Ukraine: „Brotwaffenruhe“ in Kraft getreten

In der Ukraine gibt es neue Hoffnung: In der Nacht zum Samstag ist die so genannte „Brotwaffenruhe“ in Kraft getreten

schewtschukQuelle

Der Waffenstillstand zwischen Regierungstruppen und den von Russland unterstützten Separatisten wurde von der trilateralen Kontaktgruppe aus Ukraine, Russland und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im weissrussischen Minsk ausgehandelt.

Aber in die Hoffnung mischt sich Skepsis: Bislang waren Waffenstillstände in der Ostukraine nie von langer Dauer. Allerdings sei die jüngste ausgehandelte Waffenruhe ist besonders wichtig, betont Swjatoslaw Schewtschuk, der Erzbischof von Halytsch-Kiew der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Es ist gerade Erntezeit in der Ukraine. Wie Sie wissen, wurde die Ukraine früher als ,Kornspeicher Europas´ bezeichnet. Also ist es eine besondere Zeit in der Ukraine. Dort sagt man: ein Tag kann Essen für das ganze Jahr liefern, besonders ein Tag der Ernte. Soweit wir verstanden haben, handelt es sich um eine Waffenruhe, die in diesen Tagen den Menschen in dieser Region die Möglichkeit geben soll, sich vor Hunger zu schützen. Denn wenn sie nun nicht ernten können, dann wird die Ernährung dieser Menschen wirklich ein grosses Problem.“

Schutz vor Hunger

Übereinkünfte wie diese seien in den vergangenen Jahren schon zahlreich unterzeichnet worden – doch sie wurden nie eingehalten, bemerkt der Grosserzbischof bitter. Ein 2015 mit internationaler Vermittlung erreichter Friedensplan, der eine Entmilitarisierung des Konfliktgebiets vorsieht und auch von Wahlen sowie einer Autonomie der von Kiew abtrünnigen Gebiete spricht, findet derzeit keine Anwendung.

„Wir beten dafür, dass diese Waffenruhe mit diesem berührenden Namen auch hält – denn Frieden geben heisst auch, der Bevölkerung Brot zu geben! Das ist wirklich wichtig. Die Bevölkerung leidet. Die Menschen leiden, weil sie in den besetzten Gebieten buchstäblich eingesperrt sind, sie können nicht raus, um Nahrungsmittel zu kaufen. Es sind nur wenige Nahrungsmittel, die vor Ort importiert werden können, weil internationale Hilfsorganisationen in diesen besetzten Gebieten keinen Zugang haben.“

Doch nicht nur das, erinnert Grosserzbischof Schewtschuk: In der so genannten Grauen Zone gehen die bewaffneten Kämpfe weiter, bereits mehr als 10.000 Menschen sind nach UN-Angaben in dem Konflikt getötet worden. „Kinder, Frauen, Alte… wir sind in beständiger Sorge, wie wir ihnen Essen zukommen lassen können. Unsere Freiwilligen von der Caritas und andere riskieren jeden Tag ihr Leben, indem sie im Bombenhagel das Brot zu den Menschen bringen, die in diesen Gebieten leben. Das Leiden geht weiter. Und Waffenruhen sind nie eingehalten worden. Hoffen wir, dass unser Einsatz auch auf internationaler Ebene diesem Massaker ein Ende bereitet.“

rv 24.06.2017 cs

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