Willkommen im Dschungel

Willkommen im Dschungel: Das Lager von Calais vor dem Aus

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der-barmherzige-samariter„Dschungel“ von Calais – eine gute und zwei schlechte Nachrichten. Die gute zuerst: Vierzehn Kinder aus dem wildwuchernden Migrantencamp am Ärmelkanal dürfen an diesem Montag nach Grossbritannien einreisen. Die britische Regierung erlaubt ihnen endlich die Zusammenführung mit Familienangehörigen, die schon auf der Insel leben. Auf Druck von Kirchen und NGOs will London noch diese Woche mehreren Dutzend minderjährigen Migranten aus Calais die Einreise nach Grossbritannien erlauben.

Und die schlechten Nachrichten? Im „Dschungel“ auf französischer Seite halten sich noch über tausend Minderjährige und an die 10.000 Flüchtlinge und Migranten auf, die gleichfalls auf die andere Seite des Kanals wollen. Dabei sind – zweite schlechte Nachricht – die Tage des „Dschungels“ gezählt, die Pariser Regierung will das Lager noch vor dem Winter komplett auflösen.

„Anfangs waren wir reelle Partner der Behörden bei dem Wunsch, dieses Camp auflösen, weil dort Männer, Frauen und Kinder unter unglaublichen Zuständen hausen“, sagt der Verantwortliche des katholischen Hilfswerks „Secours Catholique“ für den „Pas de Calais“, Didier Degrémont, im Interview mit Radio Vatikan. „Leider wurde uns aber mit der Zeit klar, dass das eigentliche Ziel der Behörden darin besteht, das Camp einfach vom Erdboden verschwinden zu lassen – und seine Bewohner gleich mit. Auch die Strukturen wie zum Beispiel Essensverteilplätze und Duschen, die mit grosser Mühe da installiert worden sind, sollen wieder abgerissen werden.“

Die Angst vor der Gewalt

Elf Verbände, darunter der „Secours Catholique“, haben letzte Woche vor Gericht einen Eilantrag gestellt, der eine schnelle Räumung des „Dschungels“ verhindern soll. Sie fürchten unter anderem, dass es bei der Räumung zu Gewalt kommen wird. „Wir stellen fest, dass die Behörden total überstürzt agieren und dass Migranten künftig daran gehindert werden sollen, Calais zu erreichen. Das ist alles sehr beunruhigend; wir haben das Innenminsterium aufgefordert, für jeden Migranten eine Einzelfallprüfung vorzunehmen, welchen Anspruch auf Schutz genau sie haben – vor allem für jeden Minderjährigen dort auf dem Gelände!“

Der „Secours Catholique“ unterstützt, zusammen mit Partnern, seit zwölf Jahren die Migranten von Calais. Unlängst hat kein Geringerer als Präsident Francois Hollande den „Dschungel“ besucht und die Räumung angekündigt. Das hängt, glaubt nicht nur Degrémont, mit den Präsidentenwahlen im nächsten Jahr zusammen, für die Hollande Punkte sammeln will. „Da wird wirklich der Eindruck vermittelt, als wäre Calais  d a s   Migrationsproblem für Frankreich. Dabei gibt es Flüchtlings- und Migrantenlager in vielen Teilen des Landes… Vor allem aber gibt es eine Nicht-Migrations-Politik! Die Politik will jetzt das Bild rüberbringen, dass sie das Problem von Calais gelöst hat. Das ist wirklich unerträglich – eine Räumung zu den Bedingungen, wie sie dem Staat vorschweben, ist nicht hinnehmbar. Es braucht Zeit, nicht Überstürzung! Und es braucht Massnahmen für jeden einzelnen Fall. Diese Menschen sind sehr verwundbar: viele Kinder, viele Kranke – viele Fälle, die eine individuelle Lösung brauchen.“

rv 17.10.2016 sk

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