Neuer Mainzer Bischof
Neuer Mainzer Bischof: Auf die Menschen hören
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KathTube – Bistum Mainz – Das Bistum Mainz feiert die Bischofsweihe von Peter Kohlgraf
KathTube – ♫ Schlusslied bei der Bischofsweihe von Peter Kohlgraf/Bistum Mainz: ´Großer Gott, wir loben dich´
Ab diesem Sonntag offiziell neuer Bischof von Mainz: Peter Kohlgraf
Das Bistum Mainz hat einen neuen Bischof. Der bisherige Theologieprofessor an der Katholischen Hochschule Mainz, Peter Kohlgraf, wurde am Sonntag im Mainzer Dom von seinem Vorgänger Kardinal Karl Lehmann zum Bischof geweiht und in sein Bischofsamt eingeführt.
Der 50-Jährige ist derzeit der jüngste Bischof an der Spitze eines deutschen Bistums. Papst Franziskus hatte ihn am 18. April zum Bischof von Mainz ernannt. Kohlgrafs Vorgänger Lehmann war vor gut 15 Monaten an seinem 80. Geburtstag zurückgetreten. Der Kardinal war fast 33 Jahre Bischof von Mainz.
Zu dem Weihegottesdienst, der auch auf Grossbildleinwände vor dem Dom übertragen wurde, hatten sich in dem Gotteshaus und davor insgesamt weit über 3.000 Menschen versammelt. In seiner Predigt rief Lehmann die Gläubigen auf, den neuen Bischof frohen und dankbaren Herzens aufzunehmen. Der Kardinal gab seinem Nachfolger zu bedenken, das Bischofsamt sei nicht zur persönlichen Ehre gegeben, sondern es sei eine Aufgabe, und der Bischof sei nicht dazu da, zu herrschen, sondern zu dienen. „Ermuntere die Gläubigen“, so Lehmann an die Adresse von Kohlgraf, „mit dir im apostolischen Dienst zu wirken, und sei gerne bereit, auf ihren Rat zu hören.“
Gemeinsam mit Lehmann als Hauptkonsekrator spendeten Kardinal Rainer Maria Woelki, aus dessen Erzbistum Köln der neue Mainzer Bischof stammt, und Erzbischof Stephan Burger, zu dessen Freiburger Kirchenprovinz das Bistum Mainz gehört, Kohlgraf die Bischofsweihe. Die Ernennungsurkunde aus Rom überbrachte der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic.
Zu den Teilnehmern an den Feierlichkeiten zählten etwa 30 katholische Bischöfe, Vertreter aus der Ökumene sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und der hessische Kultusminister Alexander Lorz in Vertretung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Im Anschluss an den Gottesdienst hatte das Bistum Mainz zu einem „Fest der Begegnung“ mit dem neuen Bischof auf den Plätzen rund um den Dom eingeladen.
Kardinal Marx: „Ein Kölner ist nach Mainz gekommen“
In einem Grusswort erinnerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, an die bis in die Römerzeit zurückreichende Tradition des Bistums Mainz und gratulierte den Gläubigen zu ihrem neuen Bischof: „Ein Kölner ist nach Mainz gekommen! Freudigen Herzens darf das Bistum Mainz seinen neuen Bischof begrüssen.“ Kardinal Marx nannte Karneval und Fastnacht als Symbole dafür, dass es auch in der Kirche froh und herzlich zugehen könne und sagte an Bischof Kohlgraf gewandt: „Ihr hintergründiger Humor und Ihre Offenheit gegenüber Neuem und vor allem Menschen zeichnen Sie aus.“
Darüber hinaus würdigte Kardinal Marx die Mainzer Bischöfe, die in der Deutschen Bischofskonferenz „sichtbare und nachhaltige Spuren hinterlassen hätten“ und dankte besonders dem emeritierten Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, für seinen langjährigen und aufopferungsvollen Dienst: „Wir dürfen sicher sein, dass Bischof Kohlgraf das von Dir Begonnene fortführen wird in jenen Zeichen der Zeit, in denen sich die Kirche herausgefordert sieht. … Die Kirche von Mainz und die Deutsche Bischofskonferenz sind Dir zu tiefstem Dank verpflichtet.“ Kardinal Marx forderte Bischof Kohlgraf auf: „Haben Sie Mut, sich in diese Kontinuität hinein zu stellen, was Ihnen mit Gottes Hilfe gelingen wird.“
Kohlgraf ernennt neuen Generalvikar
Unmittelbar nach seiner Amtseinführung ernannte Bischof Kohlgraf den Mainzer Weihbischof Udo Bentz zum neuen Generalvikar des Bistums Mainz. Ein Generalvikar leitet ein Bistum im Bereich der Verwaltung; er gilt als das „zweite Ich“ des Bischofs. Bentz ist seit bald zwei Jahren Weihbischof. Die von ihm bereits seit 2007 ausgeübte Leitung des Mainzer Priesterseminars gibt er nun ebenso ab wie seine Aufgabe als Bischofsvikar für die Jugendseelsorge. Über die Regelung der Nachfolge in diesen Bereichen will das Bistum Mainz «zu gegebener Zeit» informieren.
Als Generalvikar folgt Bentz auf Dietmar Giebelmann. Giebelmann war – seit Mai 2003 – 13 Jahre Mainzer Generalvikar. Gemäss den kirchenrechtlichen Bestimmungen erlosch das Amt mit dem Rücktritt von Kardinal Karl Lehmann als Bischof von Mainz Mitte Mai vergangenen Jahres.
Muss auf Menschen hören
Kohlgraf ist nach offizieller, aber historisch nicht gesicherter Zählung der 103. Bischof von Mainz. Mit Sicherheit ist er der 88 Nachfolger des heiligen Bonifatius, der von 746 bis 754 auf dem Mainzer Bischofsstuhl sass. Das Bistum Mainz erstreckt sich grösstenteils auf Hessen, zu einem kleineren Teil auf Rheinland-Pfalz. Es zählt rund 740.000 Katholiken.
Kohlgraf wurde in Köln geboren und 1993 im dortigen Dom zum Priester geweiht. Danach war er in der Erzdiözese Köln zunächst als Kaplan, später unter anderem als Schulseelsorger und Religionslehrer tätig. 2010 legte er in Münster seine Habilitation vor. Zuletzt war er seit knapp fünf Jahren Professor für Pastoraltheologie an der Mainzer Katholischen Hochschule. In dieser Zeit wirkte er auch als Pfarrvikar in der Seelsorge.
„Ich kann nicht die Botschaft des Evangeliums predigen, ohne die Menschen zu fragen und auf sie zu hören“, sagte Kohlgraf im Vorfeld seiner Bischofsweihe im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. Er wolle Menschen motivieren, sich in der Kirche einzubringen, so der bisherige Professor für Praktische Theologe. Im Interviewmit dem Kölner Domradio beschrieb sich Kohlgraf selbst als „authentisch“ und nicht konfliktscheu: „Zu meinem Naturell gehört es nicht, hinter einer Fassade zu leben. Das kann aber auch bedeuten, dass ich einem Konflikt nicht unbedingt aus dem Weg gehe.“
Skepsis brachte er gegenüber „XXL-Pfarren“ zum Ausdruck, die nie „die Lieblingslösung eines Bischofs“ sein könnten. Die Akzeptanz von Kirche nehme da ab, wo sie kein Gesicht vor Ort habe. Offen zeigte sich Kohlgraf für das Gespräch über alternative Leitungsmodelle. Grundsätzlich müsse ein Priester eine Gemeinde leiten, aber an der Leitung könnten auch andere Anteil haben.
kap/kna/pm 27.08.2017 pr
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