Für die Menschen Würze sein

Impuls zum 5. Sonntag im Jahreskreis A — 5. Februar 2017

Zenit org – 3. Februar 2017 Peter von Steinitz
Salz der Erde – Diverse Beiträge
Licht der Welt – Diverse Beiträge

Der emeritierte Papst Benedikt hat bekanntlich eine grosse Zahl von lesenswerten Büchern geschrieben. Darunter auch zwei Bände von Interviews, die der Journalist Peter Seewald mit ihm gemacht hat. Sie tragen die Titel „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“.

Diese beiden Begriffe begegnen uns heute im Sonntagsevangelium: „Jesus sagt zu den Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde…Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,13-15). Wie immer sind diese Worte, die der Herr auch an uns richtet, nicht einfach nur ein Lob. Sie sind mit einem Anspruch verbunden: „Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen?“ (ebda)

Wir haben als Kinder Gottes und durch das Erlösungswerk Christi einen hohen Wert. „Ihr seid mehr wert als viele Spatzen“ (Lk 12,7), sagt der Herr. Aber wir sollen das nicht nur geniessen.

Vorschlag für diesen Sonntag: fragen wir uns, ob wir in unserer jetzigen Lebenssituation Salz sind, das heisst ob wir anderen Menschen – unserer Familie, den Kollegen, den Freunden – „Geschmack“ vermitteln. Ob ihr Leben durch uns eine Würze bekommt. Oder um einen aktuellen Ausdruck aus der Jugendsprache zu benutzen, ob sie sich durch uns „anmachen“ lassen. Allerdings nicht in dem üblichen Sinne dieses Wortes. Geben wir unseren Freunden vielmehr hin und wieder einen Impuls, einen Hinweis darauf, dass sie aus ihrem Leben mehr machen könnten!

Für viele ist es selbstverständlich, dass man sich im Beruf anstrengen muss, um etwas zu werden.  Da braucht man vielleicht nicht etwas Besonderes tun. Aber ein gelegentlicher Hinweis ist doch gut, wenn der Betreffende zur Gemütlichkeit neigt.

Und wer ernsthaft einen Ehepartner sucht, der wird von selbst alle Register ziehen, um das Ziel zu erreichen. Aber auch da kann eine Hilfestellung unter Umständen entscheidend sein.

Wie aber ist es mit dem viel wichtigeren Projekt jedes Menschen, mit dem ewigen Leben. Bildung, Beruf, Familie – alles das ist von grosser Wichtigkeit und wird auch von den meisten Menschen so gesehen. Aber was wird aus mir nach meinem Tod? Gibt es eine Ewigkeit? Wenn ja, so ist anzunehmen, dass sie sehr lang sein wird und wahrscheinlich ganz anders als das kurze Leben hier.

Die Frage ist tabu. Man spricht zwar gern ab und zu über religiöse Themen, aber nur in allgemeiner Form, nicht insofern es einen selbst betrifft. Man weiss eine Konversation zu führen über  die vergangenen und heutigen „Schandtaten“ der Kirche, und in der Tat bei einer zweitausendjährigen Geschichte ist immer mal was gewesen.

Über die Verdienste der Kirche hört man dagegen weniger. Man wird wahrscheinlich sogar protestieren, wenn jemand darauf hinweist, dass Europa seine kulturelle Weltgeltung dem Christentum verdankt.

Da, genau da sollen wir „Salz der Erde“ sein. Dem Freund vertraulich und liebevoll verständlich machen: dass du dich negativ über Dinge der Kirche äusserst, ist doch nur ein Alibi. Damit willst du vermeiden, dass du dich selber fragen musst, was dieser Jesus Christus, den die Kirche verkündet, von dir erwartet.

Aber dem liegt ein grosser Fehler zugrunde – würden wir ihm sagen – du denkst, Christus ist ein strenger Herr, der nur Forderungen stellt. Andererseits zeigt die Erfahrung, wenn ich mich nicht darauf einlasse, passiert mir aber auch nichts. Und dann lebe ich in Frieden.

Diese Auffassung von einem strengen Gott hält sich immer noch hartnäckig, obwohl – oder vielleicht gerade weil – von kirchlicher Seite fast ausschliesslich ein „Christentum light“ präsentiert wird, wo nichts verlangt wird (ausser der Kirchensteuer), wo es praktisch keine Sünde gibt, und wo man es sowieso mit einem Gott zu tun hat, der nicht so wichtig sein kann, da die Naturwissenschaft ja „bewiesen“ hat, dass die Welt von selbst entstanden ist.

Das „Licht der Welt“, das wir nach dem Willen des Herrn sein sollen (wenn nicht wir, wer sonst, denn unser Licht stammt nicht von uns, sondern vom Urheber des Lichts?), wird in einem freundschaftlichen Gespräch solche Irrtümer relativ leicht auflösen können, da es im Menschenherzen eingeschrieben ist, dass es jemanden geben muss, der allein die Rätsel der Welt lösen kann, der mir sagt, woher ich komme, und was aus mir nach dem Tode wird. Wir werden, weil wir selber danach zu leben versuchen, glaubhaft machen können, dass Christus jeden Menschen, eben auch unseren Freund, über die Massen liebt, und dass, wer diese Liebe einmal verspürt hat, es ganz natürlich findet, dass der Herr auch einiges verlangt. Bei noch näherem Hinsehen – so werden wir eine weitere Würze hinzufügen – wirst du, mein Freund, feststellen, dass die Forderungen nicht nur gerechtfertigt sind, sondern dir selbst zum Nutzen gereichen. Und so werden wir dank der Gnade Gottes, die wir voraussetzen können, den Menschen, die wir lieben, ein gehaltvolles und schmackhaftes Lebensmenü bereiten können.

In der Kirche St. Ludgeri in Münster gibt es ein lebensgrosses Kruzifix, dass im Krieg stark beschädigt wurde: dem Christus fehlen die Arme. Darüber stehen die Worte: Ich habe keine anderen Hände als die euren.

Das ist mit „Salz“ und „Licht“ gemeint.

Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“.  Der Fe-Medienverlag hat einige ZENIT-Beiträge vom Autor als Buch mit dem Titel „Der Stein, den die Bauleute verwarfen“ herausgebracht.

 

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