Papst bittet Flüchtlinge um Entschuldigung

Videobotschaft: Papst bittet Flüchtlinge um Entschuldigung

Quelle: Video-Botschaft zum 35. Jahrestag des Jesuiten Flüchtlingsdienstes in Italien

Papst Franziskus bittet Flüchtlinge um Entschuldigung für die Abschottung der europäischen Gesellschaft. Das tut er in einer Videobotschaft zum 35. Jahrestag des Jesuiten Flüchtlingsdienstes in Italien. Das Video wurde an diesem Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts 2016 des Centro Astalli vorgestellt, der Flüchtlingsaufnahmestelle des Jesuiten Flüchtlingsdienstes in Rom.

Seine Videobotschaft gliedert er nach den Worten Jesu „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“. Damit spricht er sowohl die freiwilligen Helfer als auch die Flüchtlinge an. In ihnen, den Geflohenen, sehe man das Gesicht Gottes.

Ihre Erfahrungen erinnerten uns daran, dass auch wir nur Gäste auf dieser Welt seien, macht sich Franziskus mit ihnen gleich und vergisst nicht die vielen Gründe, warum Menschen fliehen: „Mit denjenigen, die wegen Unterdrückung aus ihrem Land geflohen sind, die wegen Krieg, die wegen einer verschmutzen und vertrockneten Natur, die wegen der ungerechten Verteilung der Ressourcen des Planeten geflohen sind, sie sind Brüder, mit denen wir unser Brot teilen, unser Leben.“

Genau dieses Teilen haben „wir“ allzu oft nicht getan, klagt er an. Vor wenigen Tagen erst hat Papst Franziskus auf Lesbos in die traumatisierten Augen vieler Kriegsflüchtlinge geschaut, voller Hoffnung auf ein besseres Leben, vor den verschlossenen Grenzen Europas. „Verzeiht die Abschottung und Gleichgültigkeit unserer Gesellschaft, die die Änderung des Lebens und der Mentalität befürchtet, die eure Anwesenheit erfordert. Sie behandelt euch als Problem, als Belastung, als Kosten, stattdessen seid ihr ein Geschenk. Ihr seid das Zeugnis unseres gnädigen und barmherzigen Gottes, der das Böse und Ungerechte in Gutes für alle wandelt. Deswegen kann ein Jeder von euch eine Brücke sein zwischen weit entfernten Völkern, die die Begegnung zwischen Kulturen und Religionen möglich machen, ein Weg, um unsere gemeinsame Menschlichkeit wieder zu entdecken.“

Und Papst Franziskus wäre nicht Papst Franziskus, wenn er nicht auch die Helfer in den Blick nehmen würde. „Und ihr habt mich aufgenommen, sagte einst Jesus“, betont Franziskus. Genau das sei das Centro Astalli, das sich mit Sprachkursen und Essen um Flüchtlinge in Rom kümmert. Franziskus bedankt sich für die Weitergabe der Vision von Pater Pedro Arrupe, der den Jesuiten Flüchtlingsdienst zur Zeit des Vietnamkriegs ins Leben rief. „Ich ermutige euch, weiterzumachen. 35 Jahre sind nur der Anfang eines Weges, der für eine versöhnte Gesellschaft zunehmend nötig ist, der die einzige Möglichkeit ist. Seid immer Zeugen der Schönheit von Begegnungen. Helft unserer Gesellschaft, auf die Stimmen der Flüchtlinge zu hören.“ Franziskus ermutigt alle Freiwilligen, die Flüchtlinge weiterhin zu begleiten und sich auch von ihnen führen zu lassen, denn sie kennen den Weg des Friedens, da sie den „beissenden Geruch des Krieges kennen“, schliesst er seine Botschaft ab.

rv 19.04.2016 pdy

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