Katholische Soziallehre wirkt auch heute fort

D/Vatikan: Katholische Soziallehre wirkt auch heute fort

Quelle
Soziallehre – Diverse Beiträge
Centesimus Annus – Pro Pontifice: kathpedia

Die katholische Soziallehre wird heute besonders angesichts der Flüchtlingskrise und im globalen Arbeitsmarkt wieder relevant. Das sagt der Journalist Burkhard Schäfers, dessen Radiobeitrag zu diesem Thema beim diesjährigen internationalen „Economy and Society Award“ der Päpstlichen Stiftung „Centesimus Annus – Pro Pontifice“ ausgezeichnet wurde. Zwei aktuelle Herausforderungen seien in seinen Gesprächen mit Experten zur Katholischen Soziallehre immer wieder aufgetaucht, so Schäfers, der am Donnerstag kurz vor der Preisverleihung in Rom zu uns in die Redaktion kam:„Das ist zum einen die Flüchtlingsthematik, die weltweit relevant ist: dass es grosse Ungleichheit auf dieser Welt gibt und dadurch viele Menschen ihre Heimat verlassen, um zu sehen, wo es ihnen vielleicht besser gehen könnte.

Und der zweite Punkt: dass die Märkte zur Zeit von Oswald von Nell-Breuning eher national organisiert waren, in jedem Land. Inzwischen ist das nicht mehr so, wenn wir auf die globalen Konzerne sehen, ob in Amerika, England, Deutschland oder Italien, die spielen eine weltweite Rolle. Und das ist natürlich eine ganz andere Herausforderung – auch aus Sicht der katholischen Soziallehre – zu fragen: wie lässt sich da überhaupt noch das Recht derjenigen, die weniger Geld haben, die als Arbeitnehmer darauf angewiesen sind, Geld zu verdienen und damit ihr Leben zu gestalten, wie lässt sich deren Situation verbessern?“

In dem ausgezeichneten Radiobeitrag hatte sich Schäfers im Jahr 2015 mit dem Erbe des „Nestors der katholischen Soziallehre“, dem katholischen Sozialphilosophen Oswald von Nell-Breuning S.J., beschäftigt. Nell-Breuning war enger Berater von Papst Pius XI. und gilt als „Ghostwriter“ der Sozialenzyklika „Quadragesimo anno“ von 1931. Inspiriert habe ihn bei seiner Arbeit zum Thema auch Papst Franziskus‘ Sozialenzyklika „Laudato sí“, so Schäfers. Dieser „sehr politische Papst“ bringe eine neue Perspektive ein, beobachtet der Journalist:

„Ich bin kein Experte für Lateinamerika, aber es ist sehr interessant, dass dieser Papst, so wie wir ihn wahrnehmen, tatsächlich einen anderen Blick hat – nicht diesen europazentrierten, sondern diesen Blick aus Lateinamerika. Und er betont ja immer, er möchte den Blick derjenigen Menschen einnehmen, die an den Rändern stehen. Ich mag den Begriff nicht sonderlich, aber es trifft ja tatsächlich zu: auch wir Journalisten haben oft die Draufsicht und gucken aus einer etablierten Situation auf die Sache, und dieser Papst versucht’s genau andersherum.“

Dass eine Beschäftigung mit der Katholischen Soziallehre auch heute fruchtbar sein kann, davon ist Schäfers überzeugt. Europa selbst stütze sich schliesslich auf Grundprinzipien dieser bedeutenden Soziallehre:

„Einer der drei zentralen Begriffe (der Soziallehre, Anm.), die Subsidiarität, hat ja durchaus Eingang gefunden in Vieles, z.B. in die EU-Verträge und in anderes mehr. Also Subsidiarität heisst: Dass die kleinste Einheit die Verantwortung übernimmt. Und gerade wenn heute die EU so sehr in der Krise ist, ist das auch – finde ich – zu Unrecht der Fall, weil es ja gar nicht darum geht, dass Brüssel alles regeln wollte und müsste. Sondern in erster Linie soll es da geregelt werden, wo es am einfachsten zu regeln ist, z.B.: auf lokaler Ebene oder eben auf Landesebene oder in Deutschland auf Bundesebene. Und nur, wo es um eine übergreifende Bedeutung geht, weil es z.B. Einflüsse hat auf die ganze Welt, dann sollte das auf der europäische Ebene geregelt werden.“

Der alle zwei Jahre ausgeschriebene „Economy and Society Award“ geht an Autoren und Journalisten, die sich in ihren Arbeiten mit Prinzipien der Katholischen Soziallehre in Wirtschaft und Gesellschaft auseinandersetzen. Bei der diesjährigen dritten Ausgabe erhielt der deutsche Autor Markus Vogt für sein Buch „Prinzip Nachhaltigkeit: Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive“ den ersten Preis. In der Kategorie journalistische Arbeiten wurde neben dem Deutschen Schäfers der französische Journalist Dominique Greiner für seinen Blog auf der Seite der französischen Zeitung „La Croix“ ausgezeichnet. Schäfers Radiobeitrag lief zum ersten Mal am 8.3.2015 auf Deutschlandradio in der Sparte Kultur/Religion.

Am Samstagvormittag ist für die Teilnehmer an dem Treffen der Stiftung eine Audienz bei Papst Franziskus vorgesehen.

rv 19.05.2017 pr

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