Frauen – Priesterinnen in der Katholischen Kirche?
Antwort von P. Ivan Fuček SJ, Professor im Ruhestand an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom
Quelle, 23. Dezember 2013, Ivan Fuček
Vatikan – Erklärung der Glaubenskongregation zur Frage der Zulassung der Frauen zum Priesteramt
Vatikan – Apostolisches Schreiben ‘ Ordinatio sacerdotalis’
Do.
Ich habe einige theologische Arbeiten über die Frauenweihe zu Priesterinnen in der Katholischen Kirche gelesen. Keine von ihnen macht mich zufrieden, weil sie alle gegen eine Frauenordination sprechen. Ich sehe nicht ein, warum es die Katholische Kirche den Frauen so sehr verbietet, Priesterinnen zu werden.
Jetzt sind viele Frauen in der Anglikanischen Kirche zu Priesterinnen geweiht worden. Schon früher sind viele Frauen in den protestantischen Gemeinschaften Priesterinnen geworden, wie in Deutschland und anderswo, besonders in Amerika. Es gibt auch bereits Frauen – Bischöfinnen.
Ich bin Ordensschwester. Ich habe theologische Studien abgeschlossen. Es ist nicht gerade so, dass ich mit ganzem Herzen Priesterin oder Bischöfin werden möchte, aber ich werde dafür kämpfen, dass es andere werden können. Heutzutage absolvieren so viele Schwestern und andere fähige Frauen theologische Studien. Viele von ihnen sind bei den Prüfungen erfolgreicher als einige Kleriker.
Ich begreife nicht, warum wir Katholiken immer zurückbleiben. Früher oder später müssen wir vor dem allgemeinen Ansturm der Mentalität nachgeben.
Sr. Štefanija
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Zunächst die drei erwähnten Tatsachen:
1. „Ich habe einige theologische Arbeiten gelesen…“ Schade, dass sie nicht die Arbeiten der betreffenden Theologen mit ihren Begründungen gegen die Frauenordination angeführt haben. Es wäre interessant, sie zur öffentlichen Diskussion zu stellen und ihre Argumente abzuwägen.
2. „Jetzt sind viele Frauen zu Priesterinnen geweiht worden…“ Es ist korrekt, dass es in Europa und Amerika sog. „Frauen Priesterinnen“ gibt. Besonders verursachten den „Staubwirbel“ und riefen positive und negative Reaktionen grosse anglikanische Frauengruppen hervor, die zu Priesterinnen geweiht wurden, und bereits jetzt wegen ihrer neuen Aufgabe viele Schwierigkeiten mit ihren Ehemännern haben. Sie wissen, dass protestantische Kirchen die Sakramente der Priesterweihe und der Eucharistie nicht anerkennen. Was ist das also für Priesterweihe? Der Zweifel an der Richtigkeit der anglikanischen Priesterweihe ist theologisch nicht abgewendet. Gewiss, das bezieht sich auf die Weihe der Männer, währen Frauenweihe die Schwierigkeiten noch verstärkt.
3. „…Ich habe theologische Studien abgeschlossen.“ Sie haben, Schwester, die theologischen Studien abgeschlossen, und sie wissen wohl, dass erfolgreich beendetes Studium der Philosophie und Theologie nicht die einzige Bedingung für Priesterweihe ist. Die Katholische Kirche fordert von ihren Kandidaten viel mehr: langjährige Erziehung unter Führung der Vorgesetzten und des geistlichen Führers, Reifung in den menschlichen und theologischen Tugenden (Glaube, Hoffnung und Liebe), dann in religiös-sittlichen Tugenden (Vernunft, Gerechtigkeit, Stärke, und Enthaltsamkeit), wobei besondere Fürsorge dem affektiven Reifen, der verantwortungsvollen Entscheidung für den priesterlichen Zölibat und der Tugend der priesterlichen Keuschheit beigemessen wird, wie es aus dem Codex des kanonischen Rechtes über die Erziehung und Bildung der Klerikerersichtlich ist (Can. 232-264).
Weiterhin, zwei Beschuldigungen: 1. dass „wir Katholiken immer zurückbleiben“, 2. dass wir „früher oder später vor dem allgemeinen Ansturm der Mentalität nachgeben müssen“.
Die erste Beschuldigung ist theologisch-wissenschaftlich unbegründet. In Fragen der Erteilung der Priesterweihe an Frauen kann sich die Katholische Kirche nicht verspäten. Der Grund dafür ist von tiefer theologischen Natur: die Kirche hat keinerlei Vollmacht, den Frauen Priesterweihe zu erteilen, so wie sie keine Vollmacht besitzt, eine glaubens- oder Moralwahrheit zu ändern (sagen wir, auszusagen, dass Jesus nach der Wandlung nicht in der Eucharistie anwesend ist, voreheliche sexuelle Beziehungen oder Kontrazeption zu „erlauben“…). Die Kirche hat eine solche Vollmacht nicht, weil sie sie nicht von Christus dem Herrn erhalten hat. Deshalb drückt es die Erklärung der Glaubenskongregation Inter insigniores, die vom Kardinal Šeper, am 10. Oktober 1976, unterschrieben wurde, ausgezeichnet aus, dass die Kirche „in sich keine Autorität erkennt, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen“. Und vor kurzer Zeit, d.h. am 22. Mai 1994, betonte der Papst Johannes Paul II. im apostolischen Schreiben an die Bischöfe der ganzen Welt, unter anderem, diese gleiche Wahrheit noch stärker: „Mit dem Ziel, dass jeder Zweifel hinsichtlich dieser wichtigen Frage, die in die göttliche Einrichtung der Kirche selbst eingreift, beseitigt wird, in der Kraft meines Dienstes der Stärkung der Brüder (vgl. Lk 22, 32) erkläre ich, dass die Kirche in keiner Weise die Vollmacht hat, den Frauen die Priesterweihe zu erteilen und dass dieses Urteil in dieser Frage, alle Gläubigen der Kirche als endgültig betrachten müssen“ (Nr. 4).
Damit fällt auch die zweite Beschuldigung, dass wir, nämlich, „früher oder später dem allgemeinen Ansturm der Mentalität nachgeben müssen“, ins Wasser. Die Katholische Kirche lässt vor keiner gesellschaftlichen Mentalität nach (politischen, säkularistischen, kulturellen…). Sie steht darüber. Sie lehrt nie eine Glaubens- oder Moralwahrheit deswegen, weil es jemandem so gefällt (Gelehrten, Politikern, Staatsmännern…) oder, weil die Gesellschaft so diktiert. Die Fundamente ihrer Lehre sind göttlichen Ursprungs. Sie befinden sich in der christlichen Anthropologie, von der Offenbarung Gottes beleuchtet, vor allem von der Lehre, vom Leben, vom Tod und von der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Und die Kirche muss den Vollmachten, die sie von Christus dem Herrn erhalten hat, treu bleiben, und sie darf sie nicht erweitern. Im Verlauf ihrer zweitausendjährigen Geschichte sah die Kirche keinen Anlass dazu, einer Fraue die Weihesakramente zu erteilen, sei sie auch noch so heilig und fähig.
Johannes Paul II. sagt im gleichen Schreiben: „Als die Frage der Frauenordination in der Anglikanischen Kirche auftauchte, sorgte der Hohepriester Paulus VI. im Namen der Treue seinem Dienste als Hüter der apostolischen Tradition dafür, und auch mit dem Ziel, neue Hindernisse auf dem Wege der christlichen Einigung zu verhindern, die Anglikanische Kirche an die Lehre der Katholischen Kirche zu erinnern“ (Nr. 1). Das tat er im „Antwortschreiben auf den Brief Seiner Gnaden Hochw. Dr. F. D. Coggan, Erzbiscof von Kanterbery, über ministerialen Priestertum der Frauen“, von 30. November 1975. Dort bringt, unter anderem, Paul VI. drei Beweise, die theologisch-geschichtlichen Charakter haben:
1. Massgebend ist das Vorbild Christi, in der Heiligen Schrift festgehalten, der die Apostel nur unter den Männern bestimmt hat. Ihnen hat er die Sendung des Lehrens, der Weihe und der Führung der Gläubigen anvertraut. Die gleichen Vollmachten werden in der Katholischen Kirche durch die Priesterweihe übertragen, die nur für Männer reserviert ist, seit dem Anfang der Kirche.
2. So, und nicht anderes, ist die dauernde Praxis der Katholischen Kirche im Verlauf aller Jahrhunderte ihrer Geschichte. Sie hat in dieser Sache ihrem Gründer treu gefolgt und hat zu priestern ausschliesslich ausreichend qualifizierte Männer gewählt. Die gleiche Tradition wurde auch in den östlichen Kirchen treu bewahrt.
3. Beharrlich hält an diesem ununterbrochenen Lehren sowohl der Katholischen als auch der östlichen Kirchen, das aktuelle Lehramt der Kirche (besonders Paul VI. und Johannes Paul II.), wenn es erklärt, dass es keine Vollmacht besitzt, Frauen zur Priesterweihe zuzulassen, und es tut dies in Demut und im völligen Einklang mit dem Plan Gottes für seine Kirche. Christus der Herr, in seiner Art, die Apostel auszuwählen und zu weihen, und die Apostel in der Nachfolge ihres Meisters, haben sich also in dieser wichtigen Frage nicht von soziologischen oder kulturologischen Gründen leiten lassen, oder, noch mehr, von der Mentalität ihrer Zeit. Paul VI., in seiner Ansprache über die Rolle der Frau im Heilsplan, von 30. Januar 1977, betont, dass der wahre Grund, warum Frauen zur Priesterweihe nicht zugelassen werden können, der ist, weil Christus auf diese Weise und nicht auf eine andere, das heilige Priesteramt errichtet hat. „Damit hat er der Kirche ihre fundamentale Einrichtung und theologische Anthropologie gegeben, die dann die Tradition der Kirche selbst immer befolgt hat.“ Und Johannes Paul II. im Schreiben über die Würde der Frau, von 15. August 1988, sagt, unter anderem: „Indem er nur Männer zu seinen Aposteln berufen hatte, handelte Christus ganz frei und eigenständig. Er tat dies mit der gleichen Freiheit, mit der er in seinem ganzen Verhalten die Würde und die Berufung der Frau heraushob…“
Und noch etwas. Die Mutter Gottes war keine Priesterin. Die Kirche meinte nie, dass die Maria deshalb kleiner wäre oder dass sie dadurch etwas verloren hätte. Der gleiche Johannes Paul II. sagt im apostolischen Schreiben über die Priesterweihe, die man den Männern vorbehalten soll: „Die Tatsache, dass die Heilige Maria, Mutter Gottes und Mutter der Kirche, nicht die Sendung erhalten hat, die nur den Aposteln gegeben wurde, auch nicht die ministeriale Priesterschaft, zeigt eindeutig, dass die Nichtzulassung der Frauen zur Priesterweihe, nicht eine Verringerung ihrer Würde oder Diskriminierung bedeuten kann, sondern Abhaltung einer Idee, die man der Weisheit des Herrn des Himmels und der Erde zuschreiben soll“ (Nr. 3).
Übrigens, die grössten im Reich Gottes sind nicht die Diener, wie Papst, Bischöfe, Priester, Diakone…, sondern die Heiligen, d.h. diejenigen, die beispielhaft gelebt und die Liebe bezeugt haben, in völliger Selbsthingabe, wie wiederum Johannes Paul II.im Schreiben über die Würde der Frau betont: „Es handelt sich um heilige Märtyrerinnen, Jungfrauen, Familienmütter, die mutig ihren Glauben bezeugt haben, und eigene Kinder im Geiste des Evangeliums erziehend, den Glauben und die Überlieferung der Kirche weitergegeben haben.“
(Quelle: Ivan FUČEK, Moral-Geistliches Leben, Band Zwei: Gesetz – Glaube, Split, 2004, Seiten 257-259)
Ivan Fuček ist Jesuitenpater, Professor im Ruhestand an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und Theologe an der Apostolischen Pönitentierie.
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