„Durch und durch katholisch”

Geschäftsführerin von Kirche in Not zur Barmherzigkeitskampagne

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Kirche in Not verzeichnet Spendenrekord
Die neue Prayerbox “Barmherzigkeit”

Unter dem Leitwort „Be God’s Mercy“ („Sei Gottes Barmherzigkeit“) hat Kirche in Not eine Spendenkampagne gestartet. Auslöser war eine Videobotschaft von Papst Franziskus.

Dieser hatte bei einem Besuch einer Delegation von Kirche in Not die Arbeit des Hilfswerks gewürdigt und aufgerufen, „mit Kirche in Not auf der ganzen Welt Werke der Barmherzigkeit zu tun.“

Die Geschäftsführerin von Kirche in Not Deutschland, Karin Maria Fenbert, berichtet im Interview über die Inhalte der Kampagne und den Rückenwind durch die Worte des Papstes. Tobias Lehner hat mit ihr gesprochen.

Tobias Lehner:  Fussballvergleiche haben in diesen Tagen Hochkonjunktur. Könnte man sagen, Papst Franziskus ist ein Fan von Kirche in Not?

Karin Maria Fenbert: Ich würde es so sagen: Der Papst ist ein „Fan“ jeder Initiative, die Gottes Barmherzigkeit erfahrbar macht. Dazu zählt er auch Kirche in Not. Darüber freuen wir uns. Unser Präsident, Mauro Kardinal Piacenza, hat von einer „Enthusiasmus-Spritze“ für unsere Arbeit gesprochen. So ist es.

Das Lob des Papstes ist ein Ansporn, uns noch mehr für unsere Glaubensgeschwister weltweit einzusetzen – besonders dort, wo sie bedrängt und verfolgt werden. Es werden ja leider nicht weniger. Ein Blick auf den Nahen Osten genügt.

Interessant ist ja auch: Der Papst verwendet in dem Video den deutschen Namen Kirche in Not …

Ja, ich musste schon schmunzeln, als ich es gehört habe. Franziskus kennt unsere Entstehungsgeschichte eben sehr gut. Bei einer Audienz mit den Spitzen unseres Hilfswerks hat er erzählt, dass er selber schon Hilfe von Kirche in Not erhalten hat: Das war während seines Promotionsstudiums.

Und auch in seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires hat der heutige Papst um Unterstützung für seine Pfarrgemeinden gebeten. Nun ist die argentinische Kirche zwar nicht verfolgt, aber vielerorts fehlen die Mittel, damit sie ihren Auftrag erfüllen kann. Darum hilft Kirche in Not seit über 60 Jahren auch in Lateinamerika. Das geschah damals übrigens auf Bitten eines Vorgängers von Papst Franziskus hin, des heiligen Johannes XXIII.

Kirche in Not hat nun eine Kampagne gestartet. Sie steht unter dem Motto „Be God’s Mercy“ („Sei Gottes Barmherzigkeit“). Ist das nicht ein sehr hoher Anspruch für einen Durchschnitts-Christen?

Gottes Barmherzigkeit überstrahlt alles – wir können sie uns nur immer wieder schenken, lassen zum Beispiel in der Beichte. Und doch kennen wir auch den Schlusssatz Jesu, nachdem er das Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt hat: „Geh und handle genauso!“

Kirche in Not versucht, das zu tun. Das würde nicht gelingen ohne die Menschen, die auch heute Werke der Barmherzigkeit vollbringen und grossherzig helfen. Auf gelungene Projekte und den nach wie vor grossen Hilfsbedarf wollen wir mit unserer Kampagne hinweisen. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich.

Ich bin sicher: Jeder Interessierte kann etwas finden, wo er nach seinen Möglichkeiten helfen kann. Wie sagt Papst Franziskus: „Habt keine Angst vor der Barmherzigkeit!“

Eine Frage, die jedem Spender auf der Seele brennt: Kommt das Geld auch an? Wer wacht darüber, dass die Spenden richtig eingesetzt werden?

Wir stehen im direkten Austausch mit den Bischöfen und Gemeinden vor Ort. Sie berichten regelmässig, wie zum Beispiel der Kirchenbau in einer Gemeinde vorangeht oder wie das Geld der kirchlichen Jugendarbeit zugutekommt. Unsere Referenten fahren selbst immer wieder nach Afrika, Osteuropa oder in den Nahen Osten. Sie erleben, wie die Hilfe den Menschen wieder Hoffnung gibt.

Ein Beispiel aus Syrien: In Aleppo unterstützen wir die Ordensschwester Annie Demerjian. Sie hat eine Kleiderkammer aufgebaut und versorgt Familien mit dem Lebensnotwendigsten. Sie schreibt uns: „Ohne eure Hilfe könnten wir gar nichts tun! Eure Unterstützung gibt den Menschen mitten im Krieg wieder Hoffnung.“ Kann es einen besseren Spendennachweis geben?

Nicht zu vergessen: Kirche in Not trägt seit Jahren das DZI-Spendensiegel. Externe Wirtschaftsprüfer nehmen regelmässig unsere Arbeit unter die Lupe. Wir sind uns der hohen Verantwortung bewusst.

Papst Franziskus fordert in dem erwähnten Video die Verantwortlichen von Kirche in Not auf, „in dem Geist fortzufahren, den sie von Pater Werenfried van Straaten geerbt haben, der zu seiner Zeit die Vision hatte, auf der ganzen Welt diese Zeichen der Nähe, der Annäherung, der Güte, der Liebe und der Barmherzigkeit zu setzen“.

Wie setzt das Hilfswerk sein Gründungscharisma heute um?

Kirche in Not ist 1947 entstanden als Solidaritätskation mit den Millionen deutschen Heimatvertriebenen. Pater Werenfried erkannte ihre materielle, aber auch ihre geistliche Not. Das verpflichtet – zum Beispiel beim Einsatz für die kleine Minderheit christlicher Flüchtlinge bei uns. Kirche in Not hilft heute in über 140 Ländern – mit finanziellen Mitteln, aber mehr noch im Gebet.

Pater Werenfried hat Kirche in Not immer als Gebetsgemeinschaft verstanden und den pastoralen Charakter unseres Hilfswerks betont. Und noch eins gehört zu seinem Erbe: Er erkannte schon früh die Gefahren, die im Sinken „des religiösen Grundwasserspiegels“ in der westlichen Welt lauern. Die Folgen sehen wir heute überall.

Der Einsatz für die Neuevangelisierung, zum Beispiel durch Glaubensinformation und christliche Medienarbeit, gehört darum ebenfalls zu den Taten der Barmherzigkeit, die wir täglich vollbringen. Denn Barmherzigkeit ohne Wahrheit gibt es nicht!

Seit 2011 ist Kirche in Not eine päpstliche Stiftung. Nur eine Rechtsform oder mehr?

Viel mehr! Die Verbundenheit mit dem Heiligen Vater und die Verfügbarkeit dorthin zu gehen, wohin er uns schickt, gehört zum „Erbgut“ unseres Hilfswerks. Wir sind einfach durch und durch katholisch: katholisch im Sinne von „weltumfassend“ in unserer Hilfe. Und katholisch im Sinne der Treue zur Lehre der Kirche, ohne Abstriche.

Päpstliche Stiftung zu sein, schafft Unabhängigkeit. Das bedeutet aber auch, dass wir ohne jeden staatlichen Zuschuss oder Kirchensteuermittel auskommen müssen. Um der Kirche in Not auch zukünftig helfen zu können, sind wir ganz auf die Barmherzigkeit unserer Wohltäter angewiesen.

Darauf hoffen wir weiterhin.

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