Generalaudienz

Generalaudienz: Der Pharisäer und die Sünderin

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“Die Bibel lehrt uns, zwischen der Sünde und dem Sünder zu unterscheiden“: Das sagte Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz. Mit der Sünde dürfe man „keine Kompromisse eingehen“, aber die Sünder –„das heisst wir alle!“ – seien wie Kranke, die der Heilung bedürfen. Allerdings müsse der Kranke erkennen, dass er den Arzt braucht, und der Arzt müsse sich ihm nähern, damit er ihn behandeln kann.

Es war eine Erzählung aus dem Lukasevangelium, die den Papst zu diesen Ausführungen anregte. In der Episode geht es um eine namentlich nicht genannte Sünderin, die Jesus im Haus eines Pharisäers die Füsse salbt. Jesus habe sich von ihr berühren lassen, „ohne Angst zu haben, angesteckt zu werden“, so der Papst.

„Der Pharisäer kann nicht begreifen, dass Jesus sich – in Anführungszeichen – von den Sündern infizieren lässt; so dachten die, nicht wahr? Er denkt: Wenn das wirklich ein Prophet wäre, müsste er die Sünder von sich fernhalten, als ob es Aussätzige wären. Diese Haltung ist typisch für eine gewisse Art und Weise, Religion zu verstehen: Da werden Gott und die Sünde einander radikal entgegengesetzt.“ Genau hier greife aber die Unterscheidung, die die Heilige Schrift zwischen der Sünde und dem Sünder treffe. Keinen „Kompromiss“ mit der Sünde, aber „Behandlung und Heilung“ für den Kranken.

„Jesus ist frei von Vorurteilen, die es der Barmherzigkeit verwehren könnten, sich auszudrücken. Er lässt die Sünderin gewähren. Er, der Heilige Gottes, lässt sich von ihr anrühren: Er ist frei, frei weil er Gott, dem barmherzigen Vater, nahe ist. Und diese Nähe zum barmherzigen Gott gibt Jesus die Freiheit.“

Der Herr habe der Frau ihre Sünden vergeben, weil er die „Ehrlichkeit ihres Glaubens und ihrer Umkehr“ erkannt habe. „Auf der einen Seite diese Heuchelei des Gesetzeslehrers. Auf der anderen Seite die Ehrlichkeit und Demut, der Glaube der Frau. Wir alle sind Sünder, aber viele Male geben wir der Versuchung des Hochmuts nach und halten uns für besser als die anderen. Schauen wir alle auf unsere Sünde, auf unseren Fall, auf unsere Fehler, und schauen wir dann auf den Herrn. Das ist die Linie des Heils: die Beziehung zwischen dem sündigen Ich und dem Herrn. Wenn ich mich gerecht fühle, dann lässt sich diese Heilsbeziehung nicht herstellen.“

Die Sünderin lehre uns „die Verbindung zwischen Glaube, Liebe und Dankbarkeit“, fuhr Papst Franziskus fort. Ihr seien viele Sünden vergeben worden, und deswegen liebe sie viel. Alles sei „in das Geheimnis der Barmherzigkeit eingeschlossen“; von der „Liebe, die uns immer zuvorkommt“, könnten wir lernen, zu lieben.

rv 20.04.2016 sk

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