Dolchstoss gegen den politischen Katholizismus
“Dieser unzweifelhafte Dolchstoss gegen den politischen Katholizismus könnte zugleich ein Stoss ins Herz katholischer Kirchlichkeit sein, vollzogen von jenen, die von Amts wegen diese Kirchlichkeit zu hüten und zu schützen hätten”
Publiziert am 31. Januar 2017, von dominik
Unter der Überschrift „Ökumenisches Bündnis für NRW – Kirchen verpflichten sich zu stärkerer Zusammenarbeit“ berichtet das Westfalen-Blatt vom 23.01.2017 über konkrete Formen der Zusammenarbeit in der Gemeindeentwicklung sowie bei der Zusammenarbeit in anderen Bereichen“ zwischen den evangelischen Kirchen im Rheinland und Westfalen und dem katholischen Bistum Essen. „Auch das Bistum Münster werde zu Pfingsten eine ähnliche Vereinbarung unterzeichnen… So dass einem grossräumigen gemeinsamen Auftritt der Kirchen, angesichts grosser gesellschaftlicher und kirchlicher Umbrüche‘, wie es in dem Essener Aufruf heisst, ein Weg geebnet ist“…
In seiner Predigt zeigte der evangelische Präses Rekowski „sich überzeugt davon, dass heute schon viel Gemeinsames möglich sei: Gemeindeleben unter einem Dach riskieren, gemeinsame Gottesdienste so oft wie möglich feiern, gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit haben, verstärkte Kooperation von Diakonie und Caritas und Partnerschaften auf der Ebene der Gemeinden ebenso wie auf Bistums- und Landeskirchenebene wagen“. Zu diesem Vorhaben nimmt Bernhard Mihm, Paderborn, Stellung:
„Es war etwas Ruhmvolles um den politischen Katholizismus in Deutschland. Geboren im Kampf gegen staatliche Bevormundung im Geist von Aufklärung und/oder protestantischem Staatskirchentum im 19. Jahrhundert, wirkte der politische Katholizismus noch in den ersten fünf Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts: Im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, im Widerstand gegen Hitler, in der Ära Adenauer. Mit dem II. Vatikanischen Konzil begann er zu verblassen. Der italienische Erzbischof Luigi Negri (Ferrara) hat dazu kommentiert: „Weite Teile der katholischen Gemeinschaft sind von einem übereifrigen Irenismus untergraben, der seit Jahrzehnten Wühlarbeit leistet und dessen Hauptsorge nicht die eigene Identität ist, sondern der Dialog um jeden Preis mit dem Ziel, auch die entferntesten Positionen irgendwie vereinbar scheinen zu lassen“. „Es verbreitete sich jene ‚Dialogbesoffenheit‘, die Kardinal Bengsch bereits während der Konzilszeit angeprangert hatte“. Der Aufbau des Rätesystems kam hinzu. Aufmerksamkeit und Engagement derer, die dazu berufen gewesen wären, den politischen Katholizismus zu tragen, wurden auf binnenkirchliche Themen umgelenkt. Man begann, binnenkirchlich Politik und Pseudo-Politik zu machen.
Nun fehlt dieser politische Katholizismus „dramatisch“, wie der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Volker Kauder vor einigen Wochen gegenüber katholischen Studentenvertretern formulierte.
Anstatt Kauders Notruf zu hören und zur Wiederbelebung des politischen Katholizismus aufzubrechen, geben ihm deutsche Bischöfe nun den Todesstoss. Ein Dolchstoss, nicht heimtückisch von hinten, sondern ganz unverblümt von vorn.
Wie immer angesichts des traditionellen Minderwertigkeitskomplexes deutscher katholischer Theologen gegenüber ihren evangelischen „Kollegen“, ist bereits die in Essen verkündete Gründungserklärung für das „Ökumenische Bündnis in NRW“ dominiert von Stichworten des landeskirchlichen Linksprotestantismus: „Für eine, solidarische, friedliche, tolerante und umweltbewusste Gesellschaft“. Das „umweltbewusst“ ist dafür kennzeichnend. In einer Zeit, in der der Ökologismus und Gesundheitsfetischismus Ersatzreligionen geworden sind, ist das Gift für beide Kirchen. Gift ist auch die Absicht, „darin“ den „Austausch mit dem Islam zu suchen“. Denn der Islam befindet sich in einer vitalen Offensive, der man mit „friedlicher und toleranter“ Bürgerlichkeit nicht erfolgversprechend standhalten können wird.
Dieser unzweifelhafte Dolchstoss gegen den politischen Katholizismus könnte zugleich ein Stoss ins Herz katholischer Kirchlichkeit sein, vollzogen von jenen, die von Amts wegen diese Kirchlichkeit zu hüten und zu schützen hätten.“
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