23. Sonntag im Jahreskreis, Fest Mariä Geburt

Das beste Geburtstagsgeschenk an die heilige Mutter – unser Streben nach Heiligkeit

Im heutigen Sonntagsevangelium empfiehlt uns der Herr die brüderliche Zurechtweisung, die später die Apostel und seitdem viele Christen geübt haben. „Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht“ (Mt 18,15).

Sie ist ein wahrer Schatz der Kirche. Heute wie damals haben die Menschen, leider auch die Gläubigen, immer wieder das Bedürfnis, die Fehler anderer, die man gewöhnlich viel deutlicher sieht als die eigenen, in der Öffentlichkeit zu kommentieren. Aber dummerweise geschieht das fast immer, ohne dass der Kritisierte dabei ist, was dann meistens nicht Rücksichtnahme ist, sondern einfach der Wunsch, mal so richtig vom Leder zu ziehen. Der psychologische Zusammenhang ist klar: je mehr ich einen anderen klein mache, desto grösser bin ich selber.

Bei nüchterner Betrachtung liegt das Fehlerhafte dieser Haltung auf der Hand. Man hat sein Mütchen gekühlt, aber der andere, der Fehler gemacht hat, kann sich nicht verbessern, da er es ja nicht mitbekommen hat.

Ganz anders die wirkliche brüderliche Zurechtweisung. Sie geht davon aus, dass man selber heilig werden will und auch anderen auf dem Weg zu ihrer Heiligkeit helfen will. Denn dann ist es ein Werk der Barmherzigkeit und nicht ein übler Spass.

Dazu gehören aber einige unverzichtbare Elemente. Man muss dem anderen seinen Fehler auf eine Weise nahebringen, dass er dies annehmen kann. Also nur unter vier Augen. Ferner nicht mit eigenen Emotionen behaftet (nicht entrüstet oder ungehalten oder von oben herab). Und es wird von den geistlichen Schriftstellern, unter ihnen besonders vom hl. Josefmaria, empfohlen, eine brüderliche Zurechtweisung nur zu machen, nachdem man darüber gebetet hat.

So wird die brüderliche Zurechtweisung zu einem wesentlichen Element unserer Gotteskindschaft, die ja der Kern des Strebens nach Heiligkeit ist.

Die Jungfrau Maria, deren Geburtstag wir an diesem Wochenende feiern, lebte in vollkommener Weise die Gotteskindschaft. Sie war ja, wie alle Menschen, die geboren werden, zunächst ein kleines Kind, ein bezauberndes kleines Mädchen, der Stolz ihrer Eltern Joachim und Anna, ein wahres Gotteskind.

Durch ihr Freisein von der Erbsünde war sie allerdings auch besser disponiert als wir, sich ganz dem Willen Gottes anzupassen und darin sogar die wahre Freiheit zu erkennen. So konnte und kann sie in vollkommener Weise ihre Mission als Mutter aller Menschen leben. Und Maria ist höchst interessiert daran, dass ihre Kinder nicht nur so gerade durchkommen, sondern dass sie ganz heilig werden.

Heilig werden heisst heute wie damals, Christus, dem Sohn Mariens, ähnlich werden, ja ein anderer Christus werden oder wie Paulus sogar sagt, ipse Christus.

Und heilig werden wir nun mal nicht allein, sondern im Rahmen unseres Zusammenlebens mit anderen Christen, mit anderen Menschen, deren Heiligkeit uns brennend interessieren müsste.

Dieses Zusammenleben ist am deutlichsten charakterisiert durch den Begriff der Familie. Früher sprach man von der Pfarrfamilie. Die Kirche als Ganzes ist eine sehr grosse Familie.

Und diese Familie hat eine Mutter, nämlich Maria, die sich in einem uns unvorstellbaren Ausmass um alle ihre vielen Kinder kümmert. Ihre Sorge gilt natürlich auch unserem leiblichen Wohl, aber was sie am meisten wünscht ist, dass alle ihre Kinder das Ziel erreichen, die ewige Seligkeit. Vertrauen wir heute ihrem mütterlichen Herzen unser Streben nach Heiligkeit und das der anderen an.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.  Der Fe-Medienverlag hat einige ZENIT-Beiträge vom Autor als Buch mit dem Titel „Der Stein, den die Bauleute verwarfen“ herausgebracht.

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