Nicht bloss Ja-Sagen, sondern den Willen Gottes erfüllen

26. Sonntag im Jahreskreis A (01.10.2017)

L1: Ez 18,25-28; L2: Phil 2,1-11; Ev: Mt 21,28-32
Quelle

Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Nach den Worten Jesu im Evangelium kommt es bei der Erfüllung des Willens Gottes auf das Tun an, nicht so sehr auf das Reden. Von den zwei Söhnen im Gleichnis hat nur der den Willen seines Vaters erfüllt, der auch tatsächlich tut, was der Vater ihm aufgetragen hat. Blosses „Ja-Sagen“ genügt nicht. In diesem Fall ist jener Sohn zu loben, der zuerst „Nein“ sagt, also ungehorsam ist, sich dann aber eines Besseren besinnt und den Willen seines Vaters doch erfüllt.

Jesus hat es mit zwei ganz unterschiedlichen Zielgruppen seiner Botschaft zu tun: da sind zum einen die Hohenpriester und Ältesten des Volkes, welche sich selbst als die eigentlich Gesetzestreuen und Frommen ansehen. Zu anderen sind es die öffentlichen Sünder, zu denen vor allem die Zöllner und Prostituierten gehören; sie gelten als Gesetzesübertreter und als Gott fern.

Diese Zustände sind aber nicht festgeschrieben; denn das Wort Gottes ruft die Menschen zur Umkehr und zum Glauben. Wie aber reagieren diese beiden Zielgruppen der Botschaft Jesu?

Entgegen dem ersten Eindruck ist die führende Schicht des Volkes, also die Hohenpriester und Ältesten, nämlich nicht bereit, den Willen Gottes zu erfüllen. Sie führen das Wort Gottes zwar ständig im Mund, handeln aber nicht danach. Sie haben schon die Botschaft Johannes des Täufers nicht angenommen und noch weniger die Worte Jesu.

Die andere Gruppe, also die öffentlichen Sünder, war bereit, die Worte Johannes des Täufers ernst zu nehmen. Sie haben Johannes geglaubt, der sie zur Umkehr aufgerufen hat; sie sind auch offen für die Worte Jesu und bereit, ihr Leben zu ändern. Auf diese Weise erfüllen sie den Willen Gottes.

Die Hohenpriester und Ältesten – so kann man das Gleichnis von den zwei Söhnen deuten – haben zuerst Ja gesagt zum Willen Gottes, ihn aber nicht erfüllt. Die Zöllner und Dirnen hingegen sagen zuerst Nein, dann aber besinnen sie sich und bekehren sich zu Gott. So erfüllen sie dann doch seinen Willen.

Jesus hat mit seinen Worten provoziert und religiös-gesellschaftliche Denkmuster radikal in Frage gestellt. Vor Gott kommt es nicht auf ein Lippenbekenntnis an, sondern auf die rechte Gesinnung des Herzens, der auch wirkliche Taten der Umkehr und der Liebe folgen. Es mag sein, dass jemand zuerst weit weg ist von Gott und seiner rettenden Botschaft; dann aber bekommt dieser Mensch eine besondere Gnade, sodass er über sein Leben nachdenkt und es ändert. Er kehrt um zu Gott und glaubt an ihn. Es kann aber auch sein, dass jemand sozusagen ideale Startbedingungen hat und dennoch dem Weg Jesu nicht folgen will. Dieser Mensch verspielt aus eigener Schuld den guten Grundstock, den er mitbekommen hat. Vielleicht handelt es sich um einen Menschen aus einer religiösen Familie, der später auf seine Gottesbeziehung keinen Wert mehr legt. Doch Vorsicht mit dem Urteilen! Auch ein solcher Mensch kann sich bekehren, und es ist nie zu spät, solange dieser Mensch hier auf Erden lebt.

Jesus Christus lädt uns ganz persönlich ein, die Chance der Glaubensentscheidung wahrzunehmen. Wenn wir auf Gott und sein Wort vertrauen und dementsprechend handeln, dann sagen wir nicht nur theoretisch „Ja“ zu Gott, sondern bekräftigen dieses „Ja“ auch durch unser Tun. Auf diese Weise zeigen wir auch vielen anderen Menschen den Weg des Heils. Das gute Beispiel beeindruckt und steckt an. Es geht um gegenseitige Ermutigung und Hilfe.

Beten wir für alle Menschen, seien sie dem Glauben und der Kirche nahe oder fern; dort, wo wir mit anderen ins Gespräch kommen, wollen wir uns mit Gottes Hilfe darum bemühen, sie zu Christus dem Herrn zu führen. Er ist unser Retter und Herr; er öffnet uns das Tor ins himmlische Vaterhaus.

Amen.

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