‘Treffen mit den Priestern der letzten 5 Weihejahrgänge’

Predigt von Bischof Vitus Huonder anlässlich des Treffens mit den Priestern der letzten fünf Weihejahrgänge am 27.02.2017 in Chur

Vitus1Quelle

Liebe Mitbrüder,

es ist für mich eine Freude, Euch in diesem Rahmen zu begegnen und mit Euch zusammen die heilige Eucharistie zu feiern. Dies sei eine Gelegenheit, unser Priestertum zu erneuern. Es sei eine Gelegenheit, uns als Presbyterium zu erfahren, als Gemeinschaft von Priestern in Einheit mit dem Bischof, als Presbyterium, das mit dem Bischof auf dem Weg ist. Wir unterstreichen damit auch, dass diese Einheit wichtig ist.

Der Priester ist Seelsorger. Er ist der Seelsorger. Denn er hat die Vollmacht erhalten, die Sakramente der heiligen Eucharistie, der Busse und der heiligen Salbung (sancta unctio [KKK 1525], unctio infirmorum, Krankensalbung) zu spenden. Dadurch ist er der einzigartige Mittler der Gnade. Denn es sind dies die Sakramente, welche den Menschen kraft der Wiederholung durchs Leben begleiten. Gewiss sind alle Sakramente Gaben der Gnade, doch die heilige Eucharistie, die Busse und die heilige Salbung sind die Gnade erhaltenden, vermehrenden und vollendenden Sakramente. Anderseits ist die Gnade auf das Heil der Seelen, auf die Seelsorge, hin geordnet, auf die Rettung der Seelen. Deshalb muss dem Priester die sakramentale Begleitung der Gläubigen, die Seelsorge im eigentlichen Sinn, am Herzen liegen. Am Herzen liegen muss ihm die Sorge für das ewige Heil der ihm anvertrauten Menschen, die Sorge, dass sie die begleitenden Sakramente öfter empfangen.

Weil der Priester einzigartiger Mittler der Gnade sein darf, soll er die Menschen auch immer wieder auf die Gnade vorbereiten. Seine Botschaft muss in erster Linie eine Botschaft der Gnade sein. Diese Botschaft geht aus von der Notwendigkeit der Gnade für das ewige Heil. Sie mündet in die Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente:

Vorbereitung auf den Empfang der heilige Taufe und der heiligen Firmung, Vorbereitung auf die Teilnahme am heiligen Messopfer und den Empfang der Kommunion, Vorbereitung auf den Empfang des Sakraments der Beichte und der heiligen Salbung (Krankensalbung und der Salbung in articulo mortis), Vorbereitung auf den Empfang des Sakraments der Ehe. Die Menschen müssen erfahren und wissen, dass sie auf dem Weg zur Heiligkeit nicht allein sind, und dass sie diesen Weg nicht nur aus eigener Anstrengung gehen müssen, sondern dass ihnen dazu die Gnade geschenkt wird, wann immer sie sich der Gabe Gottes öffnen. Schliesslich geht aus der Vorbereitung der Empfang der Sakramente hervor. Das ist, wie ich bereits angemerkt habe, das Ziel der Botschaft, das Ziel der Vorbereitung, das Ziel der Seelsorge. Denn durch den Empfang der Sakramente wird die Seele geläutert, geheiligt und vollendet. Für den Seelsorger, für den Priester muss das Spenden der Sakramente daher eine große Freude sein.

Durch die Botschaft der Gnade erhält das Leben eines Menschen eine ganz neue Dimension. Es ereignet sich, was der Herr im Evangelium sagt. Die Jünger erschrecken über die Anforderungen, welche zum Heile führen: “Wer kann dann noch gerettet werden“ (Mk 10,27)? Jesus gibt die Antwort: “Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich“ (Mk 10,28). Die Gnade kann Dinge bewirken, welche zu bewirken uns als unmöglich erscheint. Deshalb sollen die Menschen lernen, um die Gnade zu bitten, sich der Gnade zu öffnen und ihr Leben aus der Gnade zu gestalten. Daher werden die Boten des Glaubens den Menschen, vor allem auch den jungen Menschen nicht nur sagen, welches die christlichen Anforderungen ans Leben sind, wie der Christ leben soll, sondern insbesondere, dass wir immer mit der Hilfe der Gnade rechnen dürfen, wenn nur wir um diese Gnade bitten.

In diesem Sinn ist auch das Wort unseres Heiligen Vaters in Amoris Laetitia zu verstehen: “Daher darf ein Hirte sich nicht damit zufrieden geben, gegenüber denen, die in ‘irregulären’ Situationen leben, nur moralische Gesetze anzuwenden, als seien es Steine, die man auf das Leben von Menschen wirft“ (305). Wir müssen immer und mit Nachdruck auf das Gnadenwirken Gottes hinweisen, auf den Beistand, welchen wir durch die Sakramente empfangen. Die Gnade verändert uns. Die Gnade wirkt sich auf unsere Erkenntnis und unseren Willen aus. Die Gnade hilft auch, Hindernisse zu überwinden, sowie von Gewohnheiten und Lastern frei zu werden. Deshalb müssen die Gläubigen um diese Gnade wissen. Man muss mit ihnen darüber sprechen. Sie dürfen nicht nur mit den Geboten konfrontiert werden, sondern mit dem Weg, der ihnen Hilft, die Gebote zu leben und in Gottes Wohlgefallen zu stehen. Sie sollen mit Liebe auf diesem Weg begleitet werden und erfahren, was die Worte aus dem Buch Jesus Sirach bedeuten. “Wie gross ist das Erbarmen des Herrn und seine Nachsicht gegen alle, die umkehren zu ihm” (Sir 17,29). Diese Botschaft, diese Frohbotschaft der Gnade muss den Seelsorgern wichtig sein.

Amen.

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