‘Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen’
Evangelium nach Markus 12,28b-34
Tagesheilige: Marcellinus und Petrus
In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.
Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm,
und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer.
Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
De Trinitate, 8,12 ; PL 42, 958
Gott, seinen Nächsten und sich selbst lieben
Wer seinen Bruder nicht liebt, ist nicht in der Liebe, und wer nicht in der Liebe ist, ist nicht in Gott, denn „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8).
Ausserdem ist der, der nicht in Gott ist, nicht im Licht, denn „Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm“ (1 Joh 1,5). Was ist also daran erstaunlich, dass einer, der nicht im Licht ist, das Licht, anders gesagt, Gott, nicht sieht, da er ja in der Finsternis ist? Er hat eine menschliche Sicht auf seinen Bruder, und die lässt ihn Gott nicht sehen. Wenn er jedoch diesen Bruder, den er mit menschlichen Augen sieht, geistig lieben würde, so sähe er Gott, nämlich durch diese innere Sichtweise, die es erlaubt Ihn zu sehen […]
Wie viel Liebe wir unserem Bruder und wie viel wir Gott schulden, davon soll nicht mehr die Rede sein: unvergleichlich viel mehr Gott als uns, und genau so viel unseren Brüdern wie uns selbst; nun ist es aber so: dass wir uns selbst umso mehr lieben, je mehr wir Gott lieben. Wir lieben also Gott und den Nächsten mit ein und derselben Liebe, Gott jedoch um seinetwillen, uns und den Nächsten um Gottes willen.
Lesungen
Zweiter Brief des Apostels Paulus an Timotheus 2,8-15
Denk daran, dass Jesus Christus, der Nachkomme Davids, von den Toten auferstanden ist; so lautet mein Evangelium, für das ich zu leiden habe und sogar wie ein Verbrecher gefesselt bin; aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt.
Das alles erdulde ich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus und die ewige Herrlichkeit erlangen.
Das Wort ist glaubwürdig: Wenn wir mit Christus gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben;
wenn wir standhaft bleiben, werden wir auch mit ihm herrschen; wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen.
Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Ruf ihnen das ins Gedächtnis und beschwöre sie bei Gott, sich nicht um Worte zu streiten; das ist unnütz und führt die Zuhörer nur ins Verderben.
Bemüh dich darum, dich vor Gott zu bewähren als ein Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, als ein Mann, der offen und klar die wahre Lehre vertritt.
Psalm 25(24),4-5.8-9.10.14
Zeige mir, Herr, deine Wege,
lehre mich deine Pfade!
Führe mich in deiner Treue und lehre mich;
denn du bist der Gott meines Heiles.
Auf dich hoffe ich allezeit.
Gut und gerecht ist der Herr,
darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.
Die Demütigen leitet er nach seinem Recht,
die Gebeugten lehrt er seinen Weg.
Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue
denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren.
Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten;
er weiht sie ein in seinen Bund.
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