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Papst am Grab von Don Tonino: „Geschenk und Prophezeiung“

Quelle
Vatikan – Pastoralbesuch des Heiligen Vaters in Alessano (Lecce) und Molfetta (Bari)
Vatikan – Pastoralbesuch in Alessano (Lecce): Begegnung mit den Gläubigen
Vatikan – Pastoralbesuch in Molfetta (Bari): Eucharistische Konzelebration
Erinnerung an einen Verfechter der Gewaltfreiheit
Papst Franziskus auf den Spuren unbequemer Priester

Angesichts der „wiederkehrenden Versuchung“, uns hinter den „jeweils Mächtigen“ einzureihen, wählen wir die Armen, die der wahre Reichtum der Kirche sind. Das betonte Papst Franziskus an diesem Freitag bei seinem Besuch in Süditalien, auf den Spuren des Bischofs Don Tonino Bello, der auf die „Zeichen der Macht“ verzichtete, um die „Macht der Zeichen“ sprechen zu lassen.
Christine Seuss – Vatikanstadt

„Danke, meine Erde, klein und arm, die du mich arm wie dich selbst zur Welt hast kommen lassen aber die du mir auch, gerade deshalb, den unvergleichbaren Reichtum gegeben hast, die Armen zu verstehen und mich heute dazu aufzumachen, ihnen zu dienen.“ Mit diesem Zitat von Don Tonino Bello wandte sich Papst Franziskus an die zahlreichen Menschen, die ihn nach seinem Besuch am Grab des süditalienischen Bischofs im Städtchen Molfetta erwarteten. Und es waren die Demut und Hingabe des volksnahen Bischofs, die den roten Faden der Ansprache des Papstes bildeten.

Um 8.45 Uhr morgens landete der Papst nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem Militärflughafen von Galatina am Geburtsort von Don Tonino Bello, Alessano, um am 25. Jahrestag seines Todes an dessen Grab zu beten. Nach seiner Ankunft legte der Papst sofort einen Strauss gelber und weisser Blumen auf dem Grab des Dieners Gottes nieder und versammelte sich in stillschweigendem und innigem Gebet. Ein Grab, das „sich nicht monumental in den Himmel reckt, sondern in die Erde gepflanzt ist“, wird der Papst später mit Blick auf die Bodenständigkeit des Geistlichen sagen, dessen Lebens- und Wirkungsstätten er an diesem Freitag aufsuchen wollte. Anschliessend an sein Gebet traf der Papst kurz mit den Familienangehörigen Don Toninos zusammen und trat dann vor die Menge, die ihn beim Friedhof erwartete.

“Eine Kirche, der die Armen am Herzen liegen, bleibt immer auf dem Kanal Gottes eingestellt, verliert nie die Frequenz des Evangeliums und fühlt, dass sie zum Wesentlichen zurückkehren muss, um mit Kohärenz zu bezeugen, dass der Herr das einzig wahre Gut ist.”

„Die Armen zu verstehen“, betonte der Papst mit Blick auf das eingangs zitierte Wort Don Toninos, „war für ihn der wahre Reichtum […]. Er hatte Recht, denn die Armen sind wahrlich Reichtum der Kirche. Erinnere uns nochmals daran, Don Tonino, angesichts der immer wiederkehrenden Versuchung, uns hinter den jeweiligen Mächtigen einzureihen, Privilegien zu suchen und uns in einem bequemen Leben einzurichten.“

Wie Don Tonino es insbesondere zu Weihnachten und Ostern stets wiederholt hatte, fuhr der Papst fort, rufe das Evangelium „oftmals zu einem unbequemen Leben“ auf, denn „wer Jesus folgt, liebt die Armen und Demütigen“: „Eine Kirche, der die Armen am Herzen liegen, bleibt immer auf dem Kanal Gottes eingestellt, verliert nie die Frequenz des Evangeliums und fühlt, dass sie zum Wesentlichen zurückkehren muss, um mit Kohärenz zu bezeugen, dass der Herr das einzig wahre Gut ist.“

Der Priester und Bischof sei stets an der Seite der Armen gewesen und habe unermüdlich daran erinnert, dass die Würde der Arbeiter vor der Profitgier kommen müsse, beleuchtete der Papst einen weiteren Aspekt des Wirkens von Don Tonino, in einer Gegend, die traditionell mit dem Problem der Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit zu kämpfen hat. Doch auch der entschiedene Einsatz für den Frieden charakterisierte das Leben des Geistlichen, der seit 1985 der italienischen Pax-Christi-Bewegung vorstand. Er habe die „Hände nicht in den Schoss gelegt“, betonte Franziskus: „Er war auf lokaler Ebene tätig, um den Frieden global zu säen, in der Überzeugung, dass der beste Weg dafür, Gewalt und jeder Art von Krieg vorzubeugen, der sei, sich um die Bedürftigen zu kümmern und die Gerechtigkeit zu fördern.“

“Wenn der Herr ein ,Ja´ erbittet, kann man nicht mit ,Vielleicht´ antworten.”

Seine Berufung habe der Geistliche ohne Einschränkungen gelebt, ja, er habe sie mit einem Wortspiel „Beschwörung“ genannt, erinnerte Franziskus, denn für ihn sei die Berufung eine Aufforderung gewesen, wahrhaft verliebt in den Herrn zu sein, mit „dem Eifer des Traums, dem Schwung der Gabe, dem Wagemut, sich nicht bei Halbheiten aufzuhalten.“ Denn, so brachte es der Papst auf den Punkt: „Wenn der Herr ein ,Ja´ erbittet, kann man nicht mit ,Vielleicht´ antworten.“

Mit dem einfachen und familiären Namen „Don Tonino“ habe sich der Bischof stets ansprechen lassen, und dieser finde sich nun auch auf seinem Grab, beredt über den Tod seines Träger hinaus, der eine Kirche im Dienst des Nächsten wollte und stets vor weltlichen Versuchungen gewarnt hatte, unterstrich Franziskus.

“Mut, sich von dem zu befreien, was an die Zeichen der Macht erinnern könnte, um der Macht der Zeichen Platz zu verschaffen”

„Der Namen Don Tonino erzählt uns auch von seiner gesunden Allergie gegen Titel und Ehren, seinen Wunsch, auf etwas zu verzichten für Jesus, der sich vollständig entäussert hat, von seinem Mut, sich von dem zu befreien, was an die Zeichen der Macht erinnern könnte, um der Macht der Zeichen Platz zu verschaffen. Don Tonino tat dies sicherlich nicht aus Zweckdienlichkeit oder weil er Zustimmung gesucht hätte, sondern bewegt durch das Beispiel des Herrn.“

Der Blick, den Don Tonino aus diesem südlichen Teil Italiens in die noch weiter südlich gelegenen notleidenden Gegenden warf, die Bedeutung, die er dem gesunden Zusammenspiel zwischen Kontemplation und Aktion beimass, und seine Bodenhaftung, gepaart mit Liebe und Demut gegenüber Gott: zahlreich waren die Wesenszüge des charismatischen Geistlichen, die Papst Franziskus in seiner Ansprache hervorhob. Gott bringe in jeder Epoche Zeugen auf den Weg der Kirche, die „Propheten der Hoffnung für das Dasein aller“ seien. Ein solcher Zeuge sei auch Don Tonino, „ein Geschenk und eine Prophezeiung für unsere Zeit“, den jeder von uns nachahmen müsse, schloss der Papst seine beherzte Ansprache, um direkt nach Molfetta weiterzureisen, wo er für eine grosse Freiluftmesse erwartet wurde.

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