2. Sonntag im Jahreskreis A (15.01.2017)

L1: Jes 49,3.5-6; L2: 1 Kor 1,1-3; Ev: Joh 1,29-34

Quelle

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Josef Spindelböck

Noch einmal wird im Evangelium (des 2. Sonntags im Jahreskreis A) der Bezug zur Taufe Jesu durch Johannes im Jordan dargestellt; dieses Fest wurde ja am letzten Sonntag gefeiert. Der heilige Johannes der Evangelist schreibt hier über Johannes den Täufer, und diese Kunde ist zuverlässig.

Er legt Wert darauf, dass Johannes sich selbst nur als Vorläufer Jesu, als dessen Wegbereiter, ansah. Bei der Taufe Jesu am Jordan öffnete sich der Himmel, und Johannes der Täufer war Zeuge dieses Geschehens. So konnte er die Menschen dann in aller Öffentlichkeit auf Jesus hinweisen, und zwar mit den Worten: „Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ (Joh 1,29)

„Lamm Gottes“: das ist ein Begriff aus der Opfersprache der Juden. Alljährlich wurde zum Gedenken an den Auszug aus Ägypten in den Häusern der Familien ein einjähriges, fehlerloses, männliches Lamm geschlachtet; für das Tempelopfer war dies täglich vorgesehen (vgl. Ex 12,3–11; 29,38–41). Und dieses Lamm wiederum war ein Zeichen in der Vorbereitung auf das Kommende. In Jesus Christus erfüllt sich all das, was die Propheten verkündet haben und was im Alten Bund unter Zeichen und Bildern vollzogen worden ist.

Er ist wirklich der ewige Hohepriester, der sich selbst als Opfergabe der Liebe für das Heil der Menschen Gott darbringt. Nur Jesus Christus, der wahrhaft Gott und zugleich Mensch ist, kann die Sünde der Welt auf sich nehmen und sie „sühnen“. Das Wort „Sühne“ ist verwandt mit dem Begriff der „Versöhnung“. Es geht um nichts anderes als um den wieder hergestellten und neu begründeten Frieden der Menschen mit Gott. Dass diese Verbindung möglich ist, haben wir dem menschgewordenen Sohn Gottes Jesus Christus zu verdanken. Er ist gleichsam die Brücke, die Gott zu uns Menschen geschlagen hat. Nicht unsere eigene Leistung ist es, die uns vor Gott gerecht macht, sondern das Erbarmen Gottes schenkt uns im Glauben an Jesus Christus und kraft seiner Sakramente das Heil.

Was zeichnet die Persönlichkeit unseres Erlösers Jesus Christus aus? Es ist wahr: wir sind keine geschichtlichen Zeitgenossen Jesu. Und doch gilt, dass alle, die an ihn glauben, ihm nahe sind, denn er lebt als der auferstandene Herr beim Vater im Himmel und ist zugleich inmitten seiner Kirche gegenwärtig. Was er hier auf Erden getan und gewirkt hat, wird uns in den Evangelien berichtet. Und da zeigt sich, dass es ihm in allem um die Erfüllung des Willens seines himmlischen Vaters gegangen ist. Zugleich aber, denn das war der Wille Gottes, wendet sich Jesus vorbehaltlos den Menschen zu und zeigt ihnen die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes.

Jesus Christus ist wirklich der Mensch, der sein Leben zu einer Gabe der Liebe für andere gemacht hat. In allem, was er tat und wirkte, gab er sich selber hin wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt und reiche Frucht bringt. Er hatte ein offenes Herz für die leiblichen und seelischen Nöte der Menschen. Die Nähe des Reiches Gottes bezeugte er durch seine Zeichen und Wunder. In allem ging es ihm darum, die Menschen hinzuführen zu einem lebendigen Glauben an Gott, der für uns Vater ist und in Liebe für uns sorgt. Die Sünder rief er zur Umkehr, und er prangerte mit scharfen Worten die Selbstgerechtigkeit jener an, die sich besser dünkten als die anderen.

Die letzte Hingabe der Liebe aber vollzog unser Erlöser am Kreuz. Obwohl es die Bosheit der Verfolger und Gegner Jesu war, die ihn ans Kreuz brachte, so hat er doch in voller Freiheit dieses Schicksal angenommen und zu einem Opfer der Hingabe seines Leibes und Blutes gemacht für die Sünden aller. Auf diese Weise kann jeder, der sich mit dem Kreuzesopfer Christi verbindet, Anteil erhalten am ewigen Leben, das Gott uns schenkt.

Gerade im Sakrament der Eucharistie – d.h. in der Feier der hl. Messe, im Empfang der hl. Kommunion, in der Anbetung des bei uns gegenwärtigen Herrn im Tabernakel – werden wir mit dem Erlösungsopfer Christi auf einzigartige Weise verbunden. Wir haben Anteil am Tod und an der Auferstehung Christi. Auch unser Leben ist in seiner Liebe geborgen.

Wer aber könnte uns besser hinführen zu diesem Geheimnis der Liebe als Maria, die Jungfrau und Gottesmutter? Sie hat Jesus empfangen und geboren und war zeit seines Lebens im Glauben mit ihm verbunden. Bis unter das Kreuz zeigte sie ihre Liebe und erhielt als erste Anteil an der Fülle der Erlösung. Ihrer mütterlichen Fürbitte wollen wir uns anvertrauen, dass sie auch uns Jesus zeigt, den Erlöser. Er ist das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt!

Amen.

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