Versöhnung und interreligiösen Dialog
Bischof Franjo Komarica aus Bosnien-Herzegowina in der Schweiz
Auf Einladung von «Kirche in Not» (ACN) spricht Bischof Komarica von Banja Luka vom 17.-23. Juni 2017 in verschiedenen Schweizer Kirchgemeinden über die Situation in seiner Heimat. Komarica gilt als beherzter Christ und als Kämpfer für Versöhnung und interreligiösen Dialog. Während des Balkankrieges bot er persönlich vielen Menschen Zuflucht. Seit Kriegsende setzt er sich für das Recht der Vertriebenen ein, nach Bosnien-Herzegowina zurückzukehren. Agenda Mittagstalk bei Radio Maria mit Bischof Komarica – Interview mit Frau Lucia Wicki-Rensch.
Während des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 verliess die Hälfte der katholischen Kroaten das Land und suchte Zuflucht im Ausland. Heute leben nur noch knapp 450.000 Katholiken in Bosnien-Herzegowina. Sie sind zwar mit einem Anteil von 15% die drittstärkste Bevölkerungsgruppe in dem mehrheitlich muslimischen Land. Die Katholiken werden aber in vielerlei Hinsicht diskriminiert, was viele der während des Krieges geflohenen Familien daran hindert, wieder in ihre Heimat zurückzugehen. Bischof Komarica, seit 1989 im Amt, beklagt ein “beharrliche Schweigen der Internationalen Gemeinschaft” in Bezug auf diese Ungerechtigkeit. Er fordert die lokalen und internationalen Politiker auf, sich für die Grundrechte, Bürgerrechte und Freiheiten aller Menschen in Bosnien-Herzegowina, unabhängig ihrer religiösen Zugehörigkeit, einzusetzen.
Viele Berufungen
Trotz dieser Herausforderungen spielt die Katholische Kirche im Prozess der Versöhnung und Heilung nach dem Krieg eine wichtige Rolle, denn die Wunden sind in der Gesellschaft bis heute zu spüren. Und die Kirche ist sehr aktiv und lebendig. Dies sieht man auch an der erfreulichen Zahl der Berufungen. Im Priesterseminar von Sarajewo bereiten sich zurzeit 44 junge Männer aus den drei Diözesen des Landes sowie aus Montenegro, Mazedonien, Serbien und dem Kosovo auf die Priesterweihe vor. Um die Ausbildung gewährleisten zu können, ist das Seminar auf Unterstützung angewiesen, da die Unterhaltskosten hoch sind. Zudem wurden während des Krieges zahlreiche Kirchengebäude zerstört, und so mussten und müssen viele Kirchen, Pfarrhäuser und Klöster wieder aufgebaut werden. Obwohl das Seminar alles tut, um Kosten einzusparen – kleinere Renovierungsarbeiten werden von den Seminaristen selbst erledigt – wird Hilfe benötigt. «Kirche in Not» unterstützt die Ausbildung der angehenden Priester jährlich mit CHF 1.000 pro Seminarist, also mit aktuell rund CHF 44.000.
Weitere Hilfsprojekte in Bosnien-Herzegowina
Das Hilfswerk «Kirche in Not» unterstützt prioritär Versöhnungsprojekte der katholischen Kirche vor Ort – jährlich für rund CHF 1.5 Millionen. Unterstützt werden u.a. die für Schüler aller Religionen offene „Europäische Schule“. “Die katholische Kirche hätte ohne die Hilfe von «Kirche in Not» im ehemaligen Jugoslawien kaum überlebt”, zeigt sich Bischof Komarica überzeugt.
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