31. Sonntag im Jahreskreis
Aus dem Heiligen Evangelium nach Lukas 19,1-10
In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt.
Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich.
Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein.
Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.
Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.
Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.
Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.
Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist.
Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Philoxenus von Mabbug (um 450-523), Bischof in Syrien
4. Homilie, 79−80
Zachäus entdeckt, was einzig wahr und gut ist
Unser Herr ruft Zachäus vom Baum, auf den er geklettert war, herab und Zachäus beeilt sich, sofort herunterzusteigen und ihn in sein Haus aufzunehmen. Das tat er deshalb, weil er darauf hoffte, bevor er noch gerufen worden ist, ihn zu sehen und sein Jünger zu werden. Das ist etwas wunderbares, dass er nämlich an ihn geglaubt hat, ohne dass unser Herr mit ihm gesprochen hat und ohne ihn mit den Augen des Leibes gesehen zu haben − einfach nur aufgrund der Berichte anderer. Der Glaube, der in ihm war, war in seinem Leben und seiner natürlichen Gesundheit bewahrt worden. Und dieser Glaube wurde offenkundig, als er an unseren Herrn glaubte, nämlich im Augenblick, als er von seiner Ankunft erfuhr. Die Einfalt seines Glaubens schien auf, als er versprach, die Hälfte seines Reichtums den Armen zu geben und vierfach zurückzuerstatten, was er unehrenhaft verdient hatte.
Und wirklich: Wäre der Geist des Zachäus in diesem Augenblick nicht von Einfalt erfüllt gewesen, die sich für den Glauben ziemt, hätte er Jesus nicht dieses Versprechen gegeben, und nicht verteilt und in kurzer Zeit ausgegeben, was er in jahrelanger Arbeit angehäuft hatte. Die Einfalt hat nach allen Seiten verschenkt, was die Unehrlichkeit angehäuft hatte, die Reinheit der Seele hat ausgeteilt, was die Verschlagenheit erlangt hatte und der Glaube hat verzichtet auf das, was die Ungerechtigkeit sich zu eigen gemacht und besessen hatte. Der Glaube verkündete, dass dies alles ihm nicht gehört.
Denn Gott ist der einzige Reichtum des Glaubens und der Glaube weist zurück, andere Reichtümer zu besitzen als Ihn. Alle Reichtümer haben wenig Wert für ihn, ausserhalb dieses einzig dauerhaften Wertes, der Gott ist. Wir haben in uns den Glauben empfangen, um Gott zu finden und nur ihn zu besitzen, und wir haben ihn empfangen um zu sehen, dass alles, was nicht Er ist, zu nichts dient.
Lesungen
Buch der Weisheit 11,22-26.12,1-2
Herr, die ganze Welt ist ja vor dir wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen, der am Morgen zur Erde fällt.
Du hast mit allen Erbarmen, weil du alles vermagst, und siehst über die Sünden der Menschen hinweg, damit sie sich bekehren.
Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen.
Wie könnte etwas ohne deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre?
Du schonst alles, weil es dein Eigentum ist, Herr, du Freund des Lebens.
Denn in allem ist dein unvergänglicher Geist.
Darum bestrafst du die Sünder nur nach und nach; du mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben, Herr.
Psalm 145(144),1-2.8-9.10-11.13cd.14
Ich will dich rühmen, mein Gott und König,
und deinen Namen preisen immer und ewig;
ich will dich preisen Tag für Tag
und deinen Namen loben immer und ewig.
Der Herr ist gnädig und barmherzig,
langmütig und reich an Gnade.
Der Herr ist gütig zu allen,
sein Erbarmen waltet über all seinen Werken.
Danken sollen dir, Herr, all deine Werke
und deine Frommen dich preisen.
Sie sollen von der Herrlichkeit deines Königtums reden,
sollen sprechen von deiner Macht.
Der Herr ist treu in all seinen Worten,
voll Huld in all seinen Taten.
Der Herr stützt alle, die fallen,
und richtet alle Gebeugten auf.
Zweiter Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher 1,11-12.2,1-2
Brüder! Wir beten immer für euch, dass unser Gott euch eurer Berufung würdig mache und in seiner Macht allen Willen zum Guten und jedes Werk des Glaubens vollende.
So soll der Name Jesu, unseres Herrn, in euch verherrlicht werden und ihr in ihm, durch die Gnade unseres Gottes und Herrn Jesus Christus.
Brüder, wir schreiben euch über die Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn, und unsere Vereinigung mit ihm und bitten euch:
Lasst euch nicht so schnell aus der Fassung bringen und in Schrecken jagen, wenn in einem prophetischen Wort oder einer Rede oder in einem Brief, der angeblich von uns stammt, behauptet wird, der Tag des Herrn sei schon da.
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