Der Diakonat: Entwicklung und Perspektiven
Vatikan: Internationale theologische Kommission “Der Diakonat: Entwicklung und Perpsektiven”
Der Glaubenswächter
Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller: Diverse Beiträge
Papst an ständige Diakone
Zum Geleit
Das sakramentale Weiheamt ist in den letzten Jahren zu einem Hauptthema der theologischen Auseinandersetzung geworden. Versucht die Kirche einerseits den theologischen Gehalt des sakramentalen Amtes zu verdeutlichen, lassen sich zunehmend Tendenzen aufspüren, die das Weiheamt auf blosse Funktionalität reduzieren, es gleichsam aus soziologischen und gesellschaftspsychologischen Befindlichkeiten ableiten möchten. Das Amt soll basisdemokratisch, zeitlich begrenzt und als durch menschliche Eingriffe verfügbare Funktion der „Gemeindeleitung“ gleichsam „neu entdeckt“ werden.
Massstab der Offenlegung einer Theologie des Diakonats ist Christus selbst. Der Kyrios aller ist zugleich der Diakonos aller. Christus wurde den Menschen gleich, er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,7f.). Die machtvolle Tat der Erlösung ist nicht eingekleidet in die imperiale Selbstherrlichkeit, sondern findet in der dienenden Selbsthingabe des Sohnes an den Vater ihre Erfüllung. Sein Handeln wird am eindringlichsten als Dienst an den Menschen beschrieben. Nicht die Selbstverwirklichung, der Zugewinn an Prestige und materiellen Gütern ist Motivation, sondern die Bereitschaft, Diakonos aller zu werden (vgl. Mk 10,43). So wie Jesus Christus selbst an seinen Jüngern den Sklavendienst verrichtet, so begegnen wir Christen gerade darin unserer eigenen Wesensbestimmung: Christliche Existenz ist Anteilhabe an der Diakonia, die Gott selbst in Christus den Menschen geleistet hat, und damit auch Verweis auf das, was Erfüllung und Vollendung des Menschen bedeutet.
Die vorliegende Studie der Internationalen Theologischen Kommission versucht auf vielfältige Weise einen Zugang zum Thema Diakonat zu eröffnen. Neben der Exegese der einschlägigen neutestamentlichen Texte werden die theologischen Gebäude der Patristik auf den Sachverhalt überprüft und in grossen Schritten ein Gang durch die Geschichte des Diakonats und seines Begründungszusammenhangs unternommen. Zu einer gewissen Renaissance des Diakonats als eigenständiger Grösse innerhalb des dreistufigen Ordo kam es auf dem II. Vatikanischen Konzil, in dessen Folge eine breite Beschäftigung mit der Thematik einsetzte. Die Quellensammlung „Der Empfänger des Weihesakraments“ (Würzburg 1999) hat sich bereits ausführlich mit dem theologischen Material beschäftigt und liefert zur vorliegenden Studie eine hilfreiche Unterstützung. Dem kundigen Leser erschliesst sich die gesamte Bandbreite einer Theologie des Diakonats; er wird an Hand der wohltuend sachlichen und objektiven Aufbereitung des Themas zu den verbindlichen Aussagen des kirchlichen Lehramtes geführt.
+Gerhard Ludwig
Bischof von Regensburg
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