Hochfest Christkönig – letzter Sonntag im Jahreskreis
Sonntag, 22 November 2015/Hochfest Christkönig – letzter Sonntag im Jahreskreis
Das Wort vom “Königtum Christi” spricht für den heutigen Menschen nur ungenügend die gemeinte Wirklichkeit aus. Gemeint ist der absolute Vorrang Christi, des ewigen Sohnes, in der ganzen Schöpfung. Alles wurde durch ihn geschaffen, er ist die Kraft, die in allem wirkt, das Herz und die Mitte der geschaffenen Wirklichkeit. Für den Menschen ist dieses Königtum Christi nicht eine Art Naturgesetz; es ist vielmehr, durch die Menschwerdung, das Sterben und die Auferstehung Jesu hindurch, die Offenbarung des Königtums Gottes, seiner rettenden und fordernden Hinwendung zum Menschen und seiner Welt.
Wie eine Rangordnung der Werte, so gibt es eine Rangordnung der Wahrheiten: von der unfruchtbaren Wahrheit des Geschwätzes bis zur bewegenden, umstürzenden Wahrheit der grossen Rede. Und jenseits aller Rangordnungen gibt es die Wahrheit, die mehr ist als die Summe aller Wahrheiten. Sie ist grösser als wir, wir können nur an ihr teilhaben, indem wir in sie eintreten; sie ist der Raum der grösseren Wirklichkeit, sie macht uns frei. Es ist die Wahrheit Gottes, die Helle seiner Heiligkeit, die Macht seiner Treue. Die Wahrheit ist sichtbar erschienen: das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.
Wir hören “König” und denken an Macht und Glanz auf der einen, gehorsame Unterwerfung auf der anderen Seite. In dieser Sprache wird auch im Alten Testament das Königtum Gottes dargestellt. Durch Jesus Christus haben wir gelernt, zwischen Bild und gemeinter Wirklichkeit zu unterscheiden. Er ist ein König, der misshandelt und ans Kreuz geschlagen wird, damals und immer. Er ist König nicht trotzdem, sondern gerade durch das Kreuz: durch seine Opferhingabe für die Vielen. Durch ihn haben wir die Versöhnung, die Freiheit, den Frieden.
Evangelium nach Johannes 18,33b-37
In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden?
Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben es dir andere über mich gesagt?
Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein eigenes Volk und die Hohenpriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan?
Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier.
Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
Kommentar zum heutigen Evangelium
Hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo (Nordafrika) und Kirchenlehrer
Homilien über das Johannesevangelium, 115
“Mein Reich ist nicht von dieser Welt”
Hört her, Juden und Heiden […] hört her, alle Königreiche der Erde! Ich hindere euch nicht daran, über die Welt zu herrschen, “mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Lasst euch also nicht von dieser unverständigen Furcht beherrschen, die Herodes ergriff, als man ihm meine Geburt verkündete […] Nein, so sagt der Erlöser, “mein Reich ist nicht von dieser Welt”. Kommt alle in dieses Königreich, das nicht von dieser Welt ist. Tretet ein durch den Glauben. Die Furcht soll euch nicht grausam werden lassen. Es stimmt zwar, dass der Sohn Gottes in einer Prophezeiung vom Vater spricht und sagt: “Ich selber habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg.” (Ps 2,6). Doch dieser Zion und dieser Berg sind nicht von dieser Welt.
Was also ist sein Reich wirklich? Es sind die, die an ihn glauben, die, zu denen er spricht: “Ihr seid nicht von dieser Welt, so wie ich nicht von dieser Welt bin” (vgl. Joh 17,16). Und dennoch will er, dass sie in der Welt sind, und er betet zu seinem Vater: “Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.” (Joh 17,15). Denn er sagte nicht: “Mein Reich ist nicht in dieser Welt.”, sondern sehr wohl: “Es ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich nicht ausgeliefert würde.” (Joh 18,36).
Sein Königreich hingegen ist wirklich bis zum Ende der Welt hier auf Erden; bis zur Ernte wächst das Unkraut inmitten des Getreides (vgl. Mt 13,24f.) […] Sein Reich ist nicht von hier, denn er ist in dieser Welt wie ein Reisender. Denen, die ihm untertan sind, sagt er: “Ihr seid nicht von der Welt, weil ich euch aus der Welt erwählt habe.” (Joh 15,19). Sie waren also von dieser Welt, als sie noch nicht sein Königreich bildeten und sie gehörten dem Fürsten dieser Welt (vgl. Joh 12,3) […] Alle, die dem Geschlecht des sündigen Adam entstammen, sind von dieser Welt. Alle, die in Jesus Christus neu erschaffen wurden, gehören zu seinem Königreich und nicht mehr zu dieser Welt. “Gott hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes.” (Kol 1,13).
Schreibe einen Kommentar