‘Die Welt mauert sich ein’
Mexiko: Keiner hat die Absicht, eine Mauer zu errichten
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‘Die Welt mauert sich ein’
Nur kosten darf sie nicht zuviel, die Mauer zwischen den USA und Mexiko. Genau: die Mauer, die Mexiko bezahlen soll, laut US-Präsident Trump. Der Herr Präsident ist nicht zufrieden, weil er gelesen hat, dass die „grosse Grenz-MAUER mehr kosten wird als ursprünglich von der Regierung gedacht“ – so, damit haben wir jetzt auch mal einen Tweet von „The Donald“ zitiert. Sobald er in die Planungen einbezogen werde, wolle er die Kosten deutlich drücken. Was eigentlich nett ist, denn wie gesagt: Zahlen sollen für das Opus ja die Mexikaner.
Die Nachrichtenagentur Reuters hatte aus einem internen Bericht der US-Heimatschutzbehörde zitiert, in dem von 21,6 Milliarden Dollar die Rede ist. Trump hatte im Wahlkampf von etwa 12 Milliarden Dollar gesprochen. An diesem Sonntag werden in etwa zwanzig Städten Mexikos Grosskundgebungen gegen Trump und seine Mauer stattfinden.
Höchste Zeit, um mal in Mexiko anzurufen. Zum Beispiel bei Pater Armando Javier Prado Flores: Das ist der Bischofsvikar für die Laien im Erzbistum Puebla. „Unser Erzbistum ist, was die Zahl der katholischen Gläubigen betrifft, das sechstgrösste“, sagt er uns. „Wir haben sechs Millionen Katholiken.. und dann noch zwei Millionen in den USA. Das ist der Grund, warum das, was in den USA passiert, uns von nahem betrifft. Wir rechnen mit der zwangsweisen Rückführung von 30.000 Menschen aus den USA, und zwar direkt in die ärmste Region unseres Bistums; das macht uns Sorgen. Das Geld, das die Einwanderer in die USA in die Heimat schicken, war bisher jedes Jahr mehr, und das ist für Mexiko eigentlich sehr wichtig…“
Also – was tun Sie in Puebla, um auf die neuen, beunruhigenden Töne aus Washington zu reagieren? Prado Flores lässt erkennen, dass er schon fest mit massenweiser Abschiebung illegaler mexikanischer Einwanderer aus den USA zurück in ihre Heimat rechnet. „Das Erzbistum hat seine Einwanderer-Kommission gebeten, die Hotels und Pensionen um ein Beherbergen der Rückkehrer zu bitten. Und sie soll sich auch an die Gesellschaft, an die Regierung, NGOs und Unternehmer wenden, da geht es um Spenden und das Schaffen von Arbeitsplätzen. Wir sind nicht darauf vorbereitet, auf einmal 30.000 Menschen wieder bei uns aufzunehmen, das braucht eine grosse Anstrengung – nicht nur zu ihrer Aufnahme, sondern vor allem um gute Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten herzustellen.“
Pater Prado Flores verrät uns nicht, ob er an diesem Sonntag ebenfalls gegen Trump demonstrieren will. Aber wie die Stimmung unter den Leuten ist, das sagt er uns gern. „Die, die in die USA gegangen sind, haben das getan, weil sie mussten: Es ging ihnen um das pure Überleben. Und jetzt sind sie tief entmutigt. Auch hier spürt man im Moment vor allem Unsicherheit. Trump hat einiges angekündigt, aber man wird noch abwarten müssen, wie sich die Politik in den USA tatsächlich entwickelt.“
Dabei ist es in der neuen US-Einwanderungspolitik gar nicht nur bei Worten geblieben. Letzte Woche haben Beamte in mehreren US-Bundesstaaten bei Razzien mehrere Hundert Einwanderer ohne Aufenthaltspapiere festgenommen. Es war nach Zeitungsangaben die grösste Aktion dieser Art seit einer Anordnung des Präsidenten Donald Trump vom 26. Januar zum härteren Vorgehen gegen illegale Einwanderer. Offiziell richteten sich die Razzien gegen bekannte Straftäter, doch wurden auch Einwanderer ohne Vorstrafen festgenommen. In den USA leben Schätzungen zufolge rund elf Millionen Menschen ohne die nötigen Dokumente. Viele von ihnen sind Mexikaner.
„Die katholische Kirche von Puebla und von Denver hat ein gemeinsames Hilfs- und Seelsorgeprogramm für die Migranten entwickelt. Die Leitung der mexikanischen Bischofskonferenz hat sich ausserdem mit dem Staatspräsidenten getroffen und ihm gesagt, in der jetzigen Zeit müssten wir unbedingt geeint bleiben, kreativ sein und vor allem den Bedürftigen noch näher sein. In Mexiko zirkuliert auf Whatsapp ein kleines Video, in dem Papst Franziskus Klartext redet: Alle Mauern fallen. Man sollte stattdessen Brücken der Freundschaft, der Arbeit, des Dienstes bauen, so der Papst. Das ermutigt viele Menschen sehr.“
rv 12.02.2017 sk
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