Papst besucht römische Pfarrei: „Schwätzt nicht“

Schwätzt nicht, und eure Gemeinde wird gesund sein – eine Absage an die Gerüchteküche und ans schlechte Gerede hat der Papst am Sonntagnachmittag erteilt

Quelle
KathTube – Papst Franziskus bei Pastoralbesuch in einer römischen Pfarrei: Eine Pfarrei ´in der nicht getratscht wird, ist eine perfekte Pfarrei´

Schwätzt nicht, und eure Gemeinde wird gesund sein – eine Absage an die Gerüchteküche und ans schlechte Gerede hat der Papst am Sonntagnachmittag erteilt. Bei einem Besuch in Setteville, einer Ortschaft an der Peripherie auf halbem Weg nach Tivoli östlich Roms, legte Franziskus seinen Zuhörern diesen guten Vorsatz für 2017 ans Herz:

„Ich wünsche mir, dass diese Gemeinschaft an diesem Tag meines Besuches sich fürs neue Jahr vornimmt, nicht zu schwätzen. Und wenn ihr Lust darauf bekommt zu schwätzen, beisst euch auf die Zunge: sie wird dick werden, aber es wird euch gut tun, denn die Zeugen Jesu im Evangelium waren zwar Sünder – sie haben den Herrn betrogen – aber sie haben nicht schlecht übereinander gesprochen. Und das ist schön. Eine Gemeinde ohne Geschwätz ist eine perfekte Gemeinde, eine Gemeinde der Sünder ja, aber der Zeugen. Und das ist das Zeugnis, das die ersten Christen gaben.“

Mit dem Besuch in Setteville hatte der Papst am Sonntagnachmittag nach anderthalbjähriger Pause die Pfarreibesuche in seinem Bistum Rom wieder aufgenommen. Christsein sei in erster Linie Zeugnis, keine Philosophie oder Lebensart, erinnerte er die in der Pfarrkirche Santa Maria versammelte Gemeinde. „Man legt Zeugnis ab im Kleinen, und einige kommen ins Grosse und geben ihr Leben im Martyrium – wie die Apostel“, predigte er ausgehend vom Tagesevangelium. Trotz ihrer Sündigkeit sei es den Aposteln gelungen, sich zu bekehren, indem sie Jesus folgten: „Ein armer Mann, eine arme Frau zu sein, die sagt: ,Ja, ich bin sündig, doch Jesus ist der Herr und ich lege Zeugnis von ihm ab, versuche jeden Tag das Gute zu tun, mein Leben zu verbessern und auf dem richtigen Weg zu gehen.“

Neben der Messe in der Pfarrkirche standen auf dem Programm des Pfarreibesuches auch Begegnungen mit jungen Familien, Pensionären und Kranken, darunter mit einem Priester, der an einer fortschreitenden Muskellähmung erkrankt ist. Franziskus salbte und ermutigte den schwer kranken Mann, den er an seinem Bett aufsuchte. Weiter nahm der Papst vier Gläubigen die Beichte ab.

Papst plaudert mit Jugendlichen

Mehr als eine halbe Stunde Zeit nahm sich der Papst für ein Treffen mit jungen Katechisten und Pfadfindern, die ihm Fragen stellen durften. Die Kirchengemeinde Setteville ist u.a. für ihre intensive Jugendarbeit bekannt. „Christliches Zeugnis legt man mit Wort, Herz und Händen ab“, schärfte der Papst den jungen Leuten, darunter vielen Kindern, ein. Dabei dürfe man nicht mit der Tür ins Haus fallen, stellte er auf die Frage eines Mädchens hin klar, wie man einem Nichtglaubenden denn den christlichen Glauben nahebringen könne: „Wenn du einen Freund oder eine Freundin hast, die nicht glauben, darfst du nicht sagen: ,Du musst aber deshalb und deswegen glauben‘, und ihm alles erklären. Das darf man nicht machen, das nennt man Proselytismus, und wir Christen dürfen keinen Proselytismus betreiben. Was soll man also tun? So leben, dass es er oder sie ist, die uns fragt: ,Warum lebst du so? Warum hast du das getan?‘ und dann, an dieser Stelle ja, es erklären. Nie zuerst erklären, um zu überzeugen! Zuerst tun, dann erklären. Verstanden?“

Weitere Themen bei der Begegnung: Familie, Vergebung und eine persönliche Frage an den Papst: ob denn auch sein Glaube mal zwischendurch nachlasse und was er dann tue, wollte ein Mädchen von Franziskus wissen. Der Glaube sei nicht immer stark, bekannte der Papst, das gelte auch für ihn selbst: „Es gibt dunkle Tage, an denen alles düster ist… Auch ich habe in meinem Leben tagelang so zugebracht! Man darf sich aber nicht erschrecken: man muss beten und Geduld haben, und dann lässt sich der Herr erblicken, lässt uns im Glauben wachsen und lässt uns vorangehen.“

Pfarreibesuche mit Tradition

Bei der Visite in Setteville handelte sich um den zweiten Besuch des Papstes in der Ortschaft. Er war bereits in der Nachbarpfarrei Santa Maria dell’Orazione zu Gast gewesen. Insgesamt absolvierte Franziskus seit Beginn seiner Amtszeit vor knapp vier Jahren zwölf Visiten in römischen Pfarrgemeinden, zuletzt im Mai 2015 in Ostia. Während des Heiligen Jahres, das von Dezember 2015 bis November 2016 dauerte, waren die Besuche ausgesetzt.

Die Pfarrei Santa Maria a Setteville zählt nach Kirchenangaben 6.000 Mitglieder, darunter einen hohen Anteil junger Familien. Das Gemeindeprofil prägen unter anderem acht Gemeinschaften des Neokatechumenalen Wegs, einer in Spanien entstandenen katholischen Initiative, sowie eine intensive Jugendarbeit. Franziskus wurde bei seinem Besuch von Kardinal Agostino Vallini begleitet, seinem Stellvertreter in der Rolle als Bischof von Rom.

rv 16.01.2017 pr

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