Donnerstag der 5. Woche im Jahreskreis
Aus dem Heiligen Evangelium nach Markus – Mk 7,24-30
In jener Zeit brach Jesus auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben.
Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füssen.
Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben.
Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen.
Sie erwiderte ihm: Ja, du hast recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen.
Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir: Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen.
Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Guigo von Kastell (1083-1136), Prior der Grossen Kartause
Brief über das kontemplative Leben, 6−7
Sogleich warf sie sich ihm zu Füssen
„Herr, da niemand dich sehen kann, wenn er nicht ein reines Herz hat“ (vgl. Mt 5,8), forsche ich in Lesung und Betrachtung nach dem, was echte Reinheit des Herzens ist und wie man sie erlangen kann, um dank ihrer fähig zu werden, dich zu erkennen, wie gering diese Erkenntnis auch sei. Ich habe dein Angesicht gesucht, Herr, ich habe es gesucht (Ps 26(27),8). Lange Zeit habe ich in meinem Herzen nachgesonnen, und in meinem Nachsinnen hat sich ein Feuer entzündet: das Verlangen dich mehr zu erkennen. Wenn du mir das Brot der Heiligen Schrift brichst, gibst du dich in diesem Brotbrechen mir zu erkennen (Lk 24,30−35). Und je mehr ich dich kennen lerne, umso grösser ist mein Verlangen dich zu kennen, nicht nur in der Rinde des Buchstabens, sondern im Wohlgeruch der Erfahrung.
„Ich bitte darum, Herr, nicht in Anbetracht meiner Verdienste, sondern aufgrund deiner Barmherzigkeit. Ich gestehe ja, dass ich ein sündiger und unwürdiger Mensch bin, aber selbst die kleinen Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen. So gib mir doch, Herr, das künftige Erbe als Pfand, wenigstens einen Tropfen vom himmlischen Regen, um meinen Durst zu stillen, denn ich glühe vor Liebe […]“
Mit solcher Rede ruft die Seele ihren Bräutigam. Und der Herr, der auf die Gerechten schaut, der nicht nur ihr Gebet hört, sondern in diesem Gebet anwesend ist, wartet dessen Ende nicht ab. Mittendrin unterbricht er es. Er stellt sich plötzlich ein, er hat es eilig der Seele zu begegnen, die es nach ihm verlangt, und trieft vor süssem Himmelstau, der duftet wie kostbarstes Parfüm. Er erfrischt die müde Seele, nährt die hungrige und gibt der schwachen neue Kraft. Er schenkt der Seele neues Leben, indem er sie demütig macht durch eine wundersame Selbstvergessenheit. Er macht sie nüchtern indem er sie berauscht.
Lesungen
Buch Genesis 2,18-25
Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Gott, der Herr, formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heissen.
Der Mensch gab Namen allem Vieh, den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber eine Hilfe, die dem Menschen entsprach, fand er nicht.
Da liess Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so dass er einschlief, nahm eine seiner Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch.
Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und führte sie dem Menschen zu.
Und der Mensch sprach: Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Frau soll sie heissen; denn vom Mann ist sie genommen.
Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch.
Beide, Adam und seine Frau, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander.
Psalm 128(127),1-2.3.4-5
Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt
und der auf seinen Wegen geht!
Was deine Hände erwarben, kannst du geniessen;
wohl dir, es wird dir gut ergehn.
Wie ein fruchtbarer Weinstock ist deine Frau
drinnen in deinem Haus.
Wie junge Ölbäume sind deine Kinder
rings um deinen Tisch.
So wird der Mann gesegnet,
der den Herrn fürchtet und ehrt.
Es segne dich der Herr vom Zion her.
Du sollst dein Leben lang das Glück Jerusalems schauen.
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