Die Kondolenz von Kardinal Woelki im Wortlaut
Er war ein Mann des Gebetes und der Kirche, die er zutiefst liebte
Quelle
Erzbistum Köln – Sonderseite zum Tode von Joachim Kardinal Meisner
Ablauf der Trauerfeierlichkeiten für Kardinal Meisner
Die Kondolenz von Kardinal Woelki im Wortlaut
“Heute Morgen erreichte mich die Nachricht, dass Gott den emeritierten Erzbischof von Köln, meinen Vorgänger im Amt Joachim Kardinal Meisner, zu sich gerufen hat. Kardinal Meisner wurde 83 Jahre alt und ist friedlich an seinem Urlaubsort eingeschlafen.
Mit tief empfundener Trauer und in enger Verbundenheit denke ich an die vielen Jahre zurück, in denen ich an seiner Seite in Mitbrüderlichkeit meinen Dienst getan habe, insbesondere als sein Sekretär, als Weihbischof und schliesslich als Nachfolger im Amt des Erzbischofs von Köln.
In all den Jahren habe ich Kardinal Meisner als entschiedenen Streiter für den Glauben erlebt, dem er selbst alles untergeordnet hat. Er war ein Mann des Gebetes und der Kirche, die er zutiefst liebte. Seine Biographie war ein Spiegel der europäischen Geschichte: Er kannte die Katastrophe des Krieges, Flucht, Vertreibung und das Leben in einer Diktatur, die Gott an den Rand drängen wollte.
Diese Erfahrungen haben das Leben von Kardinal Meisner existenziell geprägt. Deshalb schreckte er auch vor kontroversen Debatten nicht zurück, wann immer er den Glauben durch Relativismus bedroht sah. In allem, was er tat und sagte, stand für ihn Gott im Zentrum seines Denkens und Handelns. Weil er um Gott wusste, wusste er auch um den Menschen. Deshalb kämpfte er unerbittlich für dessen Lebensschutz von Anfang an bis zu seinem Ende. Deshalb forderte er im gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Dialog immer auch die Perspektive des Glaubens ein. Weil er um Flucht und Vertreibung wusste, hat er sich wie kein Zweiter um eine Aussöhnung mit den Kirchen Osteuropas und deren Freiheit eingesetzt.
Sein fester Glaube und die Treue zu Christus machten ihn zu einem gefragten Berater der Kurie und zu einem geschätzten Ratgeber insbesondere für die beiden Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., mit dem er hier in Köln den Weltjugendtag 2005 feierte.
Für seinen Dienst an unserem Erzbistum, dem er 25 Jahre lang vorgestanden hat, gilt dem Verstorbenen unser aller und ganz besonders auch mein persönlicher Dank. Der Herr möge ihn jetzt auf ewig das schauen lassen, was er als Priester und Bischof ein Leben lang so glaubwürdig und engagiert bezeugt und gefeiert hat.
Köln, 5. Juli 2017
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki”
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