Besondere Kinder

Ein Jahr lang haben 14 Experten unterschiedlicher Professionen auf Initiative der Akademie für politische Bildung in Tutzing über die Vorteile und Gefahren der pränatalen Diagnostik diskutiert

Stefan RehderVon Stefan Rehder

Die Tagespost, 4. März 2016
Akademie für politische Bildung

Ein Jahr lang haben 14 Experten unterschiedlicher Professionen auf Initiative der Akademie für politische Bildung in Tutzing über die Vorteile und Gefahren der pränatalen Diagnostik diskutiert. Seit gestern ist ihre daraus hervorgegangene, durchaus lesenswerte, Stellungnahme, die 23 sehr bedenkenswerte Thesen erhält, auch öffentlich zugänglich. Widersprochen werden muss jedoch der Einschätzung der früheren Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen). Sie schreibt im Geleitwort der Stellungnahme, „vor dem Hintergrund, dass die bisherigen Untersuchungsmöglichkeiten nicht risikolos sind“ sei die Einführung des prädikativen Bluttests (gemeint ist der umstrittene Pränatest) zweifellos ein Fortschritt“. Denn dem ist nicht so.

Der Pränatest, der von einer Konstanzer Firma mit Fördergeldern des Bundesforschungsministeriums – und damit des deutschen Steuerzahlers – zur Marktreife entwickelt wurde, wirkt in der Praxis wie ein rasiermesserscharfes Selektionsinstrument. Er gibt Frauen nicht nur Aufschluss über eine mögliche Behinderung ihres Kindes zu einem Zeitpunkt, da sie aufgrund der hormonellen Umstellung noch gar keine feste Bindung an das Kind entwickeln konnten, er täuscht darüber hinaus auch eine Sicherheit vor, die es nicht geben kann. Noch schlimmer ist: Allein seine Existenz suggeriert, Eltern hätten das Recht, sich zu entscheiden, ob sie ein Kind mit Behinderung annehmen oder nicht.

Auch das ist nicht Fall. Es gibt kein Recht auf ein Kind. Und schon gar nicht auf ein gesundes. Kinder sind Geschenke und – um einmal den treffenden Titel eines der vielen brauchbaren Erziehungsratgeber zu zitieren – „Gäste, die uns nach dem Weg fragen“. Sie sind keine Luxusgüter, die man sich „zulegt“ oder „anschafft“ und an deren Leistungsvermögen oder Design man folglich Ansprüche stellen könnte. Pränataldiagnostik darf es daher nur dort geben, wo sie eine Therapie ermöglicht. Das ist beim Down-Syndrom weder möglich noch nötig. Kinder mit Down-Syndrom sind kein Unfall. Sie sind nur besonders.

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