Unnütze Knechte
Impuls zum 27. Sonntag im Lesejahr C — 2. Oktober 2016
Zenit.org, Heiliger Josef Maria Escriva – Diverse Beiträge
Das Evangelium vom 27. Sonntag im Jahreskreis erinnert uns an die fundamentale Bedeutung des Glaubens. Jedes religiöse oder kirchliche Leben wird früher oder später scheitern, wenn der Glaube schwindet oder gar fehlt.
„Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ (Mk 9,24) Auch das gehört freilich zum Leben aus dem Glauben, dass wir uns immer wieder darüber klar werden, dass wir zwar glauben, aber dass mehr Kraft dahinter stehen müsste. Mit anderen Worten: der Glaube, so zeigt uns die eigene Erfahrung, kann stärker oder schwächer sein. Wenn wir uns fragen, wovon hängt das ab?, so ist die Antwort recht einfach. Der Glaube ist stärker und unbedingter, wenn ich regelmässig bete und zu den Sakramenten gehe.
Bei vielen unserer Zeitgenossen, wo wir sehen, dass ihnen ihr Glaube „abhanden gekommen“ ist, können wir fast immer sagen, sie haben irgendwann einmal aufgehört zu beten. Wenn wir mit ihnen befreundet sind, sagen wir es ihnen liebevoll und deutlich! Vielleicht haben sie den Zusammenhang bisher nicht gesehen und dachten womöglich, dass der Glaube an Christus nicht mehr zeitgemäss sei.
Nachdem wir uns einmal entschlossen haben, im Glauben an Christus unser Leben zu gestalten, werden wir immer wieder die grosse Freude erleben, die aus der Freundschaft mit dem Gottmenschen erwächst. Nach und nach werden wir uns aber auch deutlicher dessen bewusst, wer wir sind und wer Er ist. Der Abstand zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf ist eigentlich unendlich gross. Dass wir trotzdem so vertraulich mit ihm umgehen dürfen, ergibt sich aus der schier unendlichen Liebe und Güte des Herrn, der immer wieder diesen Abstand überbrückt. Dennoch tut es uns gut, wenn wir es uns wenigstens gelegentlich vor Augen führen.
So ist auch die Aussage des Herrn zu verstehen, die uns im heutigen Evangelium zunächst etwas befremden könnte: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ (Lk 17,10)
Der heutige Sonntag, enthält noch einen anderen Festgedanken: das Schutzengelfest, das am 2. Oktober gefeiert wird, ist liturgisch im Tag des Herrn ‚aufgegangen‘. Man könnte sagen, das entspricht so recht der Art der Engel, dass sie uns Menschen liebevoll helfen, aber ganz hinter dem Herrn zurücktreten. Für manche Mitchristen allerdings treten sie fast bis zur völligen Bedeutungslosigkeit zurück, was dann natürlich falsch ist und dem Willen des Herrn widerspricht. Die Schutzengel, die ganz reale Wesen sind, mit Verstand und Willen ausgestattet wie wir Menschen, aber ohne einen materiellen Leib, erfüllen ihre Aufgaben in genau dieser Haltung des ‚unnützen Knechtes‘, sie wissen um die Grösse des Schöpfers.
Und noch ein weiterer Gedenktag ist an diesem Tag zu feiern – wenigstens für einige. Die Gründung des Opus Dei fand am 2. Oktober 1928 statt, als ein junger Priester, Josefmaria Escrivá in Madrid während der Feier der Hl. Messe die Erkenntnis bekam, dass eine neue geistliche Familie in der Kirche entstanden sei, die die Menschen daran erinnern und ihnen dabei helfen sollte, die Heiligkeit mitten in der Welt zu suchen und zu finden. Das war, wie er sofort erkannte, keine grundsätzlich neue Erkenntnis, denn im Evangelium ist grundsätzlich schon alles gesagt. Auch in unseren Tagen sehen wir immer wieder, wie wichtig es ist, dem Evangelium ohne Kompromisse treu zu sein und es nicht etwa neu zu erfinden.
In der Tat war es schon immer bekannt, dass der Herr will, dass alle Menschen heilig werden, nicht nur die Priester und Ordensleute, aber dieses Wissen war de facto ein wenig verdunkelt worden. Escrivá erkannte ganz deutlich, dass die Laien in der Kirche durchaus ihren Selbstand haben, also nicht verkappte Ordensleute sein sollen und in ihrem Tun auch nicht als der verlängerte Arm der Geistlichkeit auftreten sollen. Mit anderen Worten, wenn sie die Heiligkeit anstreben, sollen sie nicht die Kleriker nachahmen, vielmehr sollen sie in einer ganz laikalen Spiritualität (die mit tiefer Frömmigkeit durchaus kompatibel ist) in der Heiligung der gewöhnlichen Dinge des Alltags und vor allem der Arbeit ihren Weg gehen.
Zwei weitere Gründungen sollten sich später anschliessen: am 14. Februar 1930 die Gründung des weiblichen Zweiges des Opus Dei und am 14. Februar 1944 die Gründung der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz.
Josefmaria Escrivá wurde 1992 selig und 2002 heilig gesprochen.
In seiner ersten Veröffentlichung „Der Weg“ (erschienen 1934) greift der hl. Josefmaria die Worte des Herrn vom unnützen Knecht auf, indem er sagt:
„Du Gelehrter, Berühmter, Beredter, Mächtiger: wenn du nicht demütig bist, taugst du nichts. – Beschneide dein alles überwucherndes Ich, reiss es aus, Gott wird dir helfen. Dann kannst du beginnen, für Christus zu arbeiten an der letzten Stelle seines Apostelheeres.“ (602)
Msgr. Dr. Peter von Steinitz war bis 1980 als Architekt tätig; 1984 Priesterweihe durch den hl. Johannes Paul II.; 1987-2007 Pfarrer an St. Pantaleon, Köln; seit 2007 Seelsorger in Münster. Er ist Verfasser der katechetischen Romane: „Pantaleon der Arzt“, „Leo – Allah mahabba“ (auch als Hörbuch erhältlich) und „Katharina von Ägypten“
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