Predigt von Bischof Vitus

Predigt von Bischof Vitus anlässlich der Priesterweihe vom Samstag, 13. Mai 2017 in der Kathedrale in Chur

12apostelQuelle
Das Leben Jesu

Brüder und Schwestern im Herrn,
liebe Weihekandidaten Andreas, Martin und Philipp

Bekannt und vertraut sind Euch gewiss die folgenden Gebetsworte. Prägt sie Eurem Gedächtnis ein und wiederholt sie in Eurem Leben öfter: „Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich bete dich in tiefster Ehrfurcht an und opfere Dir auf den kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, der in allen Tabernakeln der Welt gegenwärtig ist …“. Diese Zeilen sind ein Ausschnitt aus dem Gebet, welches der Engel 1916 die Seherkinder von Fatima lehrte. Sie sollten dieses Gebet immer wieder anwenden und auf diese Weise an der Rettung der Seelen mitwirken. Es ist sinnvoll, diese Worte heute ganz besonders zu beachten – wegen der Feier der hundert Jahre seit der ersten Muttergotteserscheinung in Fatima, wegen der Gegenwart des Heiligen Vaters am heutigen Tag an diesem heiligen Ort und der Heiligsprechung zweier der Seherkinder, schliesslich auch wegen der Priesterweihe, welche ich heute unseren drei Weihekandidaten Martin, Philipp und Andreas spenden darf.

In Erinnerung rufen möchte ich zudem, dass derselbe Gedanke auch in einem Gebet erscheint, welches die heilige Faustyna Kowalska uns auf die Eingebung unseres Herrn im Jahre 1935 im sogenannten Barmherzigkeitsrosenkranz hinterlassen hat: „Ewiger Vater, ich opfere Dir auf den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Deines über alles geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus …“. Immer geht es um die sühnende Kraft des Leibes und Blutes unseres Herrn im allerheiligsten Sakrament des Altares, im Sakrament, welches den Kreuzestod des Herrn vergegenwärtigt. Das allerheiligste Sakrament ist sozusagen das Gefäss, welches die ganze Wirkung und Gnade des Kreuzesopfers auffängt und in sich birgt, so dass der sakramentale Leib und das sakramentale Blut unseres Herrn den Menschen zu heiligen und in der Gnade zu nähren, ebenso vor dem ewigen Verderben zu bewahren vermögen. Deshalb sollen wir unter der Leitung und Führung Marias das allerheiligste Sakrament öfter dem himmlischen Vater aufopfern.

Beide Gebete machen uns bewusst, welche Wirkung und Gnade uns durch den Leib und das Blut unseres Herrn geschenkt werden. Sie machen uns bewusst, dass uns diese Wirkung und Gnade im Sakrament des Altares zuteil werden. Sie machen uns aber auch bewusst, welche Bedeutung eine Priesterweihe hat. Denn es ist der Priester, durch dessen Handeln in göttlicher Vollmacht der sakramentale Leib und das sakramentale Blut unseres Herrn der Welt dargereicht werden. Das ist der Grund, weshalb uns die heutige Priesterweihe mit grosser Freude und tiefe Dankbarkeit erfüllt. Denn durch das Sakrament der Priesterweihe wird uns das Sakrament des Leibes und Blutes Christi zuteil. Wir dürfen sogar sagen: Erst durch das Sakrament der Priesterweihe wird uns das Sakrament des Leibes und Blutes Christi zuteil. So hat es der Herr gewollt. Die priesterliche Vollmacht ist das Tor, durch welches der Herr im allerheiligsten Sakrament zu uns kommt und uns begegnet.

Meine lieben Philipp, Andreas und Martin, die Priesterweihe ist eine besondere Gabe Gottes, eine besondere sakramentale Gnade. Sie wird Euch persönlich zuteil. Sie prägt sich in Euere Seele ein. Sie gibt Eurem Leben eine neue Dimension. Sie verleiht Euch den Glanz des Priestertums unseres Herrn Jesus Christus. Ihr dürft heute mit dem Propheten Isaias sagen: „Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie ein Bräutigam sich festlich schmückt und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt“ (Is 61,10). Ja, der Herr kleidet Euch mit dem Gewand der priesterlichen Gnade, der priesterlichen Vollmacht. Durch diese priesterliche Gnade seid Ihr in eigener Weise mit dem Herrn verbunden. Es ist geradezu eine existentielle Einheit, die Euch im Herrn sein lässt, so dass Ihr bewirken könnt, was der Herr selber bewirkt und bewirken möchte. Insbesondere werdet Ihr bekleidet mit der Konsekrationsvollmacht und mit der Absolutionsvollmacht, mit diesen einzigartigen priesterlichen Gaben, welche dem Menschen das göttliche Leben verleihen und erhalten. Werdet euch Eurer Verantwortung bewusst!

Der Herr sagt nun von sich: „Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke“ (Joh 14,11). Die Priesterweihe nimmt Euch in diese einzigartige Seinweise des Sohnes mit dem Vater hinein, so dass daraus auch die entsprechenden Werke hervorgehen können, diese Werke der Erlösung und der Rettung. Was dem Herrn von Natur aus eigen ist, das schenkt er Euch durch Teilhabe. Durch Teilhabe wirkt Ihr in priesterlicher Vollmacht am Erlösungswerk des Herrn mit. Deshalb müsst Ihr diese Vollmacht in all Euer Tun einfließen lassen.

Nun, was bedeutet das für Euer Leben, für Eure persönliche Lebensführung. Je grösser die Gnade ist, die einem Menschen geschenkt wird, desto grösser muss seine Demut sein. Demut ist die Tugend der Hingabe, der Verfügbarkeit, der Dienstbarkeit. Ihr steht ganz im Dienste des Herrn, in seiner Verfügung. Das bringt Ihr durch den Gehorsam zum Ausdruck, den Ihr heute dem Herrn durch die Person des Bischofs versprecht. Die Menschen müssen spüren, dass Ihr gemäß diesem Versprechen lebt, dass Ihr ganz in der Einheit mit dem Herrn lebt und dass Euch nichts so am Herzen liegt, als in den Menschen die Liebe zum Herrn zu wecken und sie als gute, liebende Hirten dem Herrn entgegenzuführen. Das kann unter Umständen auch Widerspruch hervorrufen: „Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stiessen Lästerungen aus“ (Apg 13,45). Das war eben in der Lesung zu hören. Ja, etwas später heisst es sogar: „Die Juden jedoch hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet“ (Apg 13,50). Unsere Botschaft und auch unsere Lebensweise können Widerspruch hervorrufen, können Anlass zu Verfolgung und Vertreibung werden. Dieser Widerspruch kann ans Lebendige gehen. Wenn das für Euch eintritt, denkt daran, wem Ihr Treue und Verfügbarkeit versprochen habt.

Damit möchte ich auf Fatima zurückkommen. Die Gottesmutter konnte den Seherkindern Not und Bedrängnis nicht ersparen; denn sie konnte sie dieses Lebens nicht entheben. Dieses Leben ist nun einmal mit Not und Bedrängnis verbunden, mit dem Wirken des bösen Feindes (Mt 13,24-30), vor allem wenn es um die Wahrheit, wenn es um den Glauben geht. Die Gottesmutter hat aber den Seherkindern ihren Beistand versprochen, ihre Hilfe, vor allem hat sie die Kinder getröstet mit dem Hinweis, dass am Ende ihr unbeflecktes Herz siegen wird. Nehmt diesen Trost auch für Euer Priesterleben entgegen und vertraut darauf, dass bei allem Ungemach, Widerstand, ja bei aller Bosheit, die wir als Priester immer wieder erfahren müssen, das Unbefleckte Herz der Gottesmutter am Ende siegen wird. Deshalb anvertraut Euren priesterlichen Dienst ganz diesem Unbefleckten Herzen, welches nur für eines schlägt: für das Werk ihres Sohnes Jesus Christus, für die Liebe zum Herrn.

Amen.

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