16. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium nach Lukas 10,38-42

Quelle

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf.
Sie hatte eine Schwester, die Maria hiess. Maria setzte sich dem Herrn zu Füssen und hörte seinen Worten zu.
Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!

Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen.
Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.

Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Bernhard (1091-1153), Zisterziensermönch und Kirchenlehrer
3. Predigt zum Fest der Aufnahme Mariens, 6-7 (Übers.: M. Hildegard Brem, in: Bernhard v. Clairvaux: Sämtl. Werke lat./dt., Innsbruck: Tyrolia-Verl., 1997, Bd. VIII, S. 555 f.)

Marta und Maria

Auf wen scheint das Wort des Herrn: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen“ (Lk 10,41) besser zu passen als auf die Vorgesetzten, wenn sie nur ihren Vorsteherdienst mit entsprechender Sorgfalt ausüben? Oder wer hat die meisten Mühen, wenn nicht der, dem die ganze Sorge sowohl für die beschauliche Maria und den büssenden Lazarus, aber auch für jene, mit denen er seine Lasten teilt, auferlegt ist (Benediktsregel 21,3)? Sieh da eine besorgte Marta, eine Marta, die sich um vieles kümmert: Vom Apostel spreche ich, der die Vorsteher zur Sorgfalt ermahnt und selbst für alle Gemeinden Sorge trägt. „Wer leidet unter seiner Schwachheit,“ fragt er, „ohne dass ich mit ihm leide? Wer kommt zu Fall, ohne dass ich von Sorge verzehrt werde?“ (2 Kor 11,29) So soll also Marta den Herrn in ihr Haus aufnehmen, da ihr die Verwaltung des Hauses anvertraut ist […] Aufnehmen mögen ihn die übrigen Mitarbeiter ja nach Art ihres Dienstes: Sie mögen Christus empfangen, Christus dienen, für ihn da sein in seinen Gliedern, der eine bei den kranken Brüdern, der andere bei den Armen, der dritte bei den Gästen und Fremden.

Während diese mit ihren vielen Diensten beschäftigt sind, möge Maria auf die Beschauung achten und sehen, „wie gütig der Herr ist“ (Ps 33[34],9). Sie achte darauf, sage ich, mit hingegebenem Herzen und ruhigem Geist zu den Füssen Jesu zu sitzen. Sie habe ihn ständig vor Augen und nehme die Worte aus dem Munde dessen auf, dessen Anblick lieblich und dessen Wort beglückend ist. Gnade ist nämlich über seine Lippen ausgegossen, und er ist das schönste von allen Menschenkindern (vgl. Ps 44[45],3), ja, er überragt sogar allen Glanz der Engel. Freu dich und sage Dank, Maria, du hast den besten Teil erwählt. Selig sind nämlich die Augen, die sehen, was du siehst, und die Ohren, die hören dürfen, was du hörst (vgl. Mt 13,16f.). Ja, selig bist du, weil du den Herzschlag des göttlichen Flüsterns in dem Schweigen vernimmst, in dem der Mensch den Herrn am besten erwartet!

Lesungen

Buch Genesis 18,1-10a

In jenen Tagen erschien der Herr Abraham bei den Eichen von Mamre. Abraham sass zur Zeit der Mittagshitze am Zelteingang.
Er blickte auf und sah vor sich drei Männer stehen. Als er sie sah, lief er ihnen vom Zelteingang aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei!
Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füsse waschen und euch unter dem Baum ausruhen.
Ich will einen Bissen Brot holen, und ihr könnt dann nach einer kleinen Stärkung weitergehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast.
Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Rühr es an, und backe Brotfladen!
Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Jungknecht, der es schnell zubereitete.
Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie assen.
Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er.
Da sprach der Herr: In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.

Psalm 15(14),2-3.4.5

Der makellos lebt und das Rechte tut;
der von Herzen die Wahrheit sagt
und mit seiner Zunge nicht verleumdet;
der seinem Freund nichts Böses antut
und seinen Nächsten nicht schmäht;

der den Verworfenen verachtet,
doch alle, die den Herrn fürchten, in Ehren hält;
der sein Versprechen nicht ändert,
das er seinem Nächsten geschworen hat;

der sein Geld nicht auf Wucher ausleiht
und nicht zum Nachteil des Schuldlosen Bestechung annimmt.
Wer sich danach richtet,
der wird niemals wanken.

Brief des Apostels Paulus an die Kolosser 1,24-28

Brüder! Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.
Ich diene der Kirche durch das Amt, das Gott mir übertragen hat, damit ich euch das Wort Gottes in seiner Fülle verkündige,
jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war. Jetzt wurde es seinen Heiligen offenbart;
Gott wollte ihnen zeigen, wie reich und herrlich dieses Geheimnis unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit.
Ihn verkündigen wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden mit aller Weisheit, um dadurch alle in der Gemeinschaft mit Christus vollkommen zu machen.

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