Von Antiochien nach Rom

Fest “Kathedra Petri” am 22. Februar

armenienQuelle
Das Grundgesetz des Vatikan-Staates 26. November 2000
Kathedra Petri – die Kirche – der Auftrag des Bischofs von Rom

Professor Rudolf Grulich über die Entstehung des Festtages

Am 22. Februar erinnert die katholische Kirche an die Übernahme des römischen Bischofssitzes durch den heiligen Petrus. Vor der Liturgie-Reform gab es zwei Feste: Petri Stuhlfeier zu Rom (18. Januar) und Petri Stuhlfeier zu Antiochien am 22. Februar, da der erste Bischofssitz des heiligen Petrus in Antiochien war.

Antiochien liegt in der heutigen Türkei und heißt Antakya. Fünf Patriarche tragen den Titel der “Großen Gottesstadt Antiochien und des ganzen Orients”, aber sie residieren heute im syrischen Damaskus und im libanesischen Beirut. Antakya gehört heute zum Apostolischen Vikariat Anatolien, eines der drei römisch-katholischen Jurisdiktionsgebiete der Türkei.

Heiliges Land der Urkirche

Dieses Vikariat erstreckt sich über den ganzen Teil der Türkei östlich von Ankara. Bischof Luigi Padovese ist der Apostolische Vikar von weniger als 5000 Katholiken auf einer Fläche von über 400 000 Quadratkilometern. Sein Vikariat ist damit so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen.

Papst Johannes Paul II. hat die Türkei ein “heiliges Land der Urkirche” bezeichnet. Zum ersten Mal sind die Jünger Jesu in Antiochien als “Christen” genannt worden, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird. Das Vikariat Anatolien ist stolz auf seine alttestamentlichen Stätten.

 

Der Berg Ararat, auf dem die Arche Noah gelandet sein soll, liegt im Osten der Türkei. Im Südosten erhielt Abraham in Haran den Ruf Gottes: “Zieh in das Land, das ich dir zeigen werde!” Abraham machte sich nach Kanaan auf, vergaß aber nie Haran. Dorthin sandte Abraham seinen Knecht, um eine Frau für Isaak zu holen. Nach Haran kam Jakob und traf Rachel am Brunnen.

Zur Zeit der Verfolgung unter Antiochos flohen Juden nach Antiochien. Diese jüdische Gemeinde sollte zum Kristallisations-Punkt einer neutestamentlichen Gemeinde werden, in der die Heidenchristen die junge Kirche zur Weltkirche machten.

Paulus begann seine Missionsreisen in Antiochia

In der jungen Christengemeinde von Antiochien weilte auch der heilige Petrus. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil beging die Katholische Kirche das eigene Fest “Petri Stuhlfeier zu Antiochien” am 22. Februar und gedachte dabei, dass Petrus erst von dort aus nach Rom ging. Von Antiochien machte sich der Apostel Paulus mit Barnabas zu seiner ersten Missionsreise auf. Die katholischen Gemeinden im heutigen Vikariat Anatolien gehen auf die Tätigkeit der Apostel und ihrer Schüler zurück.

Die Briefe des Ignatius von Antiochien gehören zu den ältesten Schriften außerhalb des Neuen Testaments. Im “Martyrologium Romanum” finden sich neben Rom und Konstantinopel die meisten Zeugen für Christus in Antiochien und dessen Umgebung. Nach dem Ende der Christenverfolgung lebten und wirkten dort auch viele christliche Autoren und Kirchenlehrer, wie Johannes Chrysostomos und Ephräm der Syrer.

 

Von der “Antiochenischen Schule” gingen im fünften Jahrhundert auch die Impulse aus, die nach dem Konzil von Ephesus und Chalkedon zur Spaltung der Kirche führen. Aus diesem Grund führen heute fünf Patriarchen den Titel von Antiochien.

Zehn der vierzehn Nothelfer stammen aus dem Gebiet der Türkei; davon die meisten aus Ost- und Südost­-Anatolien. Besonders bekannt ist das weibliche Trio unter den Nothelfern: Margarete, Barbara und Katharina sind im süddeutschen und österreichischen Raum als die “drei heiligen Madel” bekannt. Sie stammen aus Antiochien.

Bonifatius stammt aus dem heutigen Anatolien

Der heilige Georg und der heilige Christophorus waren Kappadokier. Aber nicht nur diese Nothelfer entstammen dem Raum Anatoliens. Es sind auch die heiligen Ärzte Kosmas und Damian, der “Eisheilige” Bonifatius, der heilige Basilius, Bischof von Cäsarea, Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianz zu nennen.

Die Katholiken des Apostolischen Vikariats Anatolien gehören außer der Römisch-Katholischen Kirche auch der Syrisch-Katholischen, Chaldäisch-, Melkitisch- und Armenisch-Katholischen Kirche an. Dazu kommen orthodoxe Christen und Gläubige der so genannten vor-chalzedonischen Kirchen, also orthodoxe Armenier, Syrer und Nestorianer.

 

Das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Ostkirchen spricht von der Hochschätzung der Römisch-Katholischen Kirche für die “Ostkirchen mit ihren Einrichtungen und liturgischen Bräuchen, ihren Überlieferungen und ihrer christlichen Lebens-Ordnung. In diesen Werten von ehrwürdigem Alter leuchtet ja eine Überlieferung auf, die über die Kirchenväter bis zu den Aposteln zurückreicht. Sie bildet ein Stück des von Gott geoffenbarten und ungeteilten Erbgutes der Gesamtkirche. Für diese Überlieferungen sind die Ostkirchen lebendige Zeugen.”

Im Dekret über die Ökumene hebt das Kapitel die orthodoxen Kirchen hervor, dass zwar “die Kirchen des Ostens und des Abendlandes Jahrhunderte hindurch je ihren besonderen Weg gegangen sind, jedoch miteinander verbunden in brüderlicher Gemeinschaft des Glaubens und des sakramentalen Lebens.”

Verschiedene Sprachen und Riten

Die Konzilsväter betonten, “dass die Kirchen des Orients von Anfang an einen Schatz besitzen, aus dem die Kirche des Abendlandes in den Dingen der Liturgie, in ihrer geistlichen Tradition und in der rechtlichen Ordnung vielfach geschöpft hat.”

Verschiedene Sprachen und Kulturen, die schon zur Zeit der Urkirche in Ost-Anatolien, dem nördlichen Mesopotamien und in Syrien neben dem Griechischen bestanden, haben zur Ausprägung eigener Riten mit Bibelübersetzungen und der Liturgie in eigenen Sprachen geführt. So entstanden in diesem Gebiet die Kirchen des byzantinischen, armenischen, antiochenischen (westsyrischen) und ostsyrischen Ritus.

 

Bis heute feiern nicht nur die syrischen und chaldäischen Kirchen ihre Liturgie in Syrisch beziehungsweise Aramäisch, sondern sprechen im Tur Abdin Christen immer noch Aramäisch, Jesu Muttersprache. Von Cäsarea aus ist Armenien christianisiert worden, ebenso Georgien.

Die Barriere zu diesen Sprachen mit eigenen Schriften brachte es mit sich, dass wir die Kirchenväter dieser Kulturkreise nicht so kennen wie die anderen Kirchenväter Ambrosius oder , Augustinus. Ephräm der Syrer wurde von Papst Benedikt XV. 1920 zum Kirchenlehrer ernannt. Ephräm hat den Beinamen “Harfe des Heiligen Geistes”. Er hinterließ für die syrische Liturgie Hymnen und Lieder und theologische Schriften.

Papst Benedikt XV. schrieb 1922: “Die Kirche ist weder lateinisch, noch griechisch, noch slawisch, sie ist katholisch.” Katholisch aber heißt allgemein, alle umfassend. “Das gilt auch von unserem Apostolischen Vikariat”, betont Bischof Padovese. “Wir sind Türken, Araber, Assyrer, Levantiner, aber gehören zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.”

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