worte des Trostes. Jesus ist zwar in seiner Himmelfahrt heimgegangen zum Vater; doch er lässt die Seinen nicht als Waisen zurück. Waise sind bekanntlich Kinder, die keinen Vater und keine Mutter mehr haben. Umgekehrt heisst dies, dass Gott der Herr für uns sorgt und uns als seine Kinder liebt. Das Geschenk des Heiligen Geistes ist uns zuteil geworden, und in diesem Heiligen Geist werden wir gestärkt als Menschen, die zwar nicht von dieser Welt sind, wohl aber in dieser Welt leben, bis Gott der Herr sie heim ruft in sein himmlisches Reich. Das Wort Gottes heiligt uns in der Wahrheit, und zu dieser Wahrheit des Glaubens gehört es, dass wir einander beistehen sollen entsprechend unserer jeweiligen Berufung. Dies tun in vorzüglicher Weise die Frauen und Mütter. Wir danken ihnen dafür und beten für sie! Wir alle aber wollen uns der Fürbitte der seligen Jungfrau Maria anempfehlen; sie ist das Urbild der mütterlichen Kirche, die uns die Liebe Gottes immer neu schenkt und vermittelt.

Amen.

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