Utopia (Reclams Universal-Bibliothek)

Utopia ist ein zweiteiliger Dialog

UTOPIA 2016
Hl. Thomas Morus: Diverse weitere Beiträge

Utopia ist ein zweiteiliger Dialog. Das erste Buch zeichnet das Bild einer korrupten Gesellschaft in England und Europa. Scharf wird die zeitgenössische Eigentumsordnung kritisiert. Die Dialogfigur Thomas Morus appelliert für eine mehr bürgerliche politische Philosophie, die nicht im träumerischen Überschwang die politische Ordnung der Zeit überfliegt, sondern humanistische Gelehrte dazu anhält, Fürsten zu Reformen zu bewegen. Dagegen hält Raphael Hythlodaeus die Gesellschaft Englands für so verderbt, dass der Philosophie nirgends Gehör geschenkt würde. Die Ursache für politische Unordnung, Kriminalität und soziale Missstände liegt bei den Menschen selbst und ist ökonomischer Natur. Es ist der Verlust der traditionellen Agrarstruktur. Das Land, das die Menschen ernähren sollte, nährt Schafe, deren Wolle Gewinn verspricht.

Im Gegensatz dazu schildert Hythlodaeus im zweiten Buch die intakte Sozialordnung der Insel Utopia, die er auf einer Reise entdeckt haben will. Die Gesellschaft Utopias bietet ihren Bürgern ein abwechslungsreiches Leben zwischen Stadt und Land. Sie gewährt ihnen Glück, Wohlstand, leichtes Arbeiten sowie die Gelegenheit zu kultureller Bildung und lässt sie auf privates Eigentum und familiäre Privatheit leichten Herzens verzichten. Für die noch immer nötige Kriegführung bedienen sich die Utopier zumeist eines rohen, doch käuflichen Bergvolkes, der Zapoleten. Zwar hat sich die christliche Religion noch nicht auf der Insel verbreitet, aber ihre Bewohner verfügen über einen adäquaten Ersatz in einer natürlichen deistischen Religion, die ihr sittliches Gewissen trägt. Doch Utopia heisst Nicht-Ort, Nirgendwo-Land, ihr Hauptort, Amaurotum (= Nebelstadt) liegt am >>Fluss ohne Wasser<< und der Name des Reisenden, Hythlodaeus, lässt sich mit Schwätzer übersetzen. Morus macht deutlich, wo er träumt. Sein Utopia enthält mithin beides: den idealistischen Glutkern revolutionärer Weltverbesserung wie den konservativen Geist politischer Reform.

Über den Autor

Er interessierte sich früh für Literatur und Philosophie, musste aber wie sein Vater die Rechte studieren und wurde Richter. Eine diplomatische Mission in den Niederlanden führte er so gut aus, dass der König ihn als Berater an den Hof holte, wo er, der Politik und dem Machtspiel im Grunde abgeneigt, bis zum Lordkanzler avancierte. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Erasmus von Rotterdam, den er in seinem Haus in Chelsea zur Niederschrift von ›Lob der Narrheit‹ anregte. Er selbst begann in Holland mit seinem Meisterwerk ›Utopia‹, das 1516 erschien. Als strenggläubiger Christ verweigerte er Heinrich VIII. den Eid, als dieser sich zum Oberhaupt der englischen Kirche erklärte, und wurde als Hochverräter 1535 hingerichtet. Er starb als »the king’s good servant, but God’s first« und wurde 400 Jahre später von der römisch-katholischen Kirche heiliggesprochen. — Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Taschenbuch.

Rezension amazon (45)

Utopia

Autor: Thomas Morus
Nachwort: Eberhard Jäckel
Übersetzer: Gerhard Ritter
Taschenbuch: 189 Seiten
Verlag: Reclam, Philipp, jun. GmbH, Verlag (1986)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3150005132

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Die drei Säulen der röm. kath. Kirche

monstranz maria papst-franziskus

Archiv

Empfehlung

Ausgewählte Artikel