2015 weitere Zunahme der Christenverfolgung
Weltverfolgungsindex 2016 zeigt weltweit einen Anstieg der Repression gegen Christen
2016 von Open Doors weist geringfügige Verschiebungen in der Reihenfolge der Staaten mit der massivsten Christenverfolgung auf, insgesamt sind Übergriffe und Diskriminierungen gegen Christen aber deutlich gestiegen. Der Index, der Unterdrückung und Verfolgung auf verschiedenen Ebenen und unterschiedlicher Ausprägung erhebt und analysiert, dokumentiert die zunehmende Verschlechterung in der Beachtung der Religionsfreiheit in vielen Staaten.
Burgdorf, 11. Januar 2016
Der Weltverfolgungsindex 2016, der heute vom Hilfswerk Open Doors veröffentlicht wird, belegt, dass die Christenverfolgung auch im vergangenen Jahr erneut zugenommen hat.
Der Index wird zum vierzehnten Mal in Folge von Nordkorea angeführt, der letzten Hochburg des Stalinismus. Auch Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia und Nigeria, Länder, die häufig wegen gegen Christen gerichteter Übergriffe in den Medien erwähnt werden, befinden sich unter den zwölf ersten Ländern der Liste. Eritrea, Pakistan und Libyen, Staaten, in denen sich die Situation 2015 für Christen stark verschlechtert hat, belegen einen Rang unter den Top Ten.
Eritrea findet sich auf dem dritten Rang. Das vom diktatorischen und paranoiden Regime von Präsident Afewerki beherrschte Land kann mit Recht als “Nordkorea Afrikas” bezeichnet werden.
Pakistan belegt den sechsten Rang und befindet sich damit auf dem Weltverfolgungsindex so weit vorne wie noch nie. Die gegen Christen verübte Gewalt ist mit jener in Nigeria vergleichbar. Libyen rückt aufgrund der politischen Instabilität auf Rang 10 vor.
Der radikale Islam ist die Hauptursache für die Verfolgung von Christen in 35 der 50 im Index aufgeführten Länder. Weitere Faktoren sind religiöser Nationalismus, diktatorische Regimes, der post-kommunistische Atheismus, innerethnische Spannungen oder mafiöse Systeme und das organisierte Verbrechen.
Die gegen Christen gerichteten Gewalttaten haben sich verdoppelt
2015 hat Open Doors 7’100 Fälle dokumentiert, in denen Christen wegen ihres Glaubens getötet wurden. Im Vorjahr waren es noch 4’344. Im Untersuchungszeitraum wurden 2’406 Kirchen zerstört oder stark beschädigt gegenüber 1’062 im Jahr davor.
Diese Statistiken beinhalten lediglich die eindeutig belegten Fälle. Aus diesem Grund werden für Nordkorea keine Zahlen erhoben, da die Informationen nur schwer zu überprüfen sind. Während für Syrien und Irak nur die wenigen überprüfbaren Todesopfer aufgelistet sind. Das bedeutet, dass die Zahlen für diese beiden Staaten in Wirklichkeit viel höher liegen.
Einige Zahlen
Im Untersuchungszeitraum, der vom 1. November 2014 bis 31. Oktober 2015 angesetzt ist, erreichten die zehn ersten Länder im Weltverfolgungsindex die folgenden Punktezahlen: Nordkorea 92 Punkte, Irak 90, Eritrea 89, Afghanistan 88, Syrien 87, Pakistan 87, Somalia 87, Sudan 84, Iran 83 und Libyen 79. Die maximal möglich Punktezahl beträgt 100, was einer absoluten Verfolgung in allen untersuchten Lebensbereichen gleichkommen würde.
Von den 65 analysierten Ländern befinden sich nur die 50 ersten im Index. Aufgrund der Zunahme der Verfolgung muss ein Land mindestens 53 Punkte erreichen, um auf dem Index 2016 gelistet zu werden, gegenüber 49 Punkten im Vorjahr.
Die generelle Zunahme der Verfolgung von Christen wird auch daran ersichtlich, dass die durchschnittliche Punktezahl der 50 Länder, die sich auf dem Index befinden, um 2.6 Punkte zugenommen hat (65.9 gegenüber 63.3 im Weltverfolgungsindex 2015).
Zwei Neuzugänge verdrängen Sri Lanka und Mauretanien aus dem Index
Im Index 2016 erscheinen mit Niger auf dem 49. bzw. Bahrain auf dem 48. Rang zwei neue Länder. Das Eindringen von Boko Haram in die südlichen Grenzregionen zu Nigeria hat unter den Christen im Niger Angst ausgelöst. Ausserdem haben radikale Islamisten in den Tagen nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris bei gewaltsamen Ausschreitungen, die sich gegen die Christen richteten, eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Bahrain, das 2015 nicht mehr im Index erschien, ist nun wieder aufgeführt. Mit dem Gedankengut des IS gewinnt der radikale Islam an Einfluss in der Bevölkerung. Sowohl die ausländischen Arbeitskräfte, die ihre Gottesdienste nur in einigen wenigen Räumlichkeiten feiern dürfen, wie auch die Konvertiten muslimischer Herkunft bekommen die Folgen zu spüren.
Diese beiden Neuzugänge haben Sri Lanka und Mauretanien aus dem Index 2016 verdrängt.
In Mauretanien ist mit 50 erreichten Punkten die Situation im Allgemeinen unverändert geblieben. Das Land wird im diesjährigen Index lediglich nicht mehr aufgeführt, da sich die Situation der Christen in anderen Ländern verschlechtert hat.
In Sri Lanka hingegen hat sich mit der verpassten Wiederwahl des nationalistischen Präsidenten Mahina Rajapaksa im Januar 2015 die Situation tatsächlich verbessert. Seither halten sich die beiden extremistischen buddhistischen Bewegungen stärker zurück. Zwar kommt es immer noch zu Übergriffen auf Kirchen, aber sie werden nicht mehr geduldet, weder von der Regierung noch von der Mehrheit der Bevölkerung.
Die Bedeutung des Weltverfolgungsindex
In den 90er Jahren mit dem Ende des Kalten Krieges sowie den Veränderungen in den ehemaligen Ostblockstaaten entwickelte Open Doors einen ersten Weltverfolgungsindex, um festzustellen, auf welche Länder das zukünftige Engagement des Hilfswerks ausgeweitet werden sollte. Über die Jahre wurde dieses Erhebungsinstrument weiterentwickelt, um akademischen Standards zu entsprechen, und entwickelte sich zu einer Referenzgrösse für Politiker, Journalisten und die breite Öffentlichkeit.
Diese unseres Wissens einzigartige Erhebung listet die 50 Länder nach dem Schweregrad der Verfolgung und Repression von Christen auf. Die Rangliste gibt einen Überblick über die Situation der Christen weltweit. Nach einer ersten Einschätzung der Länder, die für den Index in Frage kommen, wird die Situation mittels Fragebogen von internen und externen Fachleuten von Open Doors detailliert untersucht. Die Daten werden abschliessend von einem Team von Forschern und Spezialisten analysiert und konsolidiert, die jährlich Anfang Januar den Weltverfolgungsindex publizieren.
Subtiler Druck und offene Gewalt
Anhand des Fragebogens werden zunächst subtile Formen von Repression ermittelt, die die Ausübung des christlichen Glaubens behindern, und zwar in den fünf Bereichen des privaten, familiären, sozialen, zivilen und kirchlichen Umfelds. In einer sechsten Kategorie werden gegen Christen oder deren Eigentum verübte Gewalttaten analysiert. Auch diese werden für die fünf oben erwähnten Bereiche erfasst. Diese Daten zu gewalttätigen Vorfällen werden aus statistischen Gründen gesondert erhoben und zu einer Kategorie zusammengefasst. Die Antworten auf die oben erwähnten sechs Kategorien ergeben die Summe der Punkte, aus denen der Reihenfolge auf dem Index ermittelt wird.
Interviews können bereits jetzt mit dem Leiter des deutschschweizer Büros, Patrick Schäfer, geführt werden.
Tel: +41 34 55 20 777
Mobil: +41 79 343 51 97
Über Open Doors
Schätzungsweise 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt. In rund 60 Ländern versorgt Open Doors Christen, die aufgrund ihres Glaubens benachteiligt oder verfolgt werden, mit Bibeln, christlicher Literatur, bildet Gemeindeleiter aus, engagiert sich für Gefangene und unterstützt die Familien ermordeter Christen. Dies geschieht unter anderem durch Nothilfe und Zufluchtszentren. Da verfolgte Christen am Rande der Gesellschaft leben, steht Open Doors ihnen bei, dies durch Hilfe zur Selbsthilfe. Dazu gehören Alphabetisierungskurse, Stärkung der Autonomie der Frau, Landwirtschaftsprojekte und Mikrokredite. Ein weiterer Schwerpunkt ist eine breite Öffentlichkeitsarbeit, durch Publikationen, Vorträge und Veranstaltungen, um für das Thema Christenverfolgung zu sensibilisieren und zum Gebet für die verfolgte Kirche aufzurufen. Die Arbeit von Open Doors wird durch Spenden finanziert. Das Werk hat den Ehrenkodex der Schweizerischen Evangelischen Allianz unterzeichnet, der zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Spenden verpflichtet.
Website: www.opendoors.ch
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