Samstag der 5. Fastenwoche
Aus dem Heiligen Evangelium nach Johannes – Joh 11,45-57
In jener Zeit kamen viele der Juden, die zu Maria, der Schwester des Lazarus, gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, zum Glauben an ihn.
Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was er getan hatte.
Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen.
Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die heilige Stätte und das Volk nehmen.
Einer von ihnen, Kajaphas, der Hohepriester jenes Jahres, sagte zu ihnen: Ihr versteht überhaupt nichts.
Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht.
Das sagte er nicht aus sich selbst; sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, dass Jesus für das Volk sterben werde.
Aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln.
Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten.
Jesus bewegte sich von nun an nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern zog sich von dort in die Gegend nahe der Wüste zurück, an einen Ort namens Efraim. Dort blieb er mit seinen Jüngern.
Das Paschafest der Juden war nahe, und viele zogen schon vor dem Paschafest aus dem ganzen Land nach Jerusalem hinauf, um sich zu heiligen.
Sie fragten nach Jesus und sagten zueinander, während sie im Tempel zusammenstanden: Was meint ihr? Er wird wohl kaum zum Fest kommen.
Die Hohenpriester und die Pharisäer hatten nämlich, um ihn festnehmen zu können, angeordnet: Wenn jemand weiss, wo er sich aufhält, soll er es melden.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Robert Bellarmin (1542-1621), Jesuit, Bischof und Kirchenlehrer
Der Aufstieg der Seele zu Gott
„Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten“
Alles, was du lehrst, Herr, könnte als zu schwierig, zu drückend erscheinen, wenn du von einer anderen Rednertribüne herab sprächest. Da du aber, der „Herr und Meister“ (Joh 13,14), uns mehr durch das Beispiel als durch das Wort belehrst – wie könnten wir, die Diener und Schüler, es wagen, das Gegenteil zu behaupten? Was du sagst, ist reinste Wahrheit, was du befiehlst, ist vollkommen gerecht. Das Kreuz, von dem du sprichst, bestätigt es, auch das in Strömen fliessende Blut, das zu mir schreit (Gen 4,10). Und schliesslich der Tod selber: wenn er aus der Entfernung den Vorhang des Tempels zerreissen und die härtesten Felsen spalten konnte (Mt 27,51) – wie könnte er das nicht ebenso und noch mehr mit den Herzen der Glaubenden tun? Wie könnte er sie nicht dazu bringen, sich ihm zu unterwerfen?
Herr, wir wollen dir Liebe für Liebe gebe. Wenn das Verlangen dir zu folgen noch nicht unserer Liebe für dich entspringt – sie ist ja sehr schwach –, dann möge dieses Verlangen wenigstens aus unserer Liebe zu deiner Liebe kommen. Wenn du uns an dich ziehst, dann „folgen wir dem Duft deines Salböls“ (vgl. Hld 1,4 LXX): wir wollen dich nicht nur lieben, nicht nur dir folgen, sondern wir sind entschlossen dazu, die Welt gering zu schätzen […] wenn wir sehen, dass du, unser Herr, die Freuden dieses Lebens nicht ausgekostet hast. Wir sehen dich dem Tod ausgeliefert, nicht in einem Bett, sondern auf dem Holz, das die Gerechtigkeit zurückgibt. Du bist König, und doch willst du keinen anderen Thron als diesen Galgen […] Wir folgen deinem Beispiel, du König voller Weisheit, weisen den Lockruf dieser Welt und ihrer Pracht zurück und nehmen dein Kreuz auf unsere Schultern. Wir nehmen uns vor, dir zu folgen, dir allein […] Gewähre uns lediglich die nötige Hilfe; mache uns stark genug, dir nachzufolge
Lesungen
Buch Ezechiel 37,21-28
So spricht Gott, der Herr: Ich hole die Israeliten aus den Völkern heraus, zu denen sie gehen mussten; ich sammle sie von allen Seiten und bringe sie in ihr Land.
Ich mache sie in meinem Land, auf den Bergen Israels, zu einem einzigen Volk. Sie sollen alle einen einzigen König haben. Sie werden nicht länger zwei Völker sein und sich nie mehr in zwei Reiche teilen.
Sie werden sich nicht mehr unrein machen durch ihre Götzen und Greuel und durch all ihre Untaten. Ich befreie sie von aller Sünde, die sie in ihrer Untreue begangen haben, und ich mache sie rein. Dann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein.
Mein Knecht David wird ihr König sein, und sie werden alle einen einzigen Hirten haben. Sie werden nach meinen Rechtsvorschriften leben und auf meine Gesetze achten und sie erfüllen.
Sie werden in dem Land wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe und in dem ihre Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder werden für immer darin wohnen, und mein Knecht David wird für alle Zeit ihr Fürst sein.
Ich schliesse mit ihnen einen Friedensbund; es soll ein ewiger Bund sein. Ich werde sie zahlreich machen. Ich werde mitten unter ihnen für immer mein Heiligtum errichten,
und bei ihnen wird meine Wohnung sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.
Wenn mein Heiligtum für alle Zeit in ihrer Mitte ist, dann werden die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, der Israel heiligt.
Buch Jeremia 31,10.11-12ab.13
Hört, ihr Völker, das Wort des Herrn,
verkündet es auf den fernsten Inseln und sagt:
Er, der Israel zerstreut hat, wird es auch sammeln
und hüten wie ein Hirt seine Herde.
Denn der Herr wird Jakob erlösen
und ihn befreien aus der Hand des Stärkeren.
Sie kommen und jubeln auf Zions Höhe,
sie strahlen vor Freude über die Gaben des Herrn.
Dann freut sich das Mädchen beim Reigentanz,
Jung und Alt sind fröhlich.
Ich verwandle ihre Trauer in Jubel,
tröste und erfreue sie nach ihrem Kummer.
n.
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